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DAM Architectural Book Award 2019 für die zehn besten Architekturbücher verliehen


  

(8.10.2019) Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) verleihen zum inzwischen elften Mal den gemeinsam initiierten internationalen DAM Architectural Book Award.

Der hoch angesehene Preis zeichnet die besten Architekturbücher eines Jahres aus. Dem gemeinsamen Aufruf sind heuer 100 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit gefolgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat aus 227 Einsendungen (2018: 238) die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt - nach Kriterien wie ...

  • Gestaltung,
  • inhaltliche Konzeption,
  • Material- und Verarbeitungsqualität,
  • Innovationsgrad und
  • Aktualität.

Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2019 um 19:30 Uhr in der Bibliothek des DAM, Hedderichstraße statt. Die Preisträger werden dann vom 16. bis 20. Oktober 2019 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert (Halle 4.1, Zentrum Bild, Stand K 109). Und das sind die Preisträger des DAM Architectural Book Awards 2019:

Architektur der 1950er bis 1970er Jahre im Ruhrgebiet. Als die Zukunft gebaut wurde

  • Verlag: Kettler, Dortmund
  • Herausgeber: StadtBauKultur NRW
  • Autoren: Tim Rieniets, Christine Kämmerer
  • Gestaltung: Michelle Flunger, Sascha Schilling, konter – Studio für Gestaltung, Dortmund
  • Fotografie/Illustration: Ulrich Althöfer, Jörg Fallmeier, Ralph Feiner u.a.
  • Kategorie: Zeitgeschichte, Lehrbuch
  • Seiten: 233
  • ISBN: 978-3-86206-755-8
  • erhältlich u.a. bei Amazon

Jurybegründung: „Dass Architekturführer nicht nur für Fachleute von Interesse sind, sondern zu einem neuen und ungewohnten Blick auf längst bekannte Stadträume einladen können, zeigt ein neu erschienenes Buch über eine in Vergessenheit geratene Epoche der 1950er bis 1970er Jahre des Ruhrgebietes. Der Architekturhistorikerin Christine Kämmerer und dem Architekten Tim Rieniets ist es gelungen, 54 Objekte aus 17 Städten zusammenzutragen und diese in einer gut strukturierten und grafisch ansprechenden, handlichen Paperbackausgabe erfahrbar zu machen.

Die ohne Anspruch auf Vollständigkeit gelisteten Gebäude, allesamt Perlen der Nachkriegsmoderne, werden auf jeweils einer Doppelseite mit klaren Architekturaufnahmen und einem kurzen, beschreibenden Text vorgestellt. Es handelt sich dabei um bauliche Hinterlassenschaften der kurzen Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, versteckt hinter unrenovierten Fassaden, unbewusst oder bewusst übersehen und vergessen, etwa weil sie mit dem Scheitern sozialer Utopien in Verbindung gebracht werden. Dass diese Bauten, darunter auch unbekanntere Überraschungen, endlich die ihnen gebührende Wertschätzung erfahren, und nicht etwa - wie leider schon oft geschehen- abgerissen werden, hat sich der lehrreiche Architekturführer zur Aufgabe gemacht. Schön und etwas ungewöhnlich ist die Übersetzung ins Englische.“ (Friederike von Rauch)

Baku. Oil and urbanism

  • Verlag: Park Books, Zürich
  • Autoren: Eve Blau, Ivan Rupnik
  • Gestaltung: Bruno Margreth, Martina Brassel
  • Fotografie/Illustration: Iwan Baan
  • Kategorie: Urbane Studie
  • Seiten: 302
  • ISBN: 978-3-03860-076-3
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Die aserbaidschanische Hauptstadt Baku wird als erste bedeutende Ölstadt der Welt in diesem handlichen Reader vorgestellt. In drei Kapiteln wird sie vorgestellt:

  • Oil Baron City bis 1918,
  • The Oil City of Socialist Man von 1920 bis 1991 und
  • Looking Beyond Oil von 1992 bis 2012.

Dabei wird sehr tief gebohrt, und viele Quellen werden übersichtlich präsentiert, um das Portrait dieser uns bisher unbekannten Millionenmetropole am Kaspischen Meer zu zeichnen. Die mehrjährige Arbeit der Harvard-Professorin Eve Blau hat reichlich Früchte getragen.

