Rückblick auf den Forschungs- und Entwicklungstag der Deutschen Poroton
(5.11.2017) In diesem Jahr begeht die Deutsche Poroton ihr 50-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass fand im bundesweit einzigen privaten Ziegelforschungszentrum - im niederbayerischen Zeilarn - Mitte Oktober ein Forschungs- und Entwicklungstag (F&E-Tag) mit renommierten Wissenschaftlern statt:
- Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner von der TU Darmstadt zeigte die Nachhaltigkeit von Ziegelmauerwerk im Vergleich zu anderen Bausystemen auf: Ziegel erreicht demnach über einen Zeitraum von 50 Jahren Werte, die denen von Holz oder Beton mindestens ebenbürtig sind - zum Teil sogar deutlich besser. Zugleich würden Investoren und Bauwirtschaft von bis zu 15 Prozent Kostenvorteil profitieren.
- Prof. Dr.-Ing. Detleff Schermer von der OTH Regensburg stellte Robustheit und Schallschutz von Ziegelmauerwerk in den Mittelpunkt. Die Produktentwicklung bei verfüllten Ziegeln habe zu ausgezeichneten Tragfähigkeiten geführt, die bis zu neun Geschosse in monolithischer Bauweise möglich machen - siehe u.a. Baulinks-Beitrag „Poroton S9-P: Neuer gefüllter Ziegel für mehr als sechs Geschosse“ vom 19.9.2017.
- Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm vom Münchener Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. stellte mit „Wärmeschutz im Kontext der Energiewende“ ein aktuelles Forschungsvorhaben vor. Für ihn liegen Erfolg oder Misserfolg der Energiewende im Bestand. Geeignete Baustoffe und Technologien gibt es, allein die Sanierungsrate fällt seit Jahren zu gering aus.
- Prof. Dr. Klaus Peter Sedlbauer vom Fraunhofer Institut für Bauphysik sieht im Building Information Modelling (BIM) den Weg, um die disruptiven Veränderungen im Bau zu bewältigen. Der „digitale Zwilling“ der Planungsphase werde nicht nur alle Informationen zum Gebäude und seiner Nutzung sammeln. Er sei auch entscheidend, wenn es um wohngesunde Innenraumluft geht.
Die Teilnehmer des F&E-Tages der Deutschen Poroton. (Foto © Deutsche Poroton / Christoph Große) |
Die Anregungen aus der Wissenschaft nahm eine offene Podiumsdiskussion teils kontrovers auf. Adressiert an die neue Regierung forderte Prof. Michael Voigtländer, Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln), mehr Bauland in den Ballungsgebieten. Nur so ließe sich verhindern, dass Wohnen zum Luxusgut wird. Christian Bruch vom Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen drängte auf Kompetenzbündelung in einem echten Bauministerium und bemängelte fehlende Sachkompetenz in Planungsämtern.
Unternehmerin Gisela Raab von der RAAB Baugesellschaft kritisierte die ständig wachsenden Vorgaben, etwa im Brandschutz, die es nahezu unmöglich machen, preiswert zu bauen. Prof. Piero Bruno (Bruno Fioretti Marquez Architekten) unterstützte dies ausdrücklich aus der Perspektive der Architektenschaft. Gemeinsames Ziel müsse es sein, wieder einfacher zu bauen - was für den Ziegel spreche. Für wichtige Ziele wie Brandschutz und Barrierefreiheit sollte es Zielvorgaben mit flexiblen Wegen geben. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Bauprofis in Aus- und Fortbildung, um Fehler in der Ausführung zu minimieren.
Braucht es künftig Chips in jedem Ziegel?
Für Wienerberger-Geschäftsführer Lorenz Bieringer besteht die wichtigste Aufgabe der Industrie darin, die Produktpalette um digitale Dienstleistungen und Services zu erweitern. Allerdings werde BIM auf absehbare Zeit nicht dazu führen, „dass wir unsere Ziