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Bericht vom 4. Internationalen FBB-Fassadenbegrünungssymposium 2011

(19.10.2011) Die 4. Ausgabe des FBB-Symposiums zur Fassadenbegrünung Ende September in Stuttgart war wohl die bisher erfolgreichste. „Die über 120 Teilnehmer haben dem 4. FBB-Symposium im Durchschnitt die gute Note 1,8 gegeben - das und die hohe Teilnehmerzahl sprechen für sich!“, so das Fazit von Dr. Gunter Mann, Präsident der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB), die das Symposium organisierte. Mitveranstalter waren die Verbände ...

Insgesamt 15 Experten berichteten in vier Themenblöcken und 16 Vorträgen über verschiedene Aspekte begrünter Fassaden:

internationale Forschungsergebnisse zur Fassadenbegrünung

Den Auftakt machte Prof. Dr. Manfred Köhler von der Hochschule Neubrandenburg. Er fasste aktuelle Forschungsergebnisse zur Fassadenbegrünung aus verschiedenen Ländern zusammen. Dabei griff er auf die eigene Literaturauswertung von etwa 700 Literaturzitaten und eine Sammlung von über 1200 Arbeiten zurück. Er beschrieb, dass es nachweislich im heißen Klima bioklimatisch für Stadtbewohner angenehmer ist, unter einem Blätterdach zu wandeln, als ausschließlich textile Verschattungselemente zu nutzen. Der größte finanzielle Effekt begrünter Fassaden ist in der sommerlichen Verschattung und der Verdunstungskühle zu sehen. Für Chile ist an einem Modellprojekt der Wert von 35% Einsparung sommerlicher AirCondition-Kosten ermittelt worden. Weitere positive Wirkungen der Fassadenbegrünung beruhen darauf, dass sich Staub auf den Blättern sammelt und Feinstäube zu „nicht lungengängigen“ Teilen „verklumpen“. Diese werden dann im weiteren Jahresverlauf beim Blattfall mit dem Laub abgeführt.


Bild aus dem Beitrag "Fassadengarten" von Optigrün" vom 9.7.2011 (Bild vergrößern)

GrünStadtKlima aus Österreich

Das Forschungsprojekt GrünStadtKlima beschrieb Dipl. Ing. Vera Enzi vom österreichischen Verband für Bauwerksbegrünung e.V. (V.f.B.). Erstmals wird in Österreich der Einfluss von begrünten Bauwerksoberflächen auf Klima, Wasserhaushalt und auf den Wert einer Immobilie in einem Forschungsprojekt umfassend untersucht. Das Forschungsprojekt „GrünStadtKlima“ verspricht neue Erkenntnisse und wurde Anfang 2010 vom VfB und der Universität für Bodenkultur (IBLB) ins Leben gerufen. Die Ergebnisse sollen die klimatischen und ökonomischen Argumente für begrünte Bauwerke belegen und zur Optimierung bestehender Bauweisen beitragen. Das Projekt befindet sich in der ersten von drei Phasen. Derzeit erfolgt eine detaillierte Datenerhebung. Die erhobenen Daten werden in der zweiten Phase des Projekts mit Hilfe einer Simulation auf einen virtuellen Musterstadtteil übertragen. Die virtuelle Musterstadt kann anschließend mit mehreren Klimaszenarien ausgestattet werden. Die dritte Phase des Projekts besteht in der Integration begrünter Bauweisen in raumplanerische Instrumente und Förderrichtlinien und wird als Planungsratgeber Strategien zur baulichen Anpassung an den Klimawandel im städtischen Raum vorschlagen.

Die nächsten beiden Vorträge wurden durch die symbolische Übergabe der Arbeitsergebnisse der FBB-Projektgruppe „Fassadenbegrünung“ von Martin Bahsitta an den FBB-Präsidenten Dr. Gunter Mann eingeführt. Die beiden Referenten waren Mitglieder der Projektgruppe und große Teile der Arbeit fanden sich in ihren Vorträgen wieder.

bodengebunden und/oder fassadengebunden

Schon länger beschäftigt sich Dipl. Ing. Nicole Pfoser, Technische Universität Darmstadt, mit einer neue „Systematik“ der Fassadenbegrünung und damit notwendigen Entscheidungs- und Arbeitshilfen. Sie führte aus, dass das Miteinander beider Techniken der vertikalen Gebäudebegrünung nahelegt, ein Planungshilfsmittel über die konstruktiven und vegetationstechnischen Entscheidungsparameter aufzustellen und damit zugleich einen Überblick zu den aktuellen Anwendungs-Systemen zu liefern. Ihre Übersichtstabelle zeigt daher Bauweise und Anwendungsbedingungen sowie wirtschaftliche und ökologische Kriterien zu verschiedenen Typen der bodengebundenen und der fassadengebundenen Gebäudebegrünung und zu ihren Mischformen auf. Unterschieden werden bodengebundene Systeme für Selbstklimmer- und Gerüstkletterpflanzen, fassadengebundene Regalsysteme sowie fassadengebundene modulare und vollflächige Systeme als formal frei gestaltbare vertikale Flächenbegrünungen. Dazu eine Mischform aus boden- und fassadengebundener Begrünung, stellvertretend für eine Vielfalt möglicher Kombinationen.

