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Die Finalisten für den DAM Preis 2024 stehen fest!

(15.10.2023) Der DAM Preis für Architektur in Deutschland zeichnet seit 2007 jährlich heraustragende Bauten in Deutschland aus. Zum achten Mal wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner in einem gestaffelten Juryverfahren vergeben.

Die Finalisten:

Florian Nagler Architekten: Dante II in München

Dante ll, München (Bild: Stefan Müller-Naumann) 

Die Überbauung des Parkplatzes am Reinmarplatz – Dante II – ist das Nachfolgeprojekt der Parkplatzüberbauung am Dantebad von 2016. Mit dem Projekt sollte zügig weiterer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden.

Zunächst wurde eine Konstruktion aus Stahlbetonstützen und Unterzügen errichtet, worauf dann die eigentliche Wohnbebauung als Holzkonstruktion ruht, um so viele der vorhandenen Parkplätze wie möglich zu erhalten. Nur mit vier Treppenhäusern und den daran angelagerten Technik- und Abstellräumen berührt das Haus den Grund. Die Parkflächen liegen im Hof und unter dem Haus für die Bewohner der 144 Wohnungen, die von den Treppenhäusern über Laubengänge erschlossen sind. Vor jeweils drei Wohnungen ist der Laubengang zu einem kleinen Erker ausgeweitet, der als Treffpunkt und Freibereich für die Bewohner dient.

Eine große Dachterrasse lädt mit Spielflächen und Liegedecks zum Verweilen ein. Die Stahlbetonkonstruktion wurde in einer Kombination aus Fertigteilen und Ortbeton hergestellt. Der Holzbau wurde mit hohem Vorfertigungsgrad errichtet, wobei Wand-, Decken- und Fassadenelemente bereits mit weitestgehend fertigen Oberflächen montiert wurden. Auch die vollständig installierten Bäder reduzierten die für die Montage des gesamten Gebäudes benötigte Zeit auf ein knappes Jahr. Die Konstruktion und der Montageprozess sind dank der farbigen Fassadengestaltung weiterhin ablesbar, wodurch sich das Gebäude scheinbar selbstverständlich in die Umgebung mit ihren überwiegend farbigen Putzbauten einfügt.

Gustav Düsing & Max Hacke: Studierendenhaus der TU Braunschweig

Studierendenhaus der TU Braunschweig (Bild: Iwan Baan) 

Das Studierendenhaus beherbergt studentische Arbeitsplätze aller Fachrichtungen auf zwei Geschossen. Das innovative Campusgebäude auf dem Zentralcampus liegt direkt an der Oker und bildet einen neuen städtebaulichen Auftakt zur Hauptachse entlang von Audimax, Altgebäude und Forumsplatz. Das Gebäude sollte allen Studierenden zugängliche multifunktionale Räume schaffen und als Ergänzung zu den bestehenden Campus-Typologien eine zeitgemäße Lernlandschaft bieten. Das Ergebnis ist ein offenes Raumkonzept, das vielfältige Aktivitäten unterstützt und eine flexible Umgebung für Gruppenarbeit, Seminare, Vorträge oder auch Entspannung bietet. Das Gebäude ist vollkommen hierarchiefrei gestaltet und fördert durch freie räumliche Organisation die zwischen-menschliche Kommunikation und interdisziplinäre Wissensgenerierung von Studierenden und Lehrenden gleichermaßen. Nach dem Prinzip des „Design for Disassembly“ ist die innovative Stahl-Holz-Hybridkonstruktion komplett demontierbar. Das auf einem quadratischen (drei mal drei Meter) Achsmaß konzipierte Primärtragwerk, bestehend aus Trägern und Stützen, ist modular geplant und setzt sich aus dem immer gleichen zehn mal zehn Zentimetern Quadrathohlprofil zusammen.

Innauer-Matt Architekten: Kunstraum Kassel, Kassel 

Kunstraum Kassel (Bild: Nicolas Wefers) 

Im Innenhof der denkmalgeschützten Kunsthochschule, ein Bau von Paul Friedrich Posenenske, wurde die neue Ausstellungshalle erbaut und greift damit auf einen Standort zurück, der bereits 1962 für eine mögliche Erweiterung vorgesehen war. 

Mit rund 450m² Ausstellungsfläche soll die Halle als studentisches „Ausstellungslabor“ und zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken dienen. Sie kann zu allen Seiten gleichermaßen geöffnet werden, hat keine Rückseite und respektiert dadurch den Bestandsbau. Die dunkel gehaltene Fassadengestaltung setzt sich deutlich in Material und Farbe vom Gebäudebestand ab. Die überall sichtbare, vom Tragwerk klar gegliederte Gebäudestruktur ist hingegen ein deutlicher Bezug zum denkmalgeschützten Bestand. Der klare, stützenfreie Innenraum macht die gewünschten Nutzungsvarianten – von der ungeteilten Halle bis zum in zahlreiche einzelne Räume geteilten Arbeits- oder Ausstellungsbereich – möglich. Die im oberen Wandbereich angeordnete Lichtlinsen sind eine Besonderheit: diese 864 eigens für das Projekt entwickelten gewölbten Glaselemente bringen umlaufend gleichmäßig diffuses Licht in den Innenraum.

