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DAM Architectural Book Award 2015 für die besten 10 Architekturbücher


  

(7.10.2015) Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Ar­chitekturmuseum (DAM) haben zum siebten Mal den Interna­tionalen DAM Architectural Book Award vergeben. Die in ihrer Art einmalige und inzwischen hoch angesehene Auszeichnung kürt die besten Architekturbücher eines Jahres. Dem Aufruf sind 63 Architektur- und Kunstbuchverlage aus der ganzen Welt gefolgt. Eine Fachjury hat sich am 30. September getrof­fen und aus 178 Einsendungen nach Kriterien wie Gestaltung, inhaltliche Konzeption, Material- und Verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität die zehn besten Architekturbücher 2015 ausge­wählt.

Die Preisverleihung findet am 14. Oktober 2015 in der Bibliothek des Deutschen Archi­tekturmuseums statt. Alle Preisträger werden von 15. bis 18. Oktober 2015 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert (Halle 4.1, Zentrum Bild, Stand K 106).

Preisträger DAM Architectural Book Award 2015

Titel: Dutch Dikes

  • Verlag: nai010 Publishers, Rotterdam
  • Herausgeber: LOLA Landscape Architects: Eric-Jan Pleijster, Cees van der Veeken
  • Autoren: Tracy Metz, Eric Luiten, Steffen Nijhuis, Hans Renes, Henk Ovink
  • Künstlerische Gestaltung: Koehorst in't Veld
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Alles was Sie (noch) nicht über Deiche wissen wollten! Der ulti­mative niederländische Deich-Atlas ist ein schön gemachtes Werk über die Deiche des Landes. In allen - wirklich allen - Aspekten wird das Thema erschöpfend und erfri­schend zugleich betrachtet. Mit wunderbaren Illustrationen und Grafiken und endlosen Fotostrecken werden die 40 wichtigsten Deiche exemplarisch von den jungen Land­schaftsplanern LOLA vorgestellt, die bereits letztes Jahr einer der 10 Preisträger wa­ren.

Titel: An Igloo on the Moon

  • Verlag: Circa Press, London
  • Autoren: David Jenkins
  • Künstlerische Gestaltung: Jean-Michael Dentand
  • Illustration: Adiran Buckley
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: „Ein Iglu auf dem Mond“ geht der Frage nach, wie und warum wir eigentlich bauen - und tut das quer durch die Geschichte und quer über den Globus. Dabei entsteht eine visuelle Erzählung, die über die so prächtig wie fantasievoll ge­stalteten Collagen von Adrian Buckley eine Sogwirkung entfaltet, der sich kein Kind, aber auch kein Erwachsener mehr entziehen kann. Dieses Buch ist ein Schatz, denn gute Architekturbücher für Kinder sind mehr als rar, besonders wenn sie ohne pä­dagogischen Unterton auskommen und einfach nur große Lust auf das Thema machen wollen. Alles andere lernen Kinder ganz nebenbei – so geht Vermittlung.

Titel: Jan Kaplický Drawings

  • Verlag: Circa Press, London
  • Autor: Ivan Margolius, Richard Rogers
  • Künstlerische Gestaltung: Jean-Michael Dentand
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Eine Monografie über das Werk des Architekturvisionärs und visio­nären Architekten Jan Kaplicky, die nicht die verwirklichten Planungen seines Büros Future Systems vorstellt, sondern die zumeist unrealisierten Projekte in Form von Zeichnungen und Fotomontagen. Auf großformatigen Tafeln werden so radikale Entwürfe präsentiert wie etwa die 'Blob' genannte, gigantische Konstruktion, die Kap­licky wie ein Ufo auf dem Londoner Trafalgar Square landen ließ oder eine „Megastruc­ture“, die mitsamt ihren Bewohnern bei Bedarf den Standort wechseln kann. Es eint viele der in den Jahren zwischen 1975 und 1997 entstandenen Entwürfe, dass sie fern jeglicher Baunutzungsverordnung noch einen futuristischen gestalterischen Freiheitsgedanken verfolgen. Das sorgfältig produzierte Buch zeigt die ganze Schön­heit der Federzeichnungen und Fotomontagen Kaplickys aus einer Zeit vor CAD und Photoshop, wobei es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass ausgerechnet ein Bü­ro namens Future Systems die digitalen Techniken lange aus seiner Praxis fernhielt.

