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„Plus“ und „Premium“: Passivhaus Institut definiert endlich Plusenergiehaus-Klassen

(16.3.2015) Erneuerbare Energien sind eine ideale Ergänzung zur Effizienz des Passiv­haus-Standards. Um auch bei dieser Kombination eine geregelte Orientierung zu bie­ten, erweitert das Passivhaus Institut seine Gebäude-Zertifizierung endlich um neue Gebäude-Klassen, die dem - mindestens mal medialen - Trend zu Plusenergie-Häusern nachkommen: Neben dem „Passivhaus Classic“ gibt es künftig ...

  • das „Passivhaus Plus“ und
  • das „Passivhaus Premium“.

Bewertung der Effizienz berücksichtigt „Erneuerbare Primärenergie“

Der Heizwärmebedarf eines Passivhauses darf 15 kWh/(m²a) nicht überschreiten. Das gilt auch weiterhin. An die Stelle des bisher betrachteten Primärenergiebedarfs tritt mit Einführung der neuen Klassen aber der Gesamtbedarf „Erneuerbarer Primär­energie“ (Primary Energy Renewable bzw. PER):

  • Bei einem „Passivhaus Classic“ liegt dieser Wert bei maximal 60 kWh/(m²a).
  • Ein „Passivhaus Plus“ ist effizienter: Es darf nicht mehr als 45 kWh/(m²a) er­neuerbare Primärenergie benötigen. Zudem muss es - bezogen auf die über­baute Fläche - mindestens 60 kWh/(m²a) Energie erzeugen.
  • Beim „Passivhaus Premium“ ist der Energiebedarf sogar auf 30 kWh/(m²a) be­grenzt, die Energieerzeugung muss mindestens 120 kWh/(m²a) betragen.

„Der Bedarf an Heizenergie ist beim Passivhaus stark reduziert, der Verbrauch für Warmwasser und Haushaltsstrom fällt daher umso stärker ins Gewicht. Dies wird in der neuen Bewertung sinnvoll und zukunftsfähig berücksichtigt“, erläutert Prof. Dr. Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts. Das neue Schema nimmt dabei die Energiewen­de vorweg und betrachtet das Gebäude in einem Umfeld, in dem nur er­neuerbare Energie genutzt wird. „Durch den geringen Verbrauch des Passivhauses ist ein solches Szenario ohne Weiteres realisierbar“, sagt Feist.

Wind und Sonne liefern Primärstrom. Ein Teil dieses Stroms kann direkt genutzt wer­den. Um Überschüsse in die Zeiten eines geringeren Energieangebots zu übertragen, sind hingegen Speicher nötig. Diese liefern bei Bedarf Sekundärstrom, der mit Verlus­ten verbunden ist. Je nach Art der Energieanwendung sind die Anteile von Primär- und Sekundärstrom verschieden, und mit ihnen die Verluste der Energiebereitstellung. Diese spezifischen Energieverluste einer Energieanwendung werden durch den jewei­ligen PER-Faktor beschrieben:

  • Der Bedarf für Haushaltsstrom ist im Jahresverlauf recht konstant, darum ist der Direktstromanteil hoch, der PER-Faktor klein.
  • Geheizt wird dagegen nur im Winter. Um dann genug Energie zu haben, muss der Strom teilweise im Sommer gewonnen und für den Winter verlustreich ge­speichert werden, was zu einem hohen PER-Faktor führt.

Auf der Internationalen Passivhaustagung vom 17. bis 18. April 2015 in Leipzig wollen Wissenschaftler des Passivhaus Instituts an konkreten Beispielen demonstrieren, was die Einführung der neuen Passivhaus-Klassen und des PER-Systems für die Planung bedeuten:

  • Dr. Benjamin Krick will für einige bestehende Gebäude vorrechnen, mit welchen energetischen Optimierungen die neuen Passivhaus-Klassen jeweils erreicht werden können.
  • Jessica Grove-Smith will aufzeigen, wie die PER-Faktoren für die neueste Ver­sion des etablierten Planungstools PHPP (Passivhaus-Projektierungspaket) ent­wickelt wurden - siehe u.a. auch Baulinks-Beitrag „Neues Update für Passiv­haus-Projektierungspaket PHPP“ vom 3.4.2014.

Die genauen Zertifizierungskriterien sowie Details zur Berechnung nach dem System der „Erneuerbaren Primärenergie“ sind ab sofort auf der Online-Plattform Passipedia unter passipedia.de > Passivhaus-Zertifizierung > Die neuen Passivhaus-Klassen ver­fügbar.

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