Die Erweiterung ist ein reiner Holzbau, der den heutigen energetischen und ökologischen Anforderungen insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit erfüllen. Für die Stützen, Balken und Riegel kam Brettschichtholz zum Einsatz.

June14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff: Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin 

Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin (Bild: Laurian Ghinitoiu) 

Die Struktur des Baugruppenhauses besteht aus sechs Türmen, die sich vertikal und horizontal überschneiden. Sie folgen jeweils versetzt den beiden nicht orthogonalen Straßenverläufen und verzahnen sich durch die entstehenden Vor- und Rücksprünge mit dem Stadtraum und dessen Akteuren. Dadurch hat jede Wohnung einen sehr hohen Raum und optional mehrere niedrigere Räume, die auch zwischen den Wohnungen gemeinsam genutzt werden können. Durch dieses Prinzip sind unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten in Bezug auf Größe und räumliche Konfiguration möglich. 

Mit diesem Bau sollen neue Alternativen für unser Zusammenleben geschaffen und flexibel auf individuelle Bedürfnisse und Absprachen reagiert werden, wobei die Architektur das Teilen nicht vorschriebt, sondern lediglich ermöglicht. Auch in den Wohnungen selbst sind die Bewohner herausgefordert, ihren Lebensstil selbst zu gestalten, da die Räume keine Nutzungen vorgeben und Privatheit auf differenzierte Weise angeboten wird. Das Haus verbindet sich nicht nur im Erdgeschoss mit der Stadt, die räumliche Verschränkung und Transparenz führen zu einer Auflösung und Verschmelzung von öffentlich und privat, von innen und außen, von Mitbewohner und Nachbar. 

Die im Innenhof und auf dem Dach liegenden Gemeinschaftsgärten wurden ebenso frei von den üblichen Infrastrukturen gehalten, um besonders qualitätsvolle Räume zu schaffen. Das Haus ist aus wenigen robusten Elementen gebaut, wobei besonders auf einen sparsamen Materialeinsatz und eine simple Konstruktion geachtet wurde.

Nalbach + Nalbach: Kantgaragenpalast, Berlin

Kantgaragenpalast, Berlin (Bild: Ken Schluchtmann) 

Die Kantgarage gilt als Deutschlands bedeutendste Großgarage der Zwischenkriegsmoderne und als die älteste mit Doppelhelix in Europa. Das Treppenhaus im französischen Schloss Chambord war das Vorbild für die Doppelhelix-Betonwendelrampe, bei der sich der Gegenverkehr niemals begegnen konnte. Die Stellplatz-Boxen hatten abschließbare Falt-Drehtore der Firma Heinrichs. Doch 2013 drohte der Abriss der Hochgarage.

Es sollte so viel der denkmalgeschützten Grundsubstanz wie möglich erhalten bleiben. Heute können wechselnde Ausstellungen auf dem „Art Walk“, auf den Rampen, präsentiert werden. Der Stahlbetonskelettbau mit einer Deckenstärke von nur elf Zentimetern ist mit Mauerwerk ausgefacht und im historischen Sinne konstruktiv ablesbar. Sämtliche tragende Elemente wurden mit zwei Zentimeter starkem Betonputz versehen. Die historische Befahrbarkeit aller Geschosse ist optisch durch die Glastürelemente am Ende der Rampen erlebbar. Das sanierte Gebäude ist von dem Gedanken durchwoben, die alten Funktionen ablesbar zu erhalten und dennoch neues Leben in einer neuen Funktion zu ermöglichen. Der alte Boden erinnert an die alte Fahrbahn, die gesamte Farbgebung innen und außen wurde gemäß dem Farbbefund wiederhergestellt.

An der Kantstraße wurde die Originalfassade komplett ausgebaut, werkseitig restauriert und mit transluzentem historischem Drahtglas versehen. Dadurch wurde das Filigrane der Einfachverglasung vollständig erhalten. Eine zweite gläserne Fassade im Inneren übernimmt dagegen die technischen Anforderungen aus der neuen Nutzung.

Bekanntgabe und Verleihung des DAM Preis 2024

Die Bekanntgabe und die Verleihung des DAM-Preises 2024, sowie die Eröffnung der Ausstellung, die das Preisträgerprojekt und alle Gebäude der Shortlist präsentiert, werden am 26. Januar 2024 im vorübergehenden Standort des Deutschen Architekturmuseums DAM OSTEND in Frankfurt am Main stattfinden.

Die Finalisten werden mit der Veröffentlichung des Architekturführers Deutschland 2024 und mit allen nominierten Bauten in einem Buch vorgestellt. Es ist bei DOM publishers, Berlin, bereits am 12. Oktober 2023 erschienen.

Architekturführer Deutschland 2024

  • Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hg.)
  • Erschienen bei DOM publishers, Berlin / 2023
  • Softcover, 135 × 245 mm, 224 Seiten, 350 Abbildungen
  • ISBN 978-3-86922-883-9
  • erhältlich für 28,- Euro bei Amazon oder Weltbild

 

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