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Studie: Städte müssen widerstandsfähiger werden gegen Luftverschmutzung und Hitze


  

(26.11.2017) Metropolen kämpfen vermehrt mit hoher Luftverschmutzung und immer längeren Hitzeperioden. Erst jüngst hat die EU-Kommission eine Klage gegen Deutschland angekündigt, weil in 28 Luftqualitätsgebieten die Stickstoffkonzentration dauerhaft überschritten wird.

Nach einer aktuellen Untersuchung des Fraunhofer-In­sti­tuts für Bauphysik (IBP) gibt es aber bereits wirksame Techniken, die Städte widerstandsfähig gegen Luftverschmutzung und Hitze zu machen und damit ihre Bewohner zu schützen.

Für bessere Luft sorgen könnten insbesondere ...

  • (photokatalytisch) aktive Fassaden und Straßenbeläge sowie
  • Moose und Gräser.

Zur notwenigen Kühlung der Städte beitragen könnten ...

  • reflektierende Farben und
  • Verdunstungseffekte.

Genutzt werde dieses Potential aber noch vergleichsweise selten. Das liege laut Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) auch an einer zu starren Gesetzgebung und einem zu geringen Wissen in deutschen Bauämtern um die Techniken - mit der Folge, dass Bebauungspläne die vorhandenen Technologien kaum berücksichtigten. Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des BuVEG, fordert deshalb drei Dinge:

  • Bessere Stadtplanung,
  • flexiblere Gesetze und
  • bessere Förderung.

Seine These: „Nur mit einem geplanten und flächendeckenden Einsatz der Technologien können Städte widerstandsfähig werden und lebenswert bleiben.“

Entstanden ist die Fraunhofer Studie „Potentiale von Gebäudehüllen zur Reduzierung der Hitzeentwicklung und der Verbesserung der Luftqualität im urbanen Kontext“ im Auftrag des BuVEG.

Bild © BuVEG

Technologien gegen Luftverschmutzung: Photokatalyse und Bepflanzung

Gegen verschmutze Luft könnten laut Studie insbesondere zwei Technologien helfen: Farben und Straßenbeläge, die gesundheitsschädliche Stickoxide durch Sonneneinstrahlung in Nitrate verwandeln. Solche aktiven Oberflächen nutzen Photokatalyse, um die Luft zu säubern. Unter Laborbedingungen wurden hier schon vielversprechende Ergebnisse erzielt. Die Übertragung auf die Stadt ist allerdings mit Hürden verbunden - siehe auch Hotspot „luftreinigende Oberflächen“.

Wirkungsvoll sind auch Moose und Grase, um die Luftbelastung zu reduzieren. In Modellierungen einer Studie aus dem Jahr 2012 konnten durch großflächig begrünte Wände in Straßenschluchten bis 15% der Stickoxide gefiltert werden. Bei geringen Windgeschwindigkeiten wurden sogar Minderungen von bis zu 40% nachgewiesen.

Technologien gegen Hitze: Cool Colours und Verdunstung von Wasser

Deutschland wird immer heißer. Eine Studie für die Stadt Bochum zeigt, dass die Anzahl der Sommertage mit Temperaturen über 25°C und der Tropennächte (nicht unter 20"C) bereits in den letzten 100 Jahren um 150% gestiegen ist. In den nächsten 50 Jahren wird nochmals mit einem Anstieg von über 200 Prozent gerechnet.

Um sich gegen die Überhitzung von Städten zu wehren, gibt es laut Studie insbesondere zwei Methoden: Reflektierende Farben, sogenannte Cool Colours und die Verdunstung von Wasser.

Zur Erinnerung: Cool Colours werfen ankommende Sonnenenergie zurück, damit sie nicht Gebäude und Straßen aufheizt. Blenden tun die so beschichteten Oberflächen nicht. Heutige Farben reflektieren nur bestimmte, besonders energiereiche Wellen, die für den Menschen nicht sichtbar sind. Reflektierende Oberflächen für Dächer sind bereits in einigen Bundestaaten der USA für bestimmte Gebäude vorgeschrieben - siehe dazu auch Magazin-Seite zum TSR-Wert von Fassadenfarben.

Kühlung entsteht auch durch die Verdunstung von Wasser. Damit man diese Verdunstungskühlung auch in Städten nutzen kann, muss Niederschlagswasser von den Gebäuden aufgenommen und gespeichert werden. Bei Sonneneinstrahlung geben die Gebäude das Wasser in Form von Dampf wieder ab. Dies kann zum einen auf Dächern geschehen, die in ihrer obersten Schicht Wasser speichern - siehe u.a. Beitrag „Maximale Verdunstungsleistung vom Klima-Gründach zur Kühlung von Städten“ vom 16.9.2016. Aber auch Wasserspeichernde Fassadensysteme können einen Beitrag leisten. So wird die Temperatur von Fassaden aus wasseraufnahmefähigen Vormauersteinen bei starker Schlagregenbeanspruchung um ca. 5 Prozent vermindert. Die Verdunstung des aufgenommenen Regenwassers kompensiert damit zu einem großen Teil die Erwärmung des Mauerwerks durch die Sonneneinstrahlung.

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