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Bericht vom 10. Fachkongress der Transportbetonindustrie

<!---->(27.9.2010) Am 8. und 9. September fand in Berlin mit "Praxis Transportbeton" die Jahresveranstaltung der deutschen Transportbetonindustrie statt. Seit zehn Jahren lädt der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V. (BTB) die verbandlich organisierten Unternehmen sowie Vertreter benachbarter Branchen zu der abwechselnd mit den Transportbeton-Tagen durchgeführten Fachveranstaltung ein.

Der BTB nimmt sich in diesem Kongress aktuellen technischen und wirtschaftlichen Themen aus der Praxis der Unternehmen an und diskutiert diese in Vorträgen und Seminaren. Der Blick des Verbandes richtet sich dabei auch stets auf die in der näheren Zukunft liegenden Aufgaben der Branche. Offensichtlich trifft der Verband mit dieser Gewichtung und der inhaltlichen Ausgestaltung die Interessen der Unternehmen, denn auch in Berlin konnte der Bundesverband wieder rund 300 Gäste begrüßen.


Zukunft im Blickpunkt

Der erste Veranstaltungstag stand unter der Überschrift "Fit for future" ganz im Zeichen der Zukunft. In seiner Eröffnungsrede skizzierte BTB-Präsident Dr. Erwin Kern die wirtschaftliche Situation der Branche. Nach einem leichten Anstieg der Transportbetonproduktion im Jahr 2008 sank diese im vergangenen Jahr mit einem Minus von 8 Prozent auf nur noch 37,7 Mio. Kubikmeter und damit auf das Niveau der 70er Jahre. Auch die Umsätze gingen um 3,1 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro zurück - siehe auch Beitrag "Transportbetonindustrie nur verhalten optimistisch" vom 20.9.2010.

Dr. Erwin KernUnter Bezug auf die Inhalte der Fachtagung zeigte Dr. Kern jedoch auf, dass die Branche, ihr Baustoff und nicht zuletzt auch der Verband für die Aufgaben der Zukunft gut gerüstet seien. Er verdeutlichte dies insbesondere am Themenkreis "Bauprodukte und Umwelt". So konnten beispielsweise für das "Bauen im Grundwasser" mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Regelungen entwickelt werden, die einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt mit den Anforderungen an ein nachhaltiges Bauen mit dem Baustoff Beton vereinen - siehe auch Beitrag "BV Transportbeton über Ökobilanzen, Normung, Betontechnik" vom 27.9.2010.

Vision und Revision

Nach einem "Blick über den Beton-Tellerrand" im Eröffnungsreferat von Prof. Harald Welzer und seinen kulturwissenschaftlichen Ausführungen über "Das Ende der Welt, wie wir sie kannten" und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Implikationen, die sich in der Zukunft aus dem Klimawandel ergeben könnten, stand der erste Veranstaltungstag dann ganz im Zeichen dessen, was in naher und mittelfristiger Zukunft die Transportbetonindustrie bestimmen wird.

BTB-Vorstand Michael Warzecha eröffnete den von Ingo Lothmann (Heidelberger Beton) moderierten Veranstaltungsblock "Fit for Future" mit Ausführungen über das vom BTB initiierte Projekt "ELSE", zur Einführung branchenweiter elektronischer Lieferscheine. Der BTB will durch dieses neue und deutschlandweit bisher einmalige Serviceangebot eine gemeinsame Schnittstelle für Transportbeton-Hersteller und Bauunternehmer schaffen, die den Datenaustausch des täglichen Lieferschein-Managements im Büro und auf der Baustelle standardisiert und somit vereinfacht.

Als Leiter des DIN Normenausschusses "Betontechnik" informierte Prof. Dr.-Ing. Rolf Breitenbücher (Ruhr-Uni Bochum) über den Status Quo der anstehenden 2010-Revision der europäischen Betonnorm EN 206-1. Diese wird zwar einige Modifizierungen des Normenwerks mit sich bringen - Stichworte sind hier das Prinzip der gleichwertigen Betonleistungsfähigkeit, Konformitätsnachweis und Lebensdauerbemessung - die grundsätzliche Struktur und die wesentlichen Elemente aber nicht antasten.