Titel: Young - Old

  • Verlag: Lars Müller Publishers, Zürich
  • Autor: Deane Simpson
  • Künstlerische Gestaltung: Studio Joost Grootens, Rebekka Kiesewetter, Michael Amman, Lars Müller Publishers
  • Fotografie: Deane Simpson
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Das Buch lenkt den Blick auf die jungen Alten: Jene Senioren, die nicht mehr im Arbeitsleben stehen und noch einmal neu anfangen können. Der Au­tor stellt die Frage, ob diese ständig wachsende Gruppe neue Siedlungsformen ent­wickelt. Ja, lautet die Antwort und wird an vier so prägnanten wie kuriosen Beispielen vorgeführt - unter anderem anhand der permanent herumziehenden Besitzer riesiger Wohnwagen in den USA. Das Buch ist ein Festschmaus der Info-Grafiken und der Analyse mittels Axonometrien. Der Humor des Autors und sein Sinn für Kuriositäten blitzen so deutlich hervor wie die Neondruckfarben, bei denen man sich fragt, ob da wohl die mögliche Sehschwäche von einem Teil der Leserschaft thematisiert werden soll. Aber nein: Das Buch soll Spaß machen, obwohl es gleichzeitig seriös und mit wis­senschaftlichen Anspruch auftritt: Auch so können Forschungsergebnisse (es handelt sich um eine Dissertation an der ETH Zürich) aufbereitet werden!

Titel: Elements of Venice

  • Verlag: Lars Müller Publishers, Zürich
  • Herausgeber: Giulia Foscari
  • Autoren: Giulia Foscari
  • Künstlerische Gestaltung: Giulia Foscari mit Integral Lars Müller
  • Fotografie/Illustration: Claire Scoville, Giulia Foscari
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Parallel zu Rem Koolhaas' „Fundamentals“ Ausstellung auf der Bi­ennale entstand dieses Buch. Anhand der gleichen 12 Elemente wird ein neuer analy­tischer Blick auf Venedig geworfen. Klein, kompakt und für die Tasche, überall mit Bil­dern, Geschichten, Grafiken und Infos hat die junge Venezianerin Giulia Foscari ein fundamentales Buch produziert, dem die zwei Jahre Mitarbeit im Büro OMA anzumerken sind. Ein Maß für alle, die Venedig meinen zu kennen. Ein echter Architektur- und Rei­seführer, der nur nicht so genannt wird.

Titel: 1972. Nakagin Capsule Tower

  • Verlag: Kehrer Verlag, Heidelberg
  • Autor: Noritaka Minami, Julian Rose, Ken Yoshida
  • Künstlerische Gestaltung: Sean Sullivan
  • Fotografie: Noritaka Minami
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: Der Capsule Tower wurde 1972 in Tokio erbaut (siehe Google-Maps) und sollte bereits des Öfteren abgerissen werden. Der Fotograf Noritaka Minami dokumentierte den Innenraum des Gebäudes und den Zustand einiger „Wohnkapseln“ und bewahrte damit eine kuriose Lebensform vor dem potentiellen Verschwinden:

Bitte , um Google-Maps / Google-StreetView aktivieren.

Von außen gleicht der Tower einem Stapel alter Bullaugenwaschmaschinen. Deutlich in die Jahre gekommen, grau und trist. Betritt man die Miniräume, öffnen sich dem Be­trachter Wohnungen der ganz speziellen Art. Fenster, Bett, Fernseher, Küchenzeile und Einbauschrank, das Grundgerüst ist bei allen Bewohnern gleich. Doch die diver­sen Versuche, eine ganz individuelle Wohnatmosphäre zu erschaffen, sind fantastisch. Kakteen auf der runden Fensterbank, akribisch entwickelte Ablage- und Aufhängesys­teme, Ordnung in sehr verschiedenen Stadien. Die Fotos faszinieren und beeindru­cken. Und doch ist man letztlich froh, kein Teil dieses Kapselkosmos zu sein. Ein Din­ner for two oder Yogaübungen? Fehlanzeige! Hier lebt man, um zu arbeiten. Alles an­dere hat keinen Platz.