Das Buch ist handlich im Format, prall gefüllt mit Illustrationen und sehr übersichtlich gesetzt. Über erklärende längere Bildunterschriften wird eine zweite Ebene des Textes eingeführt, die hilfreich ist.

Einen 32-seitigen Einschub steuert der ubiquitäre Iwan Baan bei, der sich in einem aktuellen Ausflug den post-sowjetischen oder vielleicht eher neo-golfarabischen Umständen zuwendet, in einer Stadt, die westlichen Stararchitekten in den letzten Jahren dank des Ölreichtums eine willkommene Bühne geboten hat.“ (Peter Schmal)

Bovenbouw Architectuur. Living the Exotic Everyday

  • Verlag: Flanders Architecture Institute, Antwerpen
  • Herausgeber: Dirk Somers
  • Autoren: Dirk Somers, Maarten Van Den Driessche, Bart Verschaffel
  • Gestaltung: Joris Kritis
  • Fotografie/Illustration: Filip Dujardin, Michiel De Cleene, Karin Borghouts, Stijn Bollaert, Marius Grootveld, Jan Kempenaers, Dirk Somers u.a.
  • Kategorie: Architektenmonografie
  • Seiten: 208
  • ISBN: 978-94-92567-13-0
  • erhältlich u.a. bei Amazon

Jurybegründung: „Bei diesem Buch handelt es sich um eine Monographie des jungen, belgischen Architekturbüros ,Bovenbouw‘, das 2011 von Dirk Somers gegründet wurde. Das 24 Zentimeter hohe und 16 Zentimeter breite Softcover-Buch ist mit knapp 200 Seiten äußerst handlich. Gestalterisch wie inhaltlich umfasst es zwei Teile, die durch einen Papierwechsel verdeutlicht werden. Im ersten Teil werden auf glatt gestrichenem, weißem Papier die Projekte des Büros gezeigt. Der zweite Teil ist mit offenem, cremefarbenem Papier ausgestattet und liefert den Textteil zum Denken und zur Arbeitsweise Bovenbouws.

Der Aufbau der Projektseiten ist übersichtlich und sorgfältig strukturiert: Zwei Drittel einer Seite ist großformatigen Fotos und Visualisierungen gewidmet, die durch einen UV-Lack eine zusätzliche Farbtiefe entfalten. Im schmaleren Drittel jeder Projekt­seite - welches ohne UV-Lack ausgestattet ist - sind kurze Projektbeschreibungen und Planzeichnungen untergebracht. Im zweiten Teil des Buches, eine ,Compilation of Texts‘, wird die Aufteilung der Seiten von 2/3 zu 1/3 weitergeführt. Die Typografie sorgt für Freude beim Lesen und ist mitnichten eine grafische Spielerei.

Die Jury würdigt die feinsinnige Korrelation zwischen der Publikation und der Architektur des Büros. Wie in Bovenbouw’s architektonischen Projekten braucht es oft einen zweiten Blick um die Raffinesse der klugen Entwürfe gänzlich zu erfassen, die die Architekten mit viel Fingerspitzengefühl in die Alltagsarchitektur Belgiens einwebten. Und auch die Monographie, die eine angenehme Bescheidenheit ausstrahlt, eröffnet zahlreiche durchdachte Details, die derjenige entdeckt, der sich Zeit nimmt.“ (Adeline Seidel)

Die Welt der Giedions. Sigfried Giedion und Carola Giedion-Welcker im Dialog.

  • Verlag: Scheidegger & Spiess, Zürich
  • Herausgeberin: Almut Grunewald
  • Autoren: Roger Fayet, Almut Grunewald, Mario Lüscher, Bruno Maurer, Arthur Rüegg, Bettina Zimmermann
  • Gestaltung: Bonbon, Zürich
  • Kategorie: Zeitgeschichte
  • Seiten: 419
  • ISBN: 978-3-85881-610-8
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Ein Buch wie eine Ausstellung. Seite für Seite flanieren wir durch den Nachlass des ,Power-Paars der Moderne‘ (Zitat Pelkonen, Symbolik und Metaphorik, S. 127). Mal schweifen wir durch die Bücherregale der Giedions, mal betrachten wir die Malereien und Zeichnungen, die in der Züricher Villa im Doldertal 7 hingen. Wir erhalten Einblick in Dokumente, Briefe, private Photographien, Skizzenbücher und Notizen. Großformatige Bilder des Hausinneren lassen auf Doppelseiten erahnen, wo all das, was man im Detail betrachten kann, seinen Platz hatte. Das großformatige Buch ist geprägt von den hervorragend reproduzierten Faksimiles. Diese finden sich schlüssig arrangiert wie in Museums-Vitrinen – nur, dass uns hier kein Glas von ihnen trennt. Die Dokumente sind mit kräftigen einfarbigen Flächen hinterlegt, welche das Buch in Kapitel gliedern.

