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Sichtbeton im Stil der 70er Jahre

(24.8.2010) Nach 40 Jahren intensiver Nutzung erfüllte das Labor-, Forschungs- und Unterrichtsgebäude der ETH Zürich die täglichen Anforderungen des Universitätsbetriebs nur noch ungenügend. U.a. war auch die Fassade des Sichtbetongebäudes zum Teil beschädigt und musste erneuert werden. Um das ursprüngliche Aussehen des Bauwerks zu bewahren, entschieden sich die Bauherrschaft und die Planer des Büros Fischer Architekten, Zürich für NOEplast Schalmatrizen.

Die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich, kurz ETH, ist eine technisch-naturwissenschaftliche Universität. Sie wurde 1855 im Zentrum der Stadt gegründet. Hierbei erbaute Gottfried Semper innerhalb von sechs Jahren eines der ersten Universitätsgebäude (siehe Bing-Maps-Vogelperspektive). Nachdem der Andrang auf die Hochschule dauerhaft gestiegen war, konnte im Stadtzentrum nicht mehr ausreichend Platz für die unterschiedlichen Fakultäten geschaffen werden. Die damalige Universitätsleitung entschied sich ins Umland, auf den so genannten Hönggerberg, auszuweichen. Hier errichteten unterschiedliche Planer in drei Bauphasen zahlreiche, zum Teil architektonisch ansprechende Bauwerke. Das Labor-, Forschungs- und Unterrichtsgebäude für Physik mit dem Namen HPP gehörte zu deren Pionieren. Es wurde in der Zeit von 1969 bis 1971 errichtet (siehe Bild oben rechts, Google-Maps sowie Bing-Maps).

Gebäudebestand

Das Universitätsgebäude HPP ist das höchste Bauwerk des Campus und am weitesten sichtbar. Ganz im Stil der 70er Jahre erbaut, zeichnet es sich durch seine sachliche, klare Gebäudefassade aus. Diese wird von sehr großen Fensterflächen und hellgrauem Sichtbeton dominiert. Das gesamte Gebäude ruht auf massiven Stützen und besitzt im Innern, wie bei Hochhäusern üblich, einen Gebäudekern in dem Nebenräume untergebracht sind und der zur Lastabtragung beiträgt. Ungewöhnlich ist die windmühlenartige Drehung der Grundrisse, die zu großzügigen inneren Erschließungsflächen mit Tageslichtversorgung von vier Seiten führt, sowie die hohe Qualität der oft roh belassenen Wandoberflächen.

Science City

Innerhalb von mehr als 30 Jahren nutzten tausende Studenten, Angehörige des Lehrkörpers und Besucher das Gebäude, doch nach und nach konnte es nicht mehr den Anforderungen eines modernen Universitätsbetriebs gerecht werden. Hohe Studentenzahlen führten immer wieder zu Platzproblemen. Darüber hinaus entsprach das zehnstöckige Hochhaus (plus zwei Untergeschosse und zwei Dachzentralen) nicht mehr den gültigen Brandschutzbestimmungen und der Energieverlust über die Fassadenfläche war viel zu hoch. Der große Instandsetzungs- und Erneuerungsbedarf machte eine umfangreiche bauliche und technische Gesamtsanierung unumgänglich. Diese findet seit 2009 im Rahmen des Projektes Science City statt. Dessen Ziel ist es, den Campus mehr zu beleben und Wohnungen sowie öffentliche Einrichtungen dort unterzubringen.

