Lehmhütte oder Doppelglasfassade - Die Herausforderungen klimagerechten Bauens
(9.11.2010) Umweltbewusstes Denken, das rapide Wachstum der Weltbevölkerung auf bis zu 9 Mrd. Menschen im Jahr 2050, der rasante Trend zur Urbanisierung, aber auch die ständig steigenden Energiepreise rücken klimagerechtes Bauen in den Blickpunkt der Baubranche. Hinzu kommt, dass Gebäude mit zu den Hauptverursachern von Emissionen zählen. Beispielsweise in Deutschland werden allein knapp 40 Prozent der verbrauchten Energie in Gebäuden "verheizt". Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP will genau dort ansetzen und sich zukünftig verstärkt dem nachhaltigen und klimagerechten Bauen in verschiedenen Klimazonen widmen. Basierend auf traditionellen Bauweisen in unterschiedlichen Klimazonen sollen regionalspezifische Nachhaltigkeitsstandards für Gebäude entwickelt werden. Wesentlicher Bestandteil des Forschungsvorhabens wird ein internationales Promotionskolleg Climate Culture Building CCB sein, mit dessen Hilfe die relevante Grundlagenforschung umgesetzt wird.
Das Promotionskolleg CCB wurde vom IPB als ein europa- und weltweit einmaliges Projekt vorgestellt: Mit Hilfe von etwa zehn Doktoranden aus unterschiedlichen Ländern in verschiedenen Klimazonen sollen wissenschaftliche Grundlagen klimagerechten Bauens erforscht werden.
Moderne Architektur missachtet häufig die klimagerechten Grundprinzipien und muss dann die bauphysikalischen Konsequenzen durch hochtechnische und meist sehr energieaufwändige Anlagen kompensieren. Daher ist das Ziel im Promotionskolleg CCB, soziokulturelle Verhältnisse mit klimatischen Bedingungen so in Einklang zu bringen, dass unter Wahrung der örtlichen Baukultur eine landestypische und von den Bewohnern akzeptierte Architektur entsteht. Die Einzelarbeiten werden vorwiegend an zwei Hochschulen, der Universität Stuttgart und der jeweiligen Hochschule im Herkunftsland, durchgeführt und betreut. Letztendlich sollen daraus hochqualifizierte Ingenieure mit fundiertem Wissen hervorgehen, die selbstständig arbeiten und anschließend in ihren Heimatländern die Prinzipien des klimagerechten Bauens nachhaltig realisieren.
"Wir möchten mit diesem Projekt unter anderem wichtige Erkenntnisse über traditionelle und klimagerechte Bauweisen in einer anderen Klimazone gewinnen. Diese Erfahrungen sind ein wertvoller Grundstein in der internationalen Grundlagenforschung", unterstreicht Prof. Dr. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP und Ordinarius des Lehrstuhls Bauphysik an der Universität Stuttgart das Vorhaben. Bereits vor einem Jahr unterzeichnete das Fraunhofer IBP mit der Universität Sanaa ein Memorandum of Understanding.
Ziel der wissenschaftlichen Kooperation ist es zum einen, das Verständnis für jemenitische Baukultur zu entwickeln sowie die Analyse und Modellierung von traditionellen Materialien und Konstruktionen vor dem Hintergrund der Adaption auf andere Regionen vorzunehmen. Zum anderen wollen sich die Forscher auch mit der konkreten Konzeptentwicklung für Sanierungen und landesspezifische Nachhaltigkeitskriterien bei Neubauten beschäftigen.
Der Startschuss für das internationale CCB-Projekt fiel im Oktober 2010 in Berlin, im Rahmen einer Tagung des Fraunhofer IBP. In Fachvorträgen zum klimagerechten und nachhaltigen Bauen sowie anhand von konkreten Erfahrungen zu Bauprodukten aus dem Bereich Fassadendämmung brachten das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das Fraunhofer IBP, die Deutsche Umweltstiftung und die Sto AG die Teilnehmer auf den aktuellen Forschungsstand und stellten ihre Initiativen und Pläne vor.
Weitere Informationen zum CCB-Projekt können per E-Mail an Dr. Ingo Heinemann, Fraunhofer IBP angefordert werden.
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