Der Rhythmus der Publikation wird somit sichtbar gemacht und angenehmen zurückhaltend unterstrichen. Die erklärenden und weiterführenden Texte finden sich auf einem schmalen weißen Fries, der sich unterhalb der Bildtafeln konsequent durch das gesamte Buch zieht. Dieser findet sich bereits auf dem Umschlag und ist hier durch die Kaschierung der Bilder auf dem Einband dezent von selbigen abgehoben.

Schriftwahl und Satz ordnen sich den Inhalten klar unter und sind im Detail sehr gut ausgearbeitet. Stets werden abwechslungsreiche Lösungen gefunden, um Inhalte schlüssig mit den Abbildungen in Beziehung zu setzen oder weiterführende Texte zu Dialogen zu arrangieren.

Die Betonung der Gleichberechtigung zwischen Carola Giedion-Welcker und Sigfried Giedion findet sich bereits im Titel wieder. Sie zieht sich im Inneren konsequent fort und charakterisiert den Nachlass somit als ein gemeinsames Vermächtnis. Die Liebe zum Medium Buch wird in vielen Details sichtbar. Es ist eine konsequente und klar gestaltete Publikation, die den Nachlass adäquat präsentiert und für die Nachwelt zugänglich macht. Ein rundum gelungenes Werk, das die Leser*innen mitnimmt in die Welt der Giedions.“ (David Voss)


  

Léon Stynen. A Life of Architecture 1899-1990

  • Verlag: Flanders Architecture Institute, Antwerpen
  • Herausgeber: Dirk Laureys
  • Autoren: Tom Avermaete, Jean-Marc Basyn, Inge Bertels, Jo Braeken
  • Gestaltung: Sven Beirnaert
  • Fotografie/Illustration: Filip Dujardin
  • Kategorie: Architektenmonografie
  • Seiten: 335
  • ISBN: 978-94-92567-11-6
  • erhältlich u.a. bei Amazon

Jurybegründung: „,A Life of Architecture‘ oder besser: ,The Architecture of Life‘? Léon Stynen zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten modernen Architekten Belgiens, der sowohl durch sein umfangreiches bauliches Erbe als auch seine Tätigkeit an der Antwerp Academy und in La Cambre Spuren hinterlassen und sich ganz der Architektur und ihrem Wirken in der Gesellschaft verschrieben hat. Dennoch ist er über ein eingeweihtes Publikum hinaus kaum bekannt, sein umfangreicher Nachlass bislang wenig publiziert. Das Flanders Architecture Institute leistet mit dem vorliegenden Katalog, der die gleichnamige Ausstellung begleitete, daher zweierlei: zum einen, ein erweitertes Bewusstsein für sein Wirken vor Ort zu fördern, zum anderen, die Bekanntheit seines Werkes außerhalb von Belgien zu steigern.

Dazu bietet der sorgfältig und reich illustrierte Band in vier Hauptkapiteln einen Überblick über das 50 Jahre umfassende Werk und Wirken Stynens, eine Auswahl zentraler Projekte und aktuelle Fotografien im heutigen Zustand sowie Beiträge zu Vertiefungsthemen, die helfen, das umfangreiche Werk zu kontextualisieren und zu bewerten.

Dabei unterscheidet das gelungene Layout zwischen informativer Dichte auf den Textseiten, deren wohlgeordneter Satzspiegel durch kleinformatige Bildzitate gegliedert wird, und großzügigen Projektseiten, die viel Raum für das konzentrierte Studium der Projekte geben.