Erneuern und erhalten

Das Züricher Büro Fischer Architekten wurde mit der Sanierung des HPP betraut. Bei der Planung legten die Verantwortlichen großen Wert darauf, das Erscheinungsbild der Gebäudefassade zu erhalten. Lukas Marti, der verantwortliche Architekt, sagt hierzu: "Der bestehende Bau weist große Qualitäten auf und ist in einem engen Zusammenhang mit allen Gebäuden der ersten Ausbauetappe der ETH Hönggerberg zu betrachten. Wir fanden es richtig, das Erscheinungsbild der Fassade, also auch die Sichtbetonelemente, zu erhalten." Sie zeichnen sich durch eine Textur 12 cm breiter, sägerauer Bretter aus. Um die neue Betonfassade mit dieser Oberflächengestaltung zu versehen, standen dem Architekturbüro zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Sie konnten, wie in den 70er Jahren üblich, die Schalung aus echten sägerauen Brettern erstellen oder Schalungsmatrizen aus PU verwenden. Schnell stellte sich heraus, dass echtes Holz im Vergleich zu PU-Matrizen zahlreiche Nachteile aufwies. Erstens sind heutzutage nicht mehr alle Sägewerke in der Lage, sägeraue Bretter zu liefern. Zweitens ist die Einsatzmöglichkeit von echtem Holz sehr begrenzt, da es bei jedem Betoniervorgang Wasser aufsaugt und so seine Form verliert und der Beton unter Umständen eine andere Farbe erhält. Drittens setzten sich schwer zu entfernende Betonrückstände in den feinen Poren des Holzes fest, wodurch die Struktur schon nach wenigen Einsätzen nicht mehr exakt wiedergegeben wird.

Individuelle Schalungsmatrizen als wirtschaftlichste Lösung

So kamen die Planer zu dem Entschluss, NOEplast Schalungsmatrizen zu verwenden. Mit ihnen lässt sich die Betonoberfläche auf vielfältigste Art gestalten. Der Hersteller NOE-Schaltechnik bietet sowohl die Möglichkeit individueller Matrizen als auch ein Standardsortiment an. Dieses reicht von völlig frei erfundenen Motiven bis zu Reliefs, die eine Ziegel- oder Natursteinwand nachbilden. Obwohl NOE-Schaltechnik auch sägeraue Strukturen im Sortiment hat, wurden für die ETH individuelle Matrizen produziert.

Gleichgültig, ob es sich um eine individuelle Matrize oder um eine Matrize aus dem Standardsortiment handelt, NOEplast lässt sich je nach Pflege ca. 100mal verwenden. Bei dem Universitätsgebäude hatte dies den Vorteil, dass so der Einsatz der PU-Matten günstiger war als die Verwendung sägerauer Bretter.

Auf der Baustelle

Um die Strukturen auf den Beton zu übertragen, werden die Matrizen in die Schalung gelegt oder geklebt. Diese wird anschließend mit Beton gefüllt. Nachdem der Beton ausgehärtet ist, kann die Schalung entfernt werden. Bei der ETH wurden die Betonelemente direkt auf der Baustelle gefertigt. Diese Aufgaben übernahm die Firma BWT Bau AG, Winterthur. Für sie war die Arbeit mit den Schalungsmatrizen neu, doch schon nach kurzer Einarbeitungszeit wurden gute Sichtbetonergebnisse erzielt. Sandro Küng, der verantwortliche Bauleiter, sagt hierzu: "Wir mussten zunächst Erfahrungen sammeln, doch schnell haben wir gelernt, worauf bei der Arbeit mit Matrizen zu achten ist. Ab dann ging die Fertigung zügig voran."

Wie bei jedem Bauwerk spielten auch hier die Gebäudeecken eine wichtige Rolle. "Besonderen Wert legten wir auf eine saubere Gebäudekante", sagt der Bauleiter. "Infolgedessen habe ich eine eigene Detaillösung entworfen, die uns die Arbeit einfach machte". Insgesamt wurden ca. 1150 m² Fassadenfläche mit nur 93 m² Matrizen (8 Stück) gefertigt. Dies überzeugte auch den verantwortlichen Architekten Lukas Marti. Er sagt: "Besonders gut hat mir gefallen, dass es möglich ist, mit geringem Materialaufwand die verschiedenartigsten Oberflächenstrukturen gut nachzubilden." Und er ergänzt: "Ich kann mir durchaus vorstellen, bei einem anderen Projekt wieder NOEplast Matrizen einzusetzen."

Weitere Informationen zu NOEplast können per E-Mail an NOE angefordert werden.

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