Baulinks -> Redaktion  || < älter 2007/0952 jünger > >>|  

Mauerwerksindustrie leidet unter 60% weniger Baugenehmigungen

  • Der Wohnungsbau spaltet sich von der allgemeinen Konjunktur-Entwicklung ab

(18.6.2007) Während Deutschland im Konjunktur-Rausch schwelgt, zeichnet sich derzeit eine dramatische Entwicklung im Wohnungsneubau ab: Die bereits im 2. Halbjahr 2006 rückläufige Entwicklung bei Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser hat nunmehr die Mauerwerksindustrie mit Absatzrückgängen von bis zu 25 Prozent im 1. Quartal diesen Jahres voll getroffen.

Der Trend verschärft sich weiter: Bis Februar 2007 wurden bundesweit über 60 Prozent weniger Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser als im Vorjahr erteilt, bei Mehrfamilienhäusern betrug der Rückgang durchschnittlich 17 Prozent. Entsprechend rechnet die Mauerwerksindustrie für das zweite Halbjahr 2007 mit einer weiteren Verschlechterung in den Wohnungsbauaktivitäten und damit bei der Baustoff-Nachfrage. In einem offenen Brief an die zuständigen Abgeordneten des Bundestages warnt die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM) jetzt vor den Konsequenzen der Entwicklung.

Noch im vergangenen Jahr hatte die Mauerwerksindustrie allen Grund zum Optimismus und trug mit einem Absatzplus von 8,9% und einer verkauften Menge von insgesamt 17,1 m³ erheblich zu den positiven Konjunkturdaten bei. Die sich derzeit abzeichnende Entwicklung im Wohnungsbau wird jedoch in weiten Teilen der betroffenen Bau-Industrie als Existenz bedrohend angesehen.

Von Werksschließungen ist die Rede

Verantwortlich für die Zuspitzung der Situation ist nach Ansicht von Spitzenverbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft die Politik. "Seit Jahren," so Dr. Ronald Rast, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM), "werden durch wichtige politische und steuerliche Entscheidungen Rahmenbedingungen geschaffen, die gegen Investitionen in den Wohnungsbau ausgerichtet sind." Auffällig sei, so Rast weiter, dass der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern, der 2006 noch fast 70 Prozent des gesamten Wohnungsneubaus ausmachte, gerade in dem Augenblick in sich zusammenbreche, in dem die Erhöhung der Mehrwertsteuer erstmals voll zum Tragen kommt und die Wohnungsbauförderung für dieses Segment komplett wegfalle: "Folgeregelungen zur Einbindung von Immobilien in die private Altersvorsorge liegen aber immer noch nicht vor."

Ähnlich stellt sich die Situation beim Mehrfamilienhausbau dar: Hier sorgt vor allem die strikte Einschränkung von steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten dafür, dass sich Investitionen in den Mietwohnungsbau nicht rechnen. Ein sozialer Wohnungsbau existiert praktisch nicht mehr. Hinzu kommt, dass die nach wie vor anhaltende Diskussion um die Erbschafts- und Unternehmenssteuer eine zusätzliche Verunsicherung für Investoren bedeutet. "Wenn diese Entwicklung anhält," warnt der DGfM-Geschäftsführer, "stehen wir bald vor neuen sozialen Problemen." Betroffen sind vor allem sozial schwache Schichten, junge Familien sowie ältere Mitbürger.

Die Vertreter der Baustoffindustrie fordern daher die Politik auf, klare Signale zu setzen: "Wir wollen, dass die bereits seit Januar 2007 in der Koalitionsvereinbarung zugesagte Regelung zur Förderung der Immobilie in der privaten Altersvorsorge endlich erfüllt wird." Gleichzeitig werden für das Segment des altersgerechten Wohnungsbaus, für das wegen der demografischen Entwicklung ein großer Bedarf besteht, entsprechende Förderungen und angemessene steuerliche Rahmenbedingungen angemahnt. Klare Regelungen im Rahmen der anstehenden Erbschafts- und Unternehmenssteuerreform sollen positive Impulse für Bauinvestitionen freisetzen.

"Wenn die Politik nicht bald handelt und die Tendenz anhält, so dass tatsächlich Werke geschlossen werden müssen," gibt Rast zu bedenken, "kostet das Arbeitsplätze. Außerdem entstehen neue soziale Brennpunkte infolge ansteigender Mieten und ungenügender Wohnraumversorgung für sozial schwächere und ältere Bürger. Das kann politisch nicht gewollt sein."

