Memorandum „Klimagerechte Stadt“ fordert integrierte Stadt- und Infrastrukturplanung
(27.7.2014) Städte müssen sich an den Klimawandel anpassen. Dazu sind ganzheitliche Anpassungsstrategien notwendig. Wissenschaftler fordern dafür eine enge Vernetzung der Themenfelder Klima, Ressourcen und Stadtentwicklung. Mit einem Memorandum zum Forschungs- und Umsetzungsbedarf machen sie auf die drängensten Herausforderungen und Chanchen für eine klimagerechte Stadt aufmerksam.
Dass sich Städte verändern müssen, um sich an den Klimawandel anzupassen, ist in Politik und Wissenschaft unumstritten. Das setzt aber die synergetische Nutzung von Ressourcen und die Vernetzung aller am Städte- und Wohnungsbau Beteiligter aus Forschung und Praxis voraus. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern fehle es aber an Forschungs- und Förderprogrammen, die derartige Planungsansätze für eine klimagerechte Stadtentwicklung unterstützen.
Die Unterzeichner des Memorandums „Klimagerechte Stadt“ weisen auf den dringenden Handlungsbedarf hin. Die Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen möchten sicherstellen, dass der Forschungs- und Umsetzungsbedarf rechtzeitig erkannt wird, damit Lösungen in der Praxis ebenso frühzeitig erprobt und umgesetzt werden können: Eine integrierte Stadt- und Infrastrukturplanung könne dabei beispielsweise Wissen und Erfahrung unterschiedlicher Fachbereiche im Städte- und Wohnungsbau vernetzen.
Gesamtsystem Stadt: Vernetzung am Beispiel Wasser
Die Wissenschaftler kritisieren die gegenwärtige Konzentration auf Einzeldisziplinen auch deshalb, weil sie ihrer Meinung nach zu kurz greife. Deutlich werde das zum Beispiel bei der Stadtsanierung, dem Denkmalschutz und der energetischen Sanierung, erklärt beispielsweise Wasserexperte Engelbert Schramm, Mitglied der Institutsleitung des ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung. „Hier werden ökologische und soziale Ziele getrennt voneinander verfolgt, die Ergebnisse sind deshalb mitunter suboptimal für das Gesamtsystem Stadt“. Das Thema klimagerechte Stadt sei aber zentral und müsse deshalb ganzheitlich betrachtet werden.
Im Memorandum zeigen die Forscher, dass Wasser eine Art Querschnittsthema sein kann, wenn es um die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten städtischer Räume geht: Ähnlich wie Niederschlagswasser könne auch gereinigtes Abwasser Grünflächen, Parks oder offene Wasserläufe speisen. Es könne ferner der Bewässerung in der Nahrungsmittelproduktion durch Urban Gardening und Farming dienen oder abgesenkte Grundwasserleiter wieder anreichern. „Zusätzlich kann die Wärme aus dem Abwasser genutzt werden - zum Heizen von Gebäuden, sogar von Treibhäusern, oder zur Einspeisung ins Wärmenetz“, ermlärt Martina Winker, die am ISOE den Forschungsschwerpunkt Wasserinfrastrukturen und Risikoanalysen leitet.
Aufruf an Politik, Wissenschaft und Akteure in der Praxis
Die bisherigen Unterzeichner des Memorandums richten sich nicht nur an Vertreter der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik. Vielmehr möchten sie auch die verschiedenen Fachverbände, kommunalen Spitzenverbände und Fachgesellschaften für die Anforderungen einer klimagerechten Stadt der Zukunft sensibilisieren und sie auffordern, in einen Austausch zu treten.
Die Idee zum Memorandum „Eine klimagerechte Stadt erfordert integrierte Stadt- und Infrastrukturplanung“ entstand in einem Fachgespräch zum Thema Transformation der Wasserinfrastruktur am ISOE in Frankfurt am Main am 5. Juni 2014. Zahlreiche Personen aus Wissenschaft und Praxis unterstützen die Forderungen mit ihrer Unterzeichnung des Memorandums. Unterschriften können auch weiterhin auf memorandum-klimagerechte-stadt.de > Memorandum unterstützen eingetragen werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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- Website zum KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ online (30.3.2014)
- Charta „Zukunft Stadt und Grün“ fordert grüne Stadtentwicklung (26.1.2014)
siehe zudem:
- Stadtplanung, öffentliche Hand sowie nachhaltiges Bauen im Architektur-Magazin auf Baulinks
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