Titel: Dichte Atmosphäre

  • Verlag: Birkhäuser Verlag, Basel
  • Herausgeber: Dietmar Eberle
  • Autor: Eberhard Tröger
  • Künstlerische Gestaltung: Claudia Klein
  • Fotografie: Claudia Klein, Michael Heinrich
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: Bauliche Dichte ist ein relativer Begriff und kein absoluter. Claudia Klein zeigt das sehr schön, wenn sie den Leser in ihrem einführenden Bildessay mit durch Wien nimmt. Das Buch definiert „Dichte“ neu. War bislang die Geschossflä­chenzahl die dafür maßgebliche Größe, so wird hier „die Gesamtheit eines definierten Stadtraumes einschließlich der öffentlichen Flächen“ in ihre Berechnung mit einbezo­gen. Das führt dazu, dass „die Ausnutzung des Bodens in Relation zur gesellschaftli­chen Nutzung auf individueller Ebene“ dargestellt werden kann. Vier Städte - Berlin, München, Wien und Zürich - werden untersucht. Über 536 Seiten wird die durchaus sperrige Materie in einem eindrucksvollen Kompendium äußerst anschaulich ausgebrei­tet. Begriffsregister und Schwarzpläne, Stadtdiagramme und eine Vielzahl von Analy­sen und Geschichten erschließen das Thema auf den unterschiedlichsten Ebenen. Sensible Typografie, kluge Bildsetzung, differenzierte Papierauswahl und obendrein ein Daumenregister schaffen es, den Leser für diese Fragestellung zu begeistern und für die Bedürfnisse der Bewohner bei der Stadtplanung zu sensibilisieren.

Titel: The Architectural School Survival Guide

  • Verlag: Laurence King Publishing, London
  • Autor: Iain Jackson
  • Herausgeber: Liz Faber
  • Künstlerische Gestaltung: Two Sheds Design, The Urban Art
  • Illustration: Iain Jackson
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: „Erste Hilfe für Architekturstudenten“ – ist ein praktisches Hand­buch, das sich den Hürden des Architekturstudiums widmet und in sechs Kapi­teln Hilfestellung gibt, diese zu überwinden. Der Autor Iain Jackson ist Architekt und Dozent an der Liverpool School of Architecture und scheint die Sorgen und Nöte der Studierenden messerscharf analysiert zu haben. Auf je einer Doppelseite wird ein The­ma anhand eines kurzen Textes und einer erklärenden Zeichnung beschrieben. Ohne viele Worte werden Fragestellungen zu Maßstab, Bauteilen, Form und Planzeichnun­gen auf den Punkt gebracht und ein Ansatz zu deren Bearbeitung geliefert. Allgemei­ne Fragen des Architekturstudiums, wie ...

  • „Welche Städte muss ich besuchen?“,
  • „Wie funktioniert ein Umgebungsplan?“,
  • „Welche Linienstärke soll ich verwenden?“

... werden ebenso beantwortet wie die Frage nach der „richtigen“ Kleidung des Archi­tekten. Ein wirklich unterhaltsames und kurzweiliges Hilfsmittel, das durch seine un­aufgeregte Gestaltung und wertige Bindung lange Freude bereiten dürfte.

Titel: Friedrich Weinwurm. Architekt

  • Verlag: Slovart Publishing, Bratislava
  • Herausgeber: Daniela Marsinová
  • Autor: Henrieta Moravcíková
  • Künstlerische Gestaltung: Lubica Segecová
  • Fotografie: Olja Triaška Stefanovic
  • ISBN: 9788055611587

Jurybegründung: Schon der Buchumschlag verrät, um was es geht: Küche und Bad sollen Terrazzo-Böden, alle anderen Zimmer hingegen Parkett bekommen. Ein Architekt plant also ein Haus. Freilich deutet der Umschlag auch an, dass der Baumeister längst nicht mehr lebt – so akkurat würde heute niemand mehr einen Grundriss zeich­nen. Es geht um den slowakischen Architekten Friedrich Weinwurm (1885-1942), ei­nem Zeitgenossen von Le Corbusier, Walter Gropius und Mies van der Rohe, der aber bei uns nahezu unbekannt ist, trotz Studiums in Berlin und Dresden.