Mauerstein - Marktanteile in Deutschland für 2005 und 2006
 Baukonjunktur Betonstein Betonsteine Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau Kalksandstein Kalksandsteine Leichtbetonstein Leichtbetonsteine Porenbetonstein Porenbetonsteine Wandbaustoff Wandbaustoffe ZiegelMauerwerk
Grafik aus dem Beitrag "Mauerwerksbau verzeichnet 2006 ein deutliches Plus" 16.5.2007

Mauersteine profitieren auch in Österreich nicht von der anspringenden Konjunktur

Die Entwicklung des österreichischen Baustoff-Marktes ist erfreulich. Im Gegensatz zu anderen Baustoffen können Mauersteine allerdings auch im Alpenland nicht besonders stark von der wieder anspringenden Konjunktur profitieren, analysieren Kreutzer Fischer & Partner | Marktanalyse in einer aktuellen Studie.

Die Nachfrage nach Mauersteinen stagniert. Von 2003 bis 2005 sank die abgesetzte Menge um 43.000 m³ auf 2,3 Mio. m³. Damit hatte der Markt eine Talsohle erreicht. Im vergangenen Geschäftsjahr erholte sich der Markt etwas und hält nun bei 2,35 Mio. m³ (+2,1% gegenüber 2005), das entspricht einem Umsatz von 123,1 Mio. Euro. Überkapazitäten prägen die Branche, Kostensteigerungen der Vormaterialien können nicht im erforderlichen Ausmaß berücksichtigt werden. Das Preisniveau steigt pro Jahr nur zwischen 1,8 und 2,5%, die Deckungsbeiträge werden zunehmend geringer. Das relativ gute Ergebnis 2006 ist im wesentlichen auf den milden Winter 2006/07 zurück zu führen, denn vom steigenden Wohnbaubedarf der nächsten 10 Jahre können sich Mauersteine weniger Impulse als andere Baustoffe erwarten.

  • Einerseits verhalten sich Baumeister in der Wahl der Wandbaustoffe antizyklisch. In Zeiten der Rezession können Mauersteine ihren Marktanteil gegenüber Fertigteilen verbessern. Es stehen genügend Kapazitäten an Arbeitskräften frei, die auch beschäftigt werden wollen. Hier ist ein Rückgriff auf das Bauen mit kleinen Formaten angebracht.
  • Umgekehrt die Situation bei steigender Konjunktur: Die Arbeitskraft wird wertvoller und damit sparsamer eingesetzt, das Bauen mit Fertigteilen legt zu. Dadurch entspricht der generelle Konjunkturverlauf der Mauersteinindustrie nicht der Bauindustrie, sondern hat einen glatteren Verlauf.
  • Andererseits leiden Wandsteine mehr als Fertigteile unter den Grundstückspreissteigerungen. Wenn von einem fixen Baubudget immer weniger für den Rohbau übrig bleibt, dann leidet eher die traditionelle Bauweise mit Mauersteinen.

Dazu Peter Siegl, Studienautor des BRACNHENRADAR Mauersteine in Österreich "Die Industrie beklagt den Trend der Häuselbauer, nur mehr das zu machen, was wirklich notwendig ist. Auch aus finanziellen Gründen werden die Wandstärken immer dünner". Für die Energieeffizienz des Hauses, das Wohngefühl und das Wohnklima ist zunehmend die Dämmung verantwortlich. Sie fällt deutlich dicker aus als noch vor wenigen Jahren.

Auch veränderte Bauweisen hin zu Stahl/Glaskonstruktionen verringern das Marktvolumen (vergleiche aber mit dem Beitrag "Stoppt Klimadiskussion den Vormarsch der Glasfassade?" vom 8.6.2007). Die Zukunftsaussichten sind also alles andere als rosig. Für 2007 und 2008 rechnen wir mit einem Nachfrageplus von mageren 0,9% pro Jahr.

Der Ziegel hält mit knapp 1,9 Mio. m³ Absatzvolumen in Österreicheinen Marktanteil von 79,6%. Er kann damit die Marktführerschaft gegenüber anderen Wandbaustoffen weiterhin klar behaupten. Überraschend dagegen das starke Abschneiden des als "Pfuscherstein" verschrieenen Normalbeton-Hohlblocksteines. Aufgrund seines hohen Marktanteils im Kellerbereich ist er mit 210.000 abgesetzten m³ die Nummer Zwei am Markt. Auf den Plätzen folgen im Alpenland der Mauerstein aus Porenbeton (103.000 m³), aus Blähton (95.000 m³) und aus Holzmantelbeton (70.000 m³).

siehe auch für weitere Informationen:

ausgewählte weitere Meldungen

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH