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Studie untersucht Auswirkungen von „Star-Architektur“ und ihren Einfluss auf die jeweilige Stadt

(12.2.2018) In Bilbao führte das Guggenheim-Museum des Architekten Frank Gehry zu einem wirtschaftlichen Boom. Auf diesen „Bilbao-Effekt“ hoffen viele Stadtplaner und Politiker - auch in Deutschland. Durch attraktive Bauten wollen sie ihre Stadt ökonomisch und sozial besser positionieren. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben anhand von drei Gebäuden untersucht, ob die erhofften Effekte auch eintreten. 

Bild aus dem Beitrag „Fassadenlösungen mit FOAMGLAS W + F“ vom 7.7.2005 (Foto © Foamglas)

Kann „Star-Architektur“ das Schicksal einer Stadt positiv beeinflussen? Das Guggenheim-Museum ermöglichte der Stadt Bilbao, sich neu zu erfinden. Die Industriestadt war vom wirtschaftlichen Niedergang gezeichnet. Nach Eröffnung des Museums gelang der Stadt eine wirtschaftliche Neupositionierung: sie wandelte sich zur kulturellen Metropole.

Zahlreiche Städte erhoffen sich ähnliche Effekte: „Die Wirkung dieser Bauvorhaben wurde insbesondere für kleine und mittelgroße Städte bislang kaum untersucht“, erklärt Prof. Alain Thierstein vom Lehrstuhl für Raumentwicklung der TUM. Ein Team des Lehrstuhls, der HafenCity Universität Hamburg und der TU Berlin hat daher drei Fallbeispiele untersucht:

KKL Luzern (Foto © baulinks / AO) 

Da diese Bauwerke bereits seit über 15 Jahren bestehen, können auch Langzeitauswirkungen beobachtet werden.

Positive Effekte, aber keine Neupositionierung

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen analysierten das Zusammenspiel von wirtschaftlichen Faktoren, der Gestaltung der Gebäude und der gesellschaftlichen Effekte. Sie fanden heraus, dass die Projekte zwar positive ökonomische Effekte haben, wie zum Beispiel die Erweiterung der touristischen und kulturellen Angebote, diese aber nicht zu einer deutlichen Neupositionierung führten.

KKL Luzern (Foto © baulinks / AO) 

Die Architektur nicht vernachlässigen

Einen kausalen Zusammenhang zwischen den ökonomischen Effekten der Projekte und den sozioökonomischen Veränderungen, etwa auf dem Arbeitsmarkt oder im Tourismus konnten die Forscher nicht feststellen. Auch seien nicht alle wirtschaftlichen Effekte sofort sichtbar, erklärt Dr. Nadia Alaily-Mattar, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Raumentwicklung: „In Wolfsburg ist mit der Realisierung von phæno das Selbstbewusstsein der Politiker und der lokalen Verwaltung gestiegen.“ Dieser soziale Effekt könne langfristig auch positive ökonomische Effekte auf die Stadt haben.

In allen drei Fällen beobachteten die Forscher eine Verschiebung der räumlichen Relationen der Stadt:

  • In Graz bildet das Kunsthaus eine Brücke, die zuvor getrennt wahrgenommene und sozial unterschiedlich bewertete Stadtteile verbindet.
  • In Luzern verstärkt das KKL die Verschmelzung von Landschaft und Stadt.
  • In Wolfsburg hatte das phæno einen ähnlichen Effekt: Das Areal gegenüber vom Hauptbahnhof hatte zwar eine große Bedeutung für die Stadt, war aber eher unbelebt und unausgelastet. Durch das phæno wurde es in die restliche Stadt integriert.

Foto © Fotolia / audit 

Diese strukturellen Veränderungen sind die nachhaltigsten Effekte der Projekte, betont Alaily-Mattar. Wirtschaftliche und sozio-kulturelle Wirkungen könnten oft temporär und vergänglich sein. „Morphologische Effekte sind eher stabil und weniger vom ‚Star-Faktor‘ abhängig. Das Bestreben von Stadtplanern und Politikern nach dem Erzielen einer Wirkung durch Star-Architektur darf den Beitrag der Architektur nicht vernachlässigen. Neben ökonomischen und soziokulturellen Effekten ist der Einfluss von Star Architektur auf die Stadt auch räumlich.”

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