Leitfaden des Landes Baden-Württemberg für die nachhaltige Beschaffung
(15.6.2014) Ob Bürobedarf, Baumaterialien oder Kantinenbetrieb - wie Kommunen künftig umweltfreundliche und fair gehandelte Produkte bei Ausschreibungen berücksichtigen können, erklärt ein neuer Leitfaden des Landes Baden-Württemberg zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung von Kommunen. Er wird herausgegeben von der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg sowie dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und wurde vom Öko-Institut erstellt. Der Leitfaden beschreibt die Schritte, die Behörden gehen können, um Nachhaltigkeitskriterien und soziale Standards beim Einkauf von Produkten und Dienstleistungen umzusetzen.
Laut Jens Gröger, Projektleiter am Öko-Institut, erläutert der Leitfaden „die vergaberechtlichen Möglichkeiten und gibt konkrete Hinweise, wie die Anforderungen an nachhaltige Produkte und Dienstleistungen formuliert werden müssen.“ Dazu wird anhand von Praxisbeispielen aus Kommunen gezeigt, was machbar ist. Außerdem erstellte das Öko-Institut im Rahmen des Projektes fünf Wegweiser für die Produktgruppen Papier, Reinigungsdienstleistungen, Arbeitskleidung, Natursteine und Sportbälle, die detailliert Kriterien für Ausschreibungen kommunaler Auftraggeber listen.
Nachhaltigkeit in den Kommunen verankern
Mit anderen Bundesländern gilt Baden-Württemberg als Vorreiter auf dem Gebiet der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung. So hat das Bundesland in seiner Nachhaltigkeitsstrategie Ziele festgeschrieben und konkrete Unterstützungsangebote für das nachhaltige Handeln auch von Kommunen etabliert. Die Entwicklung von Arbeitshilfen für den umwelt- und sozialverträglichen Einkauf kommunaler Behörden ist dabei ein Baustein.
Für die Umsetzung in der jeweiligen Kommune empfiehlt das Öko-Institut verschiedene Schritte:
- Zunächst sollten die Verantwortlichen ein eigenes Leitbild entwickeln, in dem Ziele für nachhaltiges Handeln festgeschrieben werden.
- Dann sollte das eigene Beschaffungsportfolio nach Verbesserungsmöglichkeiten im Sinne von Umwelt- und Sozialstandards untersucht werden.
- Schließlich sollen jene Produkte und Dienstleistungen anhand von Nachhaltigkeitskriterien beschafft werden, die einen besonders großen Effekt haben.
Bei vielen Produkten und Dienstleistungen beginnt die Entscheidung für eine nachhaltige Alternative bereits bei der Festlegung des Auftragsgegenstandes:
- Beispielsweise kann eine Kommune bei der Beschaffung von Kopierpapier ausschließlich auf 100 Prozent Recyclingpapier setzen.
- Bei der Bestückung von Veranstaltungen werden nur Angebote für fair gehandelte und biologisch erzeugte Lebensmitteln zugelassen.
- Bei der Suche nach einem Stromlieferanten fragt der Auftragsgegenstand direkt nach Ökostrom und schließt damit Kohle- oder Atomstrom aus.
Für die Beschaffung müssen konkrete ökologische und soziale Kriterien festgelegt werden. Ökologische Kriterien können beispielsweise sein:
- die Begrenzung des Energieverbrauchs,
- die Vermeidung von umwelt- oder gesundheitsgefährdenden Stoffen im Produkt oder bei der Herstellung,
- ein ressourcenschonender Materialeinsatz durch die Nutzung von Recyclingmaterialien,
- Langlebigkeit der eingekauften Produkte (sind sie reparierbar, gibt es Ersatzteile?),
- eine recyclinggerechte Konstruktion,
- geringe Geräuschemissionen sowie
- die Höhe der CO₂-Emissionen bei Herstellung und Nutzung.
Verschiedene Produkte, z. B. Kaffee oder Sportbälle, erfordern - um dem Anspruch nachhaltigen Handelns gerecht zu werden - die Formulierung sozialer Kriterien. Hierzu gehören ...
- die Bezahlung von Mindestlöhnen,
- die regelmäßige Schulung von Mitarbeitern und
- das Einhalten von Tarifverträgen ebenso, wie
- die Einhaltung der Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die z. B. das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit beinhalten.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- PDF-Download: Nachhaltige Beschaffung konkret
- LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
- Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
- Öko-Institut e.V.
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siehe zudem:
- Baubiologie und nachhaltiges Bauen im Architektur-Magazin auf Baulinks