Die Masche macht's ... bei Fassaden mit Streckmetall aus Stahl
(21.8.2013) Es gibt sie mit Öffnungen in Form von Rauten oder Sechsecken, Kreisen oder Quadraten. Sie sind fast geschlossen oder lichtdurchlässig, klassisch-silbrig oder auch farbig: Bauelemente aus Streckmetall. Die Maschengeometrie eines feuerverzinkÂten Stahlblechs erlaubt attraktive Gestaltungsmöglichkeiten für Gebäudefassaden. ZuÂdem ist ihr Einsatz nicht nur funktionell, sondern aufgrund des geringen MaterialeinÂsatzes auch vergleichsweise wirtschaftlich.
Streckmetall ist ein Baustoff mit Öffnungen in der Fläche, die durch Einschnitte in Querrichtung eines in der Regel feuerverzinkten Stahlblechs entstehen, wenn dieses - ohne Materialverlust - in der Länge gestreckt wird. Im Gegensatz zu Lochblech sind seine Öffnungen plastisch ausgeformt. Anders als bei Gittern sind die Maschen weder geflochten noch geschweißt, sondern bewahren ihren festen Zusammenhalt und daÂmit ihre hohe Stabilität.
Transparenz im Parkhaus
Im Bereich der Gebäude mit Fassaden aus Streckmetall domiÂnieren Parkhäuser mit ca. 70% Marktanteil. Auch im ThyssenÂKrupp Quartier in Essen prägt Streckmetall aus Stahl die FasÂsade des Parkhauses. Das Bauwerk selbst besteht aus einer Stahlkonstruktion mit eingehängten Stahl-Verbunddecken. Für die Architektur des gesamten Gebäudeensembles zeichnen die Arbeitsgemeinschaft JSWD Architekten aus Köln und das Büro Chaix & Morel et Associés aus Paris verantwortlich.
Bei dem Parkhaus mit über 800 Stellplätzen auf mehreren Ebenen wurde grobmaschiges Streckmetall mit den AbmesÂsungen 205 x 80 x 23 mm (Maschenlänge x Maschenbreite x Stegbreite) und einer Dicke von 2 Millimeter eingesetzt. Es wird von einem Rahmen aus einem U80 Profil eingefasst. Die einzelnen Elemente sind im Winkel von rund 35 Grad zur SenkÂrechten auf einer Unterkonstruktion aus U140 Profilen monÂtiert.
„In Essen hat sich mein Team für Streckmetall als gestaltÂprägendes Fassadenmaterial entschieden, weil es mit seiner rauen Oberfläche und der transparenten Wirkung zum Leitbild der Gestaltung aller Gebäudefassaden im ThyssenKrupp QuarÂtier passt“, erklärt Jürgen Steffens, einer der verantwortlichen Entwurfsarchitekten der Arbeitsgemeinschaft. Außerdem hätten sie die schräge AnÂordnung als architektonisches Mittel eingesetzt, um auf die Hangsituation zu reagieÂren. Steffens schätzt generell den Einsatz von Streckmetall im Bereich von Fassaden: „Mit Streckmetall gelingt eine wirtschaftliche und trotzdem ästhetische Gestaltung von Fassaden, die dem Architekten eine große Flexibilität in der Architektursprache lässt. Trotz der Filigranität der vielfältigen Produkte erfüllen transparente KonstruktioÂnen mit Streckmetall die statischen Erfordernisse.“
Nachhaltigkeit im Hochschulbau
Während bei dem Parkhaus in Essen die große Licht- und Luftdurchlässigkeit des Streckmetalls - durch die sich auch der Einbau einer Lüftungsanlage erübrigte - den optischen Reiz ausmacht, entsprechen die Streckmetallbleche mit nur rund halb so großen Öffnungen (115 x 52 x 24 x 2 Millimeter) bei dem „Oeconomicum“ der Heinrich-Heine-Universität DüsÂseldorf eher der Verkleidung einer hinterlüfteten Fassade.
Mit den Elementen, im Rasterabstand von circa 1,40 Meter polygonal angeordnet, betonen die ortsansässigen Planer inÂgenhoven architects die konvex ausgebildete Nordseite des Hochschulgebäudes der wirtschaftswissenschaftlichen FakulÂtät. Durch die Transparenz des Streckmetalls kann die FassaÂde des Gebäudes effektvoll hinterleuchtet werden. Die weit auskragenden Dachflächen mit eingefassten StreckmetallbauÂteilen auf der Südseite sind Sonnenschutz und interessantes Licht- und Schattenspiel auf der Glasfassade zugleich.
Für die immerhin 4.000 Quadratmeter umfassende Dach- und Fassadenverkleidung mit Streckmetall sprach nach Aussagen des international tätigen Architekturbüros auch die Nachhaltigkeit des feuerverzinkten Baustoffs Stahl.
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Wie üblich erfolgte nach dem Streckvorgang der Metallbleche eine Feuerverzinkung, um einen langlebigen Korrosionsschutz vor allem gegen atmosphärische Einflüsse zu erzielen. Instandhaltungs- und Wartungskosten fallen für Jahrzehnte nicht an. ZuÂdem können die Bauteile am Ende ihrer Nutzungszeit zu 100 Prozent recycelt werden.
Farbe und Finesse im Stadion
Soll Streckmetall statt einer metallisch-silbrigen Anmutung eine farbige Oberfläche erÂhalten, kann dies durch eine nachträgliche Pulverbeschichtung der feuerverzinkten Stahlelemente erfolgen. Die Fassadenverkleidung des Carnegie Pavillon des Headingley Cricket Grounds im englischen West Yorkshire wurde einheitlich in einem hellen Grün ausgeführt:
Die ohnehin sehr auffällige Gestaltung mit großen dreieckförmigen Metallblechen, die sich auch im Dach fortsetzt, erscheint jedoch in unterschiedlicher Grünintensität. Das ist allein dadurch gelungen, dass die Streckmetallelemente in gedrehten und gewenÂdeten Lagen montiert wurden. Durch diesen Kunstgriff wurde nicht nur eine verblüfÂfende Fernwirkung erzielt, sondern der Lichteinfall in die einzelnen dahinter liegenden Räume unterschiedlich geregelt.
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siehe zudem:
- außenliegender Sonnenschutz im Sonnenschutz Magazin sowie Fassadenverkleidung und Fassadensysteme im Fassaden-Magazin von Baulinks (8.2.2013)
- Literatur / Bücher zum Thema Metallbau bei Baubuch / Amazon.de