Prof. Dr. Wolfgang Breit (TU Kaiserslautern) entwarf im Anschluss eine "Vision 2015", in der er Optionen für den Transportbeton der nächsten Generation aufzeigte. Beispielsweise ging er auf das Markt- und Entwicklungspotenzial so genannter "Betontankstellen" ein, an denen Beton von Kunden "selbst gezapft" werden kann. Auch Fahrmischern mit erweiterten Kontroll-, Dosier- und Mischmöglichkeiten zur Online-Steuerung der Konsistenz bescheinigte Prof. Breit Zukunftspotenzial.

Von AKR bis UHFB

Fahrmischer bzw. das professionelle Management der Fahrmischerflotte und weitere Aspekte der Logistik analysierte Ralf Schumann (HeidelbergCement) in seinem Vortrag "Nachhaltige Betonlogistik". Er verdeutlichte, dass einer effizienten und ökologischen Logistik wegen der zunehmenden ökologischen Anforderungen und des nach wie vor hohen Wettbewerbsdrucks zunehmend Bedeutung zukommt und kommen wird.


In seinen Ausführungen zu "Ultrahochfestem Beton (UHFB) aus dem Fahrmischer" stellte Dr. Reinhard Winzer anschließend die Ergebnisse eines Praxisversuches vor, aus dem sich u.a. ableiten lässt, das sich UHFB bis 200 N/mm² grundsätzlich auf vorhandenen Transportbetonmischanlagen herstellen und unter Beachtung eines erhöhten Drucks auch pumpen lässt. Die zukünftigen Anwendungsmöglichkeiten für UHFB sind vielfältig, zum Beispiel für Tragwerke mit schlanken Querschnitten wie Träger, Stützen und Platten für Brücken oder im Industrie- und Hochbau.

Den Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildeten die Ausführungen von Eckhard Bohlmann (HeidelbergCement), Prof. Ulrich Hahn (RWTH Aachen / Fachbereich Verkehrswegebau im NA Bau des DIN) und Dr.-Ing. Christoph Müller (Forschungsinstitut der Zementindustrie), die Lösungsansätze zur Vermeidung schädigender Alkali-Kieselsäure-Reaktionen aufzeigten. Neben der Anwendung der Alkali-Richtlinie lassen sich inzwischen in den von dieser nicht umfänglich erfassten Bereichen (Feuchtigkeitsklasse WA und WS der ZTV Beton-StB) AKR-Performance-Prüfungen durchführen, mit denen bei neuen Betonfahrbahndecken die Gefahr von AKR-Schäden bewertet werden kann.

Marketing für Beton

Der Straßenbau stand auch zum Beginn des zweiten Veranstaltungstages im Fokus. Ulrich Nolting (Beton Marketing Süd) eröffnete den von Christiane Bohlmann (HeidelbergCement) moderierten Themenblock "Marketing für Beton" mit einer Einschätzung der Marktchancen von Beton im kommunalen Straßenbau. Vor allem aufgrund voraussichtlich weiter steigender Bitumenpreise und des per Difu-Studie nachgewiesenen immensen kommunalen Investitionsbedarfs in den nächsten 10 Jahren zeigte Ulrich Nolting hohes Marktpotenzial auf. Beton sei z.B. aufgrund seiner hohen Dauerhaftigkeit, Verformungsstabilität, Griffigkeit, und Wirtschaftlichkeit eine geeignete Alternative zum Asphalt. Eine These, die durch die Ausführungen von Andreas Tiemann (Heinz Schnorpfeil Bau GmbH) gestützt wurde. Sein Erfahrungsbericht über eine Kreisverkehrsanlage in Bad Sobernheim, die 2006 als erste in Betonbauweise realisierte in Deutschland in Betrieb genommen wurde, gab einen Ausblick darauf, dass das Potenzial für Beton beim Bau hoch frequentierter oder mit starkem Schwerlastverkehr belasteter Flächen noch lange nicht ausgeschöpft ist. Ein Umdenken hin zur Betonbauweise würde nicht nur den Unternehmen der Branche, sondern vor allem der Infrastrukturplanung des Landes zum Vorteil gereichen. Den Abschluss des "Marketing-Blocks" bildete der Vortrag "Beton als Wandbaustoff - massiv passiv" von Alfred Rauhut. Der selbstständige Bauingenieur berichtete über den Bau seines mit dem "BTB-Partnerpreis" ausgezeichneten Wohnhauses. Das Passivhaus ist vom Keller bis zum Dach mit Beton und unter Verwendung der Typenstatik für unbewehrte Betonwände gebaut.

