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Dünger kann Trinkwasser bis zu 45% teurer machen

Grundwasserkörper in schlechtem Zustand bzgl. Nitrat (2016)
Grundwasserkörper in schlechtem Zustand bzgl. Nitrat
© UBA (Grafik vergrößern)
  

(11.6.2017) Trinkwasser könnte künftig wegen einer hohen Belastung des Grundwassers mit Nitrat in etlichen Regionen Deutschland deutlich teurer werden. Laut Umweltbundesamtes (UBA) überschreiten derzeit über 27% der Grundwasserkörper den Grenzwert von 50 mg/l. Wenn die Nitrateinträge dort nicht bald sinken, müssen die betroffenen Wasserversorger zu teuren Aufbereitungsmethoden greifen, um das Rohwasser von Nitrat zu reinigen. Einer aktuellen UBA-Studie zufolge kann dies die Trinkwasserkosten um 55 bis 76 Cent/m³ erhöhen. Das entspricht einer Preissteigerung von 32 bis 45 Prozent. Eine vierköpfige Familie müsste dann bis zu 134 Euro/Jahr mehr bezahlen.

zur Erinnerung: Insbesondere in Gebieten mit landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen ist das Grundwasser häufig durch zu viel Stickstoff belastet. Gründe dafür sind ...

  • die auf den Feldern aufgebrachten Güllen und Mist aus der intensiven Tierhaltung und/oder
  • Mineraldünger für beispielsweise Obst- und Gemüseanbau.

Wasserversorger versuchen bereits heute, das Wasser mit unterschiedlichen Maßnahmen zu schützen, indem sie die darüber liegenden Flächen selbst pachten, Brunnen verlagern oder belastetes mit unbelastetem Wasser mischen. Diese Kosten fließen bereits heute in den Trinkwasserpreis mit ein.

Mit den Neuregelungen in der Düngeverordnung wurden überfällige Schritte eingeleitet, die die Belastungen so weit senken sollen, dass den Trinkwasserkunden eine teure Aufbereitung erspart bleibt.

Vergleichsweise rudimentäre Maßnahmen werden in Zukunft in hochbelasteten Regionen nicht ausreichen, um den Nitratwert im Trinkwasser niedrig zu halten. Die UBA-Studie hat dies mit Daten von und in Kooperation mit drei großen Wasserversorgern untersucht. Ergebnis: In einigen Gebieten könnte bald der Fall eintreten, dass das Wasser zusätzlich gereinigt werden muss. Dazu gibt es unterschiedliche Verfahren: Elektrodialyse, Umkehrosmose, biologische Denitrifikation oder das CARIX-Verfahren. Welches Verfahren zur Anwendung kommen kann, wird durch lokale Faktoren wie der Wasserhärte oder der notwendigen Vor- oder Nachbehandlung des Wassers bestimmt. Die Gesamtkosten für die Reinigung hängen ab von ...

  • der Art des Verfahrens,
  • der konkreten Belastungssituation vor Ort,
  • dem zu erreichenden Nitratwert, bis zu dem die Verunreinigungen gemindert werden sollen (Zielwert), und
  • der Menge des aufzubereitenden Wassers.

In jedem Falle bedeuten die Verfahren mögliche berechnete Mehrkosten von bis zu 76 Cent/m³ für die Wasserkunden: diese müssen also für die Überdüngung in ihrer Region bezahlen.

Vorsorge ist billiger als Reparatur.

Die Studie hat zudem ausgerechnet, wieviel die Reinigung von mit Nitrat belastetem Grundwasser in Deutschland insgesamt kosten kann: zwischen 580 und 767 Mio. Euro/Jahr. Zum Vergleich: Maßnahmen der novellierten Düngeverordnung kosten laut Bundeslandwirtschaftsministerium die Landwirtschaft bis zu 111,7 Mio. Euro/Jahr - also nur einen Bruchteil dessen, den die betroffenen Trinkwasserkunden zu bezahlen hätten. Dies zeigt erneut: Vorsorge ist billiger als Reparatur. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, Nitrateinträge zu reduzieren und die Kosten für die Aufbereitung zu senken. Daneben haben sie sogar noch viele weitere positive Auswirkungen auf die Umwelt, wie den Erhalt der Artenvielfalt.

Zur novellierten Düngegesetzgebung gehört neben dem Düngegesetz und der geplanten Einführung einer Stoffstrombilanzverordnung auch die Düngeverordnung, die nach einem langjährigen Prozess umfangreich überarbeitet und im Frühjahr 2017 verabschiedet wurde.

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