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Dritte Concrete Design Competition 2007/2008 entschieden

(11.6.2008) Die deutschen Preisträger des internationalen Studentenwettbewerbs zum Baustoff Beton stehen fest. Im Deutschen Architekturzentrum DAZ in Berlin wählte die Jury für Deutschland jetzt vier Projekte aus 76 Wettbewerbsbeiträgen aus. Zwei weitere Arbeiten erhielten Anerkennungen. Insgesamt haben sich über 100 Studierende von 32 Hochschulen an dem Wettbewerb beteiligt.

Bildausschnitte aus der Arbeit "solarconcrete" von Barbara Graßl (TU München) mit Darstellungen von Ästhetik, Funktionsweise und Konstruktion der Solarelemente (BetonBild, Erkrath)

Seit 2003 initiieren die europäischen Zement- und Betonhersteller den Wettbewerb für Studierende der Fachbereiche Architektur, Innenarchitektur, Bauingenieurwesen, Gestaltung und verwandter Disziplinen. In seiner internationalen Ausrichtung und seinem komplexen inhaltlichen Anspruch nimmt er innerhalb der Studentenwettbewerbe einen besonderen Platz ein: Der materialbezogene und integrative Ansatz über die verschiedenen Disziplinen hinweg ist zukunftsweisend und beispielhaft. Grundsätzliches Ziel des Wettbewerbs ist es, eine experimentelle Plattform für zukünftige Entwicklungen des Materials Beton zu bieten. Für den aktuellen Zyklus waren die Teilnehmer aufgefordert, sich mit dem Begriff des Hybriden auseinanderzusetzen. Die eingereichten Arbeiten zeigten interessante Möglichkeiten und innovative Anwendungen, die mit dem Baustoff Beton möglich sind. Wie auch bei den vergangenen Wettbewerbsrunden lag der Schwerpunkt der Projekte bei räumlich-architektonischen Arbeiten - hier reichte die Spannbreite von Objekten, Möbeln und architektonischen Details bis hin zu kompletten Hochbauentwürfen. Die deutsche Jury unter Vorsitz von Professorin Hilde Léon (Léon Wohlhage Wernik Architekten, Berlin) prämierte die Projekte, die das Thema des Wettbewerbs und die Eigenschaften des Materials Beton in besonderer Weise kombiniert haben.

Parallel zum deutschen Juryentscheid wurden die Preisträger in acht weiteren teilnehmenden Ländern ermittelt. Alle internationalen Preisträger werden zur Concrete Design Master Class Anfang August nach Antwerpen eingeladen. Diese ist als sechstägiger Workshop konzipiert und wird durch den internationalen Kurator des Wettbewerbs, Juan Herreros (Ábalos & Herreros Architects, Madrid), geleitet.

Die vier deutschen Preisträger 2008 sind:

Solarconcrete (Eingangsbild oben): Barbara Graßl von der Technischen Universität München hat in ihrem Projekt "Solarconcrete" Plexiglaslinsen in eine Betonwand eingebracht. Diese wirken als Absorber und verstärken damit den Effekt der Wärmeableitung aus den Energiegewinnen der Sonneneinstrahlung in das Gebäudeinnere. Dabei werden die Speichereigenschaften des Baustoffs Beton geschickt genutzt. Zugleich wird ein Beitrag zu aktuellen Diskussionen über den energetischen Umgang mit Gebäuden geleistet. Die Jury überzeugte bei der Arbeit besonders, wie die energetisch-technischen Überlegungen mit einer ganz besonderen Gestaltung kombiniert wurden. Es entsteht so eine "kraftvolle, dem Charakter der Betonwand adäquate Ästhetik mit einem enormen Gestaltungsspielraum", begründet die Jury.

ComfortCapsule Concrete (Bild rechts): Juliane Greb und Yü Chen, Studentinnen der RWTH Aachen, entwickelten einen futuristischen Vorschlag für Betonoberflächen in Innenräumen, der stereotype Wahrnehmungsmuster von Beton überwindet. In die oberste Schicht des Materials werden thermoplastische Elastomere integriert. Diese verformen sich unter dem Einfluss von Wärme und bilden so eine behagliche Oberfläche, etwa vergleichbar mit einem Teppich. Die Jury überzeugte "die Verbindung von spekulativer technologischer Innovation und funktionalem Mehrwert mit hoher gestalterischer Qualität." "Insgesamt sind zugleich völlig neue haptische Erfahrungen zu erwarten, die höchst überzeugend vorgestellt wurden", heißt es weiter in der Jurybegründung.

Thermoshape (Bild rechts): Mit einer wichtigen Fragestellung des heutigen Betonbaus beschäftigten sich Benedikt Krienen und Gereon Töpper von der RWTH Aachen. Wie können frei geformte, doppelt gekrümmte Betonelemente erstellt werden, die zugleich die thermischen Ansprüche an die Gebäudehülle erfüllen? Die prämierte Arbeit zeigt das in besonders kreativer Weise: Isolierte Sandwichelemente mit Bewehrung werden unter Wärmeeinfluss in beliebige Form gebracht und vor Ort mit Beton ausgegossen. "Die Arbeit ist sowohl konzeptuell als auch in Modellversuchen sehr gut entwickelt worden", so die Jury.

Underground Station (Bild unten): Mit Raum und Licht experimentierte Felix Wurst von der Leibniz Universität Hannover. Der konzeptionelle Ansatz führte konsequent zu einer exemplarischen Lösung für eine U-Bahnstation in der Hamburger HafenCity. Die Jury würdigte insbesondere, wie sich bei dem Projekt Ornament und Konstruktion zu einer eigenständigen Lösung ergänzen. Die Entwurfsthematik des Hybriden wird in eine räumlich-architektonische Haltung umgesetzt, bei der Beton mit seinen statisch-konstruktiven Möglichkeiten geschickt für die technische Machbarkeit genutzt wird. Beeindruckt zeigte sich die Jury auch von der klaren Präsentation: "Es wird deutlich, wie die Arbeitsweise von Reflexion, Experiment sowie Reihenstudien in Modell und Zeichnung komplex ineinander greift und zu einem überzeugenden Ergebnis führt."


Alle prämierten Arbeiten wurden von der Jury als kühne Lösungen verstanden, die zusätzlich anregen, über mögliche Realisierungen und weitere Adaptionen nachzudenken. Neben der Einladung zur Master Class erhalten die Preisträger jeweils ein Preisgeld von 1.000 Euro. Die beiden zusätzlich ausgesprochenen Anerkennungen sind mit jeweils 500 Euro dotiert. Damit wurden die Arbeiten "FA-MO[U]SS Concrete" von Jürgen Utz, Daniel Gross und Benjamin Kinzinger (Universität Stuttgart) sowie "Optical-Fibre-Concrete" von Lukas Kasten (Universität Kassel) für ihre besondere Qualität gewürdigt.

Alle europaweit erfolgreichen Arbeiten und die Ergebnisse der Master Class werden Anfang 2009 im Concrete Design Book veröffentlicht.

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