Bauprodukte und Umwelt

Werner Rothenbacher (Schwenk Zement KG) eröffnete den von Raymund Böing (HeidelbergCement) moderierten Themenblock "Bauprodukte und Umwelt". In seinen Ausführungen zur Standortbestimmung des Baustoffs Transportbeton hinsichtlich Umweltfragen stellte er einige von der Forschungsgemeinschaft Transportbeton e.V. (FTB) beauftragte oder begleitete Untersuchungen und Forschungsprojekte vor. Wichtigstes Ergebnis der Studien: Durch Beton ist keine Gefährdung von Boden und Grundwasser zu befürchten.

Dr.-Ing. Udo Wiens (Deutscher Ausschuss für Stahlbeton e.V.) berichtete in seinem Beitrag "Nachhaltig Bauen mit Beton" über ein gemeinsames Forschungsprojekt der deutschen Betonindustrie. Das u. a. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt hat das Ziel, das nachhaltige Bauen mit Beton zu fördern und in der Praxis zu verankern. Ergebnisse des Verbundforschungsvorhabens werden in Kürze in der Schriftenreihe des DAfStb veröffentlicht. Eine DAfStb-Richtlinie "Grundsätze des nachhaltigen Bauens mit Beton" (GrunaBau) ist weiteres zentrales Ergebnis des Verbundvorhabens.

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe beleuchtete Prof. Dr. Peter Lieblang (Hochschule Bochum) die nachhaltigen Qualitäten des Baustoffs Beton unter akademischen Gesichtspunkten und bescheinigte diesem vor dem Hintergrund existierender Ökobilanzen und seiner bauphysikalischen Eigenschaften ausgezeichnete "Umwelteigenschaften".

Seminare, Fachausstellung und Architektur-Forum

Ergänzt wurden die Vorträge von zwei Seminaren. Hubertus Kottmeier, Wolfgang Petersen und André M. Kaliebe (ABOS-CONWORKS Unternehmerverbund) widmeten sich dem Themenkomplex "Überleben in der Krise" und rückten insbesondere mit ihren Überlegungen zum "Innerbetrieblichen Potenzial im Angesicht der Krise", einen Aspekt des Krisenmanagements in den Blickpunkt, der von der "althergebrachten Krisentheorie" eher wenig behandelt wird.

Ulrich Nolting, Dr. Norbert Ehrlich (Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton), Rolf Werner (BEVBE Beratung und Expertisen für Verkehrsflächen in Beton, Schweiz) und Dr. Josef Strunge (Wilhelm Dyckerhoff Institut) vertieften im Seminar "Transportbeton für den Straßenbau" die bereits in den entsprechenden Vorträgen umrissenen Aspekte. Zusätzlich stellten sie insbesondere auf die positiven Umweltaspekte beim Bauen mit Beton in diesem Segment ab.

Wie in den Vorjahren wurde der Kongress von einer Fachausstellung begleitet, in der Unternehmen aus benachbarten Branchen über aktuelle Produktinnovationen und neue Dienstleistungen für die Transportbetonindustrie informierten. Bereits zum zweiten Mal richtete sich die Transportbetonindustrie auch mit einer eigenen Veranstaltung an Architekten und planende Ingenieure. In Kooperation mit BetonMarketing Ost fand das Forum "Mit Beton kreativ gestalten" statt, in dem Dr.-Ing. Thomas Richter (BetonMarketing Ost) einen Überblick zum Thema "Sichtbeton aus Transportbeton - was ist heute möglich" gab. Weitere Themen waren "Schwarzer Leichtbeton" sowie der "Planungsatlas für den Hochbau".

Auszeichnung für Rolf Gieselmann

Traditionell fanden am Rande von Praxis Transportbeton auch die jährlichen Gremiensitzungen des Bundesverbandes Transportbeton statt. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde Rolf Gieselmann die Hans Schuy-Ehrennadel des Verbandes verliehen. Mit der Nadel zeichnet der Verband Persönlichkeiten aus, die sich in den Arbeitsgremien der Branche besonders verdient gemacht haben.

Gieselmann erhielt die Auszeichnung in Würdigung seines Jahrzehnte langen Engagements für die deutsche Transportbetonindustrie, unter anderem als langjähriger Obmann des Bundesüberwachungsausschusses Transportbeton des BÜV TB und als langjähriges Mitglied des Arbeitsausschusses Betontechnologie und Umwelt.

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