Muster-Leistungsverzeichnisse zur Fassadenbegrünung

Gert Moegenburg von der FVHF stellte neue Muster-Leistungsverzeichnisse zur Fassadenbegrünung vor. Zielsetzung von FVHF und FBB war es dabei, die gärtnerischen und konstruktiven Kompetenzen zusammenzufassen und damit allgemein brauchbare Texte als exakte Beschreibung der zu erbringenden Leistungen zu kreieren. Diese Texte sollen dem Ausschreibenden bei einer vollständigen Leistungsermittlung Unterstützung geben. Eine inhaltliche VOB-Angleichung (hier: VOB/C) wurde angestrebt, weil sie ein bewährtes Bindeglied zwischen dem Auftraggeber, dem Bauherrn, dem Planer und dem Ausführenden darstellt.

Die Bemessung von Kletterhilfen, deren Verankerung bzw. die Verankerung von fassadengebundenen Begrünungen sind konstruktive Aufgaben, die normativen und bauaufsichtlichen Anforderungen genügen müssen. Das Gleiche gilt für die Werkstoffauswahl der Kletterhilfen. Die gärtnerische Leistung wird damit wirkungsvoll unterstützt und erfolgreich fortgesetzt. Die Beschreibung von Teilleistungen gibt allen Beteiligten die gebotene Preissicherheit, auch für spätere Wartungs- und Unterhaltsarbeiten.


Bild aus dem Beitrag "'Green Curtain' macht bei Kyocera der Klimaanlage Konkurrenz" vom 17.9.2009

Bewässerung von fassadengebundenen Begrünungssystemen

Dipl. Ing. Dr. Ulrike Pitha von der Universität für Bodenkultur Wien, zeigte in einem Erfahrungsbericht Bewässerungslösungen von fassadengebundenen Begrünungssystemen auf. Folgende Punkte für Planung, Ausführung, Betrieb und Pflege lassen sich u.a. daraus ableiten:

  • Planung, Bau, Steuerung und Wartung nur durch SpezialistInnen
  • Abstimmen von Bewässerungszeit/-dauer auf Standort, Bepflanzung, Substrat/Trägermaterial
  • Abstimmung der Bewässerungsdauer auf Füllzeit der Zuleitungsrohre und der Bewässerungskreisläufe
  • Winterbewässerung – selbstentleerende Bewässerungssysteme einsetzen
  • Bedarfsgerechte Bewässerungen – gezielter Einsatz von Bodenfeuchtesensoren
  • Wasserspeicherndes Substrat/Trägermaterial einsetzen, regelmäßiges Durchfeuchten von Substrat/Trägermaterial achten
  • Abstände der Tropfer und Lager der Pflanze zu Tropfer auf Wasserbedarf der Pflanze abstimmen
  • Kombination von Bewässerung und Düngung

Kurzfristig eingesprungen ist der Niederländer Nils van Steenis, der einen reich bebilderten und sehr informativen Vortrag zu seinen Erfahrungen der Pflanzenverwendungen bei “Living walls” brachte. Bei der Bestimmung einer Pflanzenauswahl sind folgende Faktoren zu beachten:

  • Licht ist äußerst wichtig bei der Auswahl des gewünschten Vegetationsbildes
  • Wasser ist die Basis für eine gute Entwicklung der Pflanzen
  • Ein gutes Substrat zeichnet sich durch ein ausreichendes Luftporenvolumen bei völliger Wassersättigung aus
  • Luftzirkulation bewegt die Pflanzen und sorgt für eine gute Entwicklung der oberirdischen Teile
  • Faktoren der Umgebung (z.B. Windzirkulation, Schatten, Reflektion von Sonnenlicht)

Eine Premiere gab es auch beim Fassadensymposium in Stuttgart: erstmals wurde FBB-Mitgliedern die Möglichkeit angeboten, in Form von 15-Minuten-Kurzvorträgen über ihre Systemlösungen zu berichten. Die Firmen Biotekt, Vertico, Optigrün, Carl Stahl, 90 De Green, Zinco, Greenwall, Schadenberg und Sempergreen haben das Angebot wahrgenommen und den Zuschauern wurden innerhalb kürzester Zeit neun Fassadenbegrünungssysteme vorgestellt.

Wie bei allen Symposien war es Prof. Köhler vorbehalten, mit einer Weltreise von begrünten Fassaden einen schönen Abschluss der interessanten Tagung zu finden.

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