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Siebengeschossige Holz-Hybridbauweise trifft beim Münsteraner H7 auf gebrannte Erde

(7.8.2017) Das H7, das Bürohaus von Andreas Heupel Architekten im alten Stadthafen von Münster, ist ein siebengeschossiger Holz-Stahlbeton-Hybridbau, der Maßstäbe hinsichtlich Ökologie und Wirtschaftlichkeit setzen will (siehe Google-Maps sowie auch Beitrag „Holz-Hybrid überwindet Grenzen - siebengeschossig im Stadthafen Münster“ vom 17.8.2016). Für die Fassadengestaltung wählten die Architekten ein Material, das „fast so ursprünglich ist wie der Werkstoff Holz“ – nämlich grün glasierte keramische Fassadenplatten mit einer feinen horizontalen Reliefstruktur, die projektspezifisch und in Abstimmung mit dem Hersteller, der Firma Moeding, gefertigt wurden und je nach Tageslicht und Witterung abwechslungsreich changieren:

alle Fotos © Anke Müllerklein

Da der alte Binnenhafen der Stadt Münster als Warenumschlagplatz bedeutungslos geworden ist, finden sich hier nun vorwiegend kulturelle und gastronomische Betriebe, die den sogenannten Kreativkai bilden. Und so stellte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe den Neubau beim ersten Spatenstich im Frühjahr 2015 als ein besonderes Gebäude zwischen „Theater und Käse“ vor: Während nämlich rechts das Wolfgang-Borchert-Theater im ehemaligen Getreidespeicher des Stadthafens residiert, ist links die „Hafenkäserei“ einer großen Biokäsemarke eingezogen.

Seit diesem Frühjahr 2017 bieten die Terrassen des ca. 26 m hohen Büro- und Verwaltungsgebäudes H7 neue Ausblicke auf den Hafen. Als Hauptinvestor und Ankermieter für die 4.500 m² Nutzfläche war es einer regionalen Bio-Einzelhandelskette ein besonderes Anliegen, mit dem Neubau ihrer Verwaltung die Qualitäten natürlicher Rohstoffe aufzuzeigen ... mit dem Ergebnis, dass das Projekt als höchster Holz-Hybridbau in Nordrhein-Westfalen mit einer Anerkennung beim Deutschen Holzbaupreis 2017 ausgezeichnet wurde.

Brandschutz mittels 6,3 cm größeren Holz-Querschnitten

Um auf dem schmalen Grundstück die Abstandsflächen zu den benachbarten Gebäuden einzuhalten und trotzdem eine größtmögliche Offenheit und Flexibilität zu erhalten, ist die Gebäudekubatur unregelmäßig abgetreppt und bietet so in den oberen Geschossen urbane Terrassenflächen. An den großflächig verglasten Stirnseiten wiederum ist die Tragstruktur klar ablesbar:

  • Während die Stützen und Geschossdecken von außen mit Aluminiumprofilen bekleidet sind,
  • wird die Holzkonstruktion im Inneren sichtbar: Statt die Balken aus Brandschutzgründen zu kapseln, wurden die Querschnitte um 6,3 cm, der Abbrandrate von Holz in 90 Minuten, vergrößert.
Computervisualisierungen von Andreas Heupel Architekten BDA aus dem Beitrag „Holz-Hybrid überwindet Grenzen - siebengeschossig im Stadthafen Münster“ vom 17.8.2016

Eine zweireihige Stahlbetonachse nimmt in der Mitte des Neubaus den zentralen Versorgungs- und Erschließungskern auf und verbindet sämtliche Einheiten. Über die zweigeschossige Eingangshalle mit Bistro öffnet sich das Gebäude und macht die Möglichkeiten von Holz hier bereits zum ersten Mal sichtbar. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlbetonbau konnten dem Vernehmen nach 262 Tonnen CO₂ eingespart werden.

Eine Fassade wie ein Laubmantel

Dass der Holzbau von außen nicht wie ein Holzbau aussehen muss und trotzdem seinem ökologischen Anspruch gerecht wird, demonstrieren die Architekten mit einer Fassadengestaltung aus grün glasierten Keramikplatten der Firma Moeding. In Assoziation an einen Laubmantel wurden drei unterschiedliche Helligkeitsstufen des gleichen Grüntons definiert und nach einem genauen Verlegeplan auf den Längsseiten des Gebäudes angeordnet. Dank der exakten Planung liegen nie zwei Felder mit dem gleichen Farbton aneinander und es entsteht ein lebendiges Fassadenbild.

Ein Kriterium für die Wahl der Fassadenplatten aus Keramik war auch hier der Anspruch des Bauherren, möglichst natürliche Baustoffe und ein recycelbares Fassadensystem zu verwenden. Mit der Wahl der Moeding-Produkte aus Ton und Lehm, die zudem aus unmittelbarer Werksnähe stammen, sowie der Montage als vorgehängtes hinterlüftetes System, das sortenrein demontierbar ist, konnte beides erfüllt werden. Dazu sind alle Glasuren bei Moeding bleifrei.

Individuelle Sonderanfertigung

Die Plattengröße von 50 cm Höhe, 135 cm Breite und 4 cm Dicke ergibt sich aus dem Gebäuderaster von 1,35 m. Mit einer feinen Profilierung aus horizontalen Rillen in Abständen von 2,5, 5 und 10 cm in einem unregelmäßigen Raster lassen sich die Fugen zwischen den Fassadenplatten überspielen und die Gebäudelänge von immerhin fast 50 m mit einer feinen Struktur brechen. Drei Mundstücke mit unterschiedlichen Ausformungen erzeugen das filigrane Relief, das individuell zusammen mit dem Architekten für das Gebäude entworfen wurde. Als Basis für die Keramikplatten dient das Alphaton Rapid System der Moeding Keramikfassaden GmbH, das keine Montagereihenfolge vorgibt.

Glasur unterstreicht die Natürlichkeit des Materials

Auch die Glasur wurde in mehreren Bemusterungsdurchläufen definiert und entspricht in ihrer Semitransparenz dem Wunsch des Architekten, die Natürlichkeit des Materials sichtbar und erlebbar zu machen. So bleibt der keramische Grundscherben teilweise erkennbar. Unterstützt durch die Oberflächenstruktur der gerillten Platten changiert die Glasurfarbe auf der einzelnen Platte von gelblich bis tiefgrün und lässt bei bestimmten Lichtsituationen ein geradezu flirrendes Bild entstehen.

Auch für den Übergang der Längsfassaden zu den Stirnseiten wurde ein eigenes Werkzeug produziert. Das kräftige Hohlkammerprofil von etwa 12 x 12 cm umläuft die kompletten Stirnseiten und bildet einen Abschluss, der auch aus der Entfernung gut wahrzunehmen ist und die Präsenz von H7 am Stadthafen unterstreicht.

Weitere Informationen können per E-Mail an Moeding angefordert werden.

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