Das hervorragend lithografierte und auf offenem Papier gedruckte Archivmaterial - Fotografien, Pläne und Entwurfszeichnungen - macht die Vielfalt der Projekte und ihres architektonischen Vokabulars greifbar, deren Maßstab von der Villa über Hotels und öffentliche Bauten bis zum Städtebau reicht. Die präzisen Fotografien von Filip Dujardin, gedruckt auf gestrichenem Bilderdruckpapier, zeigen die auch heute noch hohe gestalterische Qualität und wertige Materialisierung der in Würde gealterten Projekte.

Eine umfangreiche Bibliografie und ein gründlicher Index ermöglichen die weitere Auseinandersetzung mit dem Material. So ist das als Freirückenbroschur hergestellte Buch im zurückhaltend gestalteten Schuber bis in die Feinheiten sorgsam durchdacht und ausgestattet, inklusive beiliegenden Lesezeichens!

Léon Stynen übergab gemeinsam mit seinem Büropartner Paul De Meyer seinen Nachlass vor 30 Jahren der Provinz Antwerpen. Was für ein Glücksfall, dass diese Sammlung heute in den Händen des FAI so umsichtige, sorgfältige und öffentlichkeitswirksame Bewahrer und Vermittler gefunden hat!“ (Michael Kraus)

Lochergut - Ein Portrait

  • Verlag: QuartVerlag, Luzern
  • Herausgeber: Eveline Schneider, Raffaella Endrizzi
  • Autoren: Christian Schmid, Markus Peter
  • Gestaltung: Julie Joliat
  • Fotografie/Illustration: Eveline Schneider, Raffaella Endrizzi
  • Kategorie: Baumonografie
  • Seiten: 218
  • ISBN: 978-3-03761-197-5
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Das Buch ,Lochergut – ein Porträt‘ wirft einen ebenso erfrischenden wie ungewohnten Blick auf die Geschichte eines Wohngebäudes (siehe Google-Maps), führt zusammen, was zusammen gehört und bringt Architektur und Bewohner auf Augenhöhe. Im Rahmen einer Seminararbeit an der ETH Zürich am Lehrstuhl von Christian Schmid entstand diese allumfassende Bestandsanalyse eines Plattenbaus, der mitten in Zürich in den 1960er Jahren in die Höhe und die Breite wuchs, für viele, damals wie heute, das hässlichste Gebäude der Stadt; dennoch sind die meisten Bewohner hochzufrieden, in dem Koloss zu wohnen.

Bitte , um Google-Maps / Google-StreetView aktivieren.
„Lochergut“ in Zürich

Um herauszufinden, warum das so ist, haben Raffaella Endrizzi und Eveline Schneider 16 Mieter und Mieterinnen interviewt und sich deren Geschichten im und vom Lochergut erzählen lassen. Herausgekommen ist eine ausgesprochen vielschichtige Momentaufnahme eines urbanen Mikrokosmos. Die unprätentiöse Aufmachung des Buches, fadengeheftete Freirückenbroschur, trägt den Entdeckungsreisen in die Alltagswelten der Mieterschaft eines Hochhauses ausgesprochen angemessen Rechnung.

Auf 220 Seiten sind eine Vielzahl von Abbildungen, Plänen, Skizzen zu finden. Die Zusammenstellung des Materials ist lässig, mitunter notizhaft. Das und der spielerische Umgang mit der Typografie schafft eine große Nähe zu den Protagonisten.“ (Christina Budde)


  

Theodor & Otto Froebel. Gartenkultur in Zürich im 19. Jahrhundert

  • Verlag: gta Verlag, Zürich
  • Autoren: Claudia Moll
  • Gestaltung: Julia Ambroschütz, Tamaki Yamazaki
  • Fotografie/Illustration: Tom Hussel
  • Kategorie: Landschaftsarchitektur
  • Seiten: 235
  • ISBN: 978-3-85676-386-2
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Begonnen als Forschungsprojekt und Dissertation an der ETH Zürich, gefolgt von einer Ausstellung erscheint das Thema ,Theodor & Otto Froebel Gartenkultur in Zürich im 19. Jahrhundert‘ in komprimierter Form jetzt als Publikation. Der eindrucksvolle Band im Format 24 x 30 cm ist nach Projekten gegliedert und zeichnet die Geschichte dieser Kunstgärtner-Dynastie nach - so war seinerzeit nämlich die offizielle Berufsbezeichnung. Sie zeigt einen Berufstand auf dem Weg vom Gärtner zum Gartenarchitekten.