Nun stellt ihn eine gut gemachte Monografie ausführlich vor, von Henrieta Moravcíko­vá geschrieben und vom Verlag Slovart in Bratislava herausgebracht. Der Text in eng­lischer und slovakischer Sprache wird durch zahlreiche kleine Fotos aufgelockert und anschaulich gemacht. Auf eine längere Textstecke folgt immer eine Bildstrecke mit großen Fotos, die zeigen, was Weinwurm in seiner Heimat alles gebaut hat, von Villen über Wohnblocks bis zu Fabrikhallen. Die historischen Fotos dokumentieren Weinwurms funktionalistische Gestaltung, die neueren Fotos zeigen den traurigen Zustand der Ge­bäude.

Insgesamt ein wohltuend ruhig gestaltetes Buch, das auch mit seinen Schrifttypen den Lesefluss fördert. Die Materialien - vom stabilen Umschlag bis zum Papier - sind einfach, aber sorgfältigst verarbeitet. Solide Qualität auf rund 370 Seiten mit Faden­bindung, das Format etwas größer als DIN A4 - solch ein Buch nimmt man gerne in die Hand.

Titel: Walls That Teach

  • Verlag: Jap Sam Books, Heijningen
  • Herausgeber: Susanne Pietsch und Andreas Müller
  • Autoren: Susanne Pietsch and Andreas Müller (editors/introduction), Tom Aver­maete, Marina van den Bergen, Dolf Broekhuizen, Peter Blundell Jones, Matthias Donath, Jennifer Mack, Marco di Nallo, Susan Reid, Sue Robertson, Piet Vollaard
  • Künstlerische Gestaltung: Design Sandra Kassenaar / David Bennewith (Colophon), Amsterdam
  • erhältlich u.a. bei Amazon (Sprache: Englisch)

Jurybegründung: In „Walls that teach“ wird anhand von 14 Essays und 25 Projekt­beispielen (Case Studies) die geschichtliche und architektonische Entwicklung von Jugendzentren als Gebäudetypologie umfangreich aufgezeichnet. Dass sich eine Publikation eigens diesem Thema widmet, fiel der Jury neben der gestalterischen Qua­lität besonders positiv ins Auge. Thematisiert werden vorwiegend europäische Beispie­le des 20. Jahrhunderts. Die Publikation zeigt dabei auf anschauliche Weise auf, wie Architektur als pädagogisches Werkzeug fungiert und welchen Einflüssen sie je nach politischem System oder pädagogischem Konzept unterliegt.

Im Wechsel - auch gestalterisch - folgen die Case Studies auf die Essays. Während die Essays auf einem frischen, mint-grünen Papier gedruckt sind, setzen sich die Case Studies auf weißem Grund durch eine 90°-Drehung ins Querformat deutlich davon ab. Einblick in die Projekte gewinnt man über einen kurzen Infotext, Fotos und angenehm reduziert gestaltete Grundrisse. Insgesamt kommt die Publikation mit Softcover und Fadenbindung recht unaufgeregt daher, stellt die inhaltliche Aufbereitung in den Vor­dergrund und ist aber klar und sehr ansprechend gestaltet.

Jury

Der externen Fachjury gehörten in diesem Jahr an: Cornelia Mechler (Verlag Scheideg­ger & Spiess Zürich), Christian Huther (Architekturkritiker), Mario Lorenz (Gestalter deserve Wiesbaden), Petra Gerschner (Fotografin München), Alexander Sahm (Buch­handlung Walter König Frankfurt), Marietta Andreas (Vorstandsvorsitzende der Gesell­schaft der Freunde des DAM).

Die internen Juroren waren Peter Cachola Schmal (Direktor DAM), Annette Becker (Kuratorin DAM), Oliver Elser (Kurator DAM), Christina Budde (Kuratorin Architektur­vermittlung DAM \ Koordination DAM Architectural Book Award 2014), Brita Köhler (Öffentlichkeitsarbeit DAM).

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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