Wiederbelebung eines architektonischen Zeitzeugen in Südafrika mit 30.000 m² Fassadenkeramik
(12.7.2016) Der heutige „Pretoria-Tower“ (vormals „Volkskas Building“ oder „Absa Tower“) wurde Ende der 1970er Jahre errichtet. Das monumental-skulpturale Gebäude war das erste Hochhaus in der schnell wachsenden Metropole Pretoria und galt damals als Vorzeigeprojekt für zeitgemäßes Bauen in Südafrika. Zentral gelegen an der Pretorius Street / Ecke Lilian Ngoyi Street (siehe Google-Maps) ist der Pretoria-Tower ein weithin sichtbares Wahrzeichen, das seit über drei Jahrzehnten das Stadtbild prägt:
Das traditionsreiche Bauwerk wurde zuletzt 2014/2015 umfassend saniert und den aktuellen Gebäudestandards angepasst. Dabei wurde die bisherige Fassadenbekleidung erneuert bzw. durch Keramikplatten ersetzt - mit dem Ziel, die ursprüngliche Anmutung möglichst beizubehalten. Auslöser dafür war, dass der Pretoria Tower als „besondere architektonische Leistung eines bemerkenswerten Architekten“ durch den „National Heritage Resources Act“ (eine Art Denkmalschutz) geschützt ist. Die besondere Bedeutung und Qualität des ursprünglichen Entwurfs von Pauw and Botha Argitekte wird zudem durch die vom South African Institut of Architects verliehene Ehrenmedaille unterstrichen.
Vor diesem Hintergrund war es der 2010 gegründeten Initiative zur Instandsetzung des Towers wichtig, bei der Erneuerung der Fassade feinfühlig vorzugehen, um typische Charakteristika wie Silhouette, Struktur, Kubatur und Baumassenverteilung grundsätzlich zu erhalten. Eine Analyse des Architekturbüros Boogertman + Partner zeigte allerdings, dass dies durch eine Restaurierung der vorhandenen Fassade nicht realisierbar gewesen wäre und sich auch aktuelle bautechnische Vorgaben nicht hätten erfüllen lassen.
Der Pretoria Tower vor der Sanierung: Der Zahn der Zeit hatte seit
Errichtung Ende der 1970er Jahre kräftig an der Bausubstanz genagt. (dieses
und die weiteren Fotos: © Agrob Buchtal :
Bild vergrößern)
Daher wurde eine zeitgemäße neue Lösung gesucht und mit dem System KeraTwin der Marke Agrob Buchtal auch gefunden - u.a. weil sich die Farbgebung der Glasur an das ursprüngliche Bild anpassen ließ. Insgesamt lieferte Agrob Buchtal mehr als 30.000 m² Fassadenkeramik und das entsprechende Zubehör für die Montage.
Ein wesentliches Merkmal des Systems KeraTwin ist die Befestigung, die ein rationelles und effizientes Arbeiten ermöglicht - ein Vorzug, der bei den gewaltigen Dimensionen dieses Projekts eine hohe Relevanz hatte: Die glasierten Keramikplatten aus Steinzeug werden dabei ohne Werkzeug über rückseitige Halte-Nuten in vertikale Schienen eingehängt. In das Systemprofil integrierte Anpressfedern und Aushängesicherungen unterbinden außerdem Klappern und Zwangsbeanspruchungen z.B. durch wechselnde Windlasten, die bei diesem rund 140 Meter hohen Gebäude regelmäßig auftreten können. Darüber hinaus sorgen abgestimmte vertikale Fugenprofile für eine stabile Lagesicherung.
HT-Oberfläche: selbstreinigend, antibakteriell, luftreinigend
Neben Optik und Mechanik sollen die Agrob Buchta-Platten bei der Auswahl von ihrer „HT“-Veredelung profitiert haben, die bei hoher Temperatur dauerhaft in die Glasur eingebrannt wird. „HT“ steht in diesem Falle für „hydrophilic tiles“, also hydrophile Fliesen, und verspricht, dass Regenwasser nicht in großen Tropfen abperlt, sondern dank der „wasserliebenden“ Oberfläche einen dünnen Film bildet, um Verschmutzungen zu unterspülen und zu lösen. Durch diesen „self-washing-Effekt“ wird jeder Schauer zu einem kostenlosen Reinigung.
Darüber hinaus wirkt die „HT“-Veredelung antibakteriell: Dem Prinzip der Fotokatalyse folgend, löst Licht eine Reaktion aus, durch die aktivierter Sauerstoff entsteht, der Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, oder Moose ohne Einsatz chemischer Mittel zersetzt und deren Neubildung behindert. Dem Problem der Veralgung bzw. Vergrünung von Fassaden kann dadurch ohne fungizide Substanzen begegnet werden.
Last, but not least soll die Veredelung Luftschadstoffe abbauen. Während der Sanierungsarbeiten wurde den Einwohnern von Pretoria diese außergewöhnliche Eigenschaft anschaulich vermittelt durch ein Megaposter mit dem Ausdruck „breathe“ (engl. atmen, ausatmen, verschnaufen) - siehe Bild ganz rechts oben.
Die fotokatalytischen Effekte von HT verbrauchen sich nicht, sondern werden durch Licht stets neu aktiviert. Sie sind somit tagtäglich ein ganzes Fliesenleben lang wirksam - siehe auch folgende Grafik aus dem Beitrag „Sentinel Haus, Agrob Buchtal und Jasba: Fliesenveredelung für gesündere Gebäude“ vom 23.9.2014.
Die bereits erwähnte Analyse von Boogertman + Partners konstatiert abschließend: „Die Instandsetzung erhält den Denkmalcharakter des Gebäudes, indem sie Schlüsselelemente integriert, die zentralen Designgrundsätze des Originalentwurfs bewahrt und zugleich die Fassade durch eine moderne, sichere Lösung aufwertet.“
Weitere Informationen zu KeraTwin-Fliesen mit „HT“-Veredelung können per E-Mail an Agrob Buchtal angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- New Belgrade Plaza Complex in Coventry: massig umbauter Raum in präzise Keramik gekleidet (1.9.2018)
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- ArchiFlop - Gescheiterte Visionen: Die spektakulärsten Ruinen heutiger Architektur (5.3.2017)
- Keramik drängt an die Fassade (13.2.2017)
- Ausgefallene Argeton-Fassaden aus dem Kreativbaukasten (13.2.2017)
- weitere Details...
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- Finchley Memorial Hospital in London mit maßgefertigter Keramikfassade (28.5.2013)
- Neues Fassadensystem von Agrob Buchtal für Keramikfliesen (6.1.2010)
- Neubesetzung der Fassade "Theater am Dannhalm" in Jever (26.9.2008)
- Oberflächenveredelung Hydrotect/HT: Keramikfliesen mit Dreifach-Effekt (25.4.2008)
- LEAF AWARD 2007 für EH Smith und "Sir John Lyon House" London (21.2.2008)
siehe zudem:
- vorgehängte hinterlüftete Fassade im Fassaden Magazin bei BAULINKS.de
- Literatur / Bücher über vorgehängte hinterlüftete Fassaden bei Amazon