Quasi als Statement erscheinen eingangs prächtige gezeichnete Pflanzen-Illus­tra­tio­nen aus der Zeitschrift Gartenflora aus den 1850er Jahren. Der Umgang mit Pflanzen war elementarer Bestandteil der Arbeit, eine eigene Handelsgärtnerei ermöglichte ein weltweites Pflanzenrepertoire. Die Großmaßstäblichkeit der Eingriffe in die Zürcher Stadtgestaltung von öffentlichen Anlagen über die Quaianlagen und private Gärten ist bis heute vorbildlich und kann als Ansporn für aktuelle Planungen gesehen werden.

Die Buchgestaltung auf naturweißem Papier besticht durch ihre klare Gliederung und ermöglicht eine kurzweilige, anregende Lektüre. Neben Unternehmensgeschichte, Pflanzensortimenten, Planmaterial zur Landschaftsgestaltung und photographischen Dokumenten komplettieren Biografien und ein Projektverzeichnis diese überaus gelungene Monographie.“ (Annette Becker)

The Object of Zionism. The Architecture of Israel

  • Verlag: Spector Books, Leipzig
  • Herausgeber: Zvi Efrat
  • Autoren: Zvi Efrat
  • Gestaltung: Studio Matthias Görlich, Darmstadt
  • Kategorie: Geschichte
  • Seiten: 951
  • ISBN: 978-3-95905-133-0
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Die Dokumentation ,Object of Zionism‘ beschreibt die architektonische Entwicklung des Aufbaus des Staates Israel seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre. Die umfassende Beschreibung und Analyse dieses modernistischen Projektes ist naturgemäß eine mutige und große Aufgabe - sie wird in diesem Buch beeindruckend gelöst.

Auf Grundlage einer intensiven Recherche gibt Zvi Efrat einen Überblick über Raumplanung, städtebauliche Strukturen bis hin zu vielen herausragenden Architekturbeispielen. Die Dichte des Materials macht besonders neugierig auf die Frage, wie Israel unter seinen spezifischen politischen und geographischen Bedingungen einen eigenen architektonischen Weg entwickelt hat – aus dem Stand, als Selbstbestimmung, ohne große bauliche Traditionen.

Die Gliederung des Buches in farblich fein abgestufte Dossiers ordnet die gut 950 Seiten mit einer Vielzahl von Themen sehr angenehm und überraschend kurzweilig. Die Abbildungen sind größtenteils in Schwarz-Weiss gehalten und beruhigen so das heterogene Bildmaterial. Dies unterstützt die dokumentarische Aura. Das in Leinen gebundene Buch repräsentiert mit seiner Gestaltung als Objekt unmissverständlich die Bedeutung und Ernsthaftigkeit des Inhaltes. Insofern bringt diese Auszeichnung den Respekt der Jury vor der hohen Qualität und großen Kongruenz von Form und Inhalt zum Ausdruck.“ (Florian Schlüter)

Vom Baustoff zum Bauprodukt. Ausbaumaterialien in der Schweiz 1950-1970

  • Verlag: Hirmer Verlag, München
  • Herausgeberin: Uta Hassler
  • Gestaltung: Hubertus Design (Zürich), Jonas Voegeli, Benjamin Roffler, Kerstin Landis, Shirin Pfisterer
  • Kategorie: Materialkunde; Dokumentation
  • Seiten: 513
  • ISBN: 978-3-7774-3107-9
  • erhältlich u.a. bei Weltbild und Amazon

Jurybegründung: „Das Buch entspringt der ungewöhnlich umfangreichen Publikationstätigkeit der Architektin und Denkmalpflegerin Uta Hassler, die bis 2015 als Professorin an der ETH Zürich lehrte. Der Jury fielen die gewichtigen, stets mit großer Sorgfalt gestalteten Bücher von Hasslers Lehrstuhl bereits in früheren Jahren auf. Der Band ,Vom Baustoff zum Bauprodukt‘ präsentiert Grundlagenforschung. Es geht um ,Ausbaumaterialien‘. Das sind zumeist Platten, zu deren Herstellung Holz, Gips, Asbestzement und Kunststoffe verwendet wurden.

Das Buch zeigt enzyklopädisch die Fülle der Produkte und stellt sie zugleich in einen größeren historischen Zusammenhang. Es geht um einstige Innovationen und was daraus geworden ist. Deswegen startet das Buch, das auf dem ersten Blick so nüchtern und sachlich erscheint, mit einem Comic aus der Feder von Carl Barks, dem berühmtesten Zeichner der Geschichten aus Entenhausen: Ein Mann bestellt bei Daniel Düsentrieb ein Haus, dieser mischt etwas aus Kunststoff an, doch das aufblasbare Haus hat schnell ein Loch. Darin steckt, im Kern, die Herausforderung an die denkmalpflegerische Betreuung der Bauten der Nachkriegsmoderne.

Immer wieder blitzt in dem kompakten Nachschlagewerk der Humor auf, wenn die Heilsversprechen der Bauindustrie in zahlreichen Faksimiles von Werbeanzeigen als wirkungsvolle Propaganda vorgeführt werden. Daher ist der Band nicht nur etwas für Experten, sondern führt charmant durch die Kulturgeschichte des Bauens.

Die Gestaltung ist sorgfältig, in bester modernistischer Tradition Schweizer Bücher. Die drei Teile (Essays, Herstellungsverfahren, Produktkatalog) werden durch Nuancen der Gestaltung und dennoch auf den ersten Zugriff hin wirkungsvoll voneinander abgesetzt. Das Buch endet mit dem Prägedruck längst vergessener Produktnamen auf der mit rotem Leinen bezogenen Umschlagrückseite. Es könnte der Beginn einer lexikalischen Erschließung der Moderne sein.“ (Oliver Elser)

Venec. Welcome to the Ideal

  • Verlag: Gluschenkoizdat, Moskau
  • Herausgeber: Kirill Gluschenko
  • Autor: Kirill Gluschenko
  • Gestaltung: Kirill Gluschenko
  • Fotografie/Illustration: Kirill Gluschenko
  • Kategorie: (Zeit-) Geschichte
  • Seiten: 320
  • ISBN: 978-5-9909519-1-4

Jurybegründung: „,Venec‘ ist nicht als klassisches Architekturbuch zu betrachten: es stellt vielmehr die gesellschaftliche Bedeutung eines Gebäudes als Aushängeschild einer politischen Philosophie in den Vordergrund. Das Buch nutzt das 1970 eröffnete Hotel „Venec‘ in Ulyanovsk - dem durch Propaganda gehypten Geburtsort Lenins - als architektonischen Rahmen für eine geschichtliche Betrachtung. Das Hotel dient als Metapher für den Hunger nach Glanz, Anerkennung und dessen propagandistischer Ausschlachtung in der Sowjetunion.

Im Aufbau erinnert ,Venec‘ eher an ein Dossier als an ein klassisch designtes und editiertes Architekturbuch. Gerade dadurch entfaltet sich aber der Charme des Buches: In der Kombination von Archivfotos, Alltagsszenen, Angestelltenportraits, Speisekarten, Zeitungsartikeln, Dokumenten des Geheimdienstes sowie einer auf Tagebuchnotizen basierenden Kurzgeschichte entsteht ein vielschichtiges visuelles Storytelling zwischen sozialistischem Alltag und politischen Manipulationen - mit dem Hotel als Hauptprotagonisten. Auch der dramaturgische Aufbau spiegelt die Geschichtsschreibung wider: von der stolzen Vorzeigearchitektur der ersten Seiten zum Abgesang als DHL-Packstation im postsowjetischen Alltag.

Das sehr schlichte, fast fanzine-artige Design bildet einen klaren Rahmen für die Ansammlung der sehr unterschiedlichen Materialien. Es versucht nicht, den Inhalt ästhetisch zu überhöhen - was die Aufmerksamkeit von der Geschichte lenken würde - sondern gibt dem Buch eine klare Struktur und erhält den Blick auf die teilweise absurden Details der Originalmaterialen. Die Papierwahl entspricht dem Thema: das offene, leicht graue Papier erhält die Authentizität der Dokumente und verneint eine eventuell zu obskure Betrachtung des Themas.“ (Hendrik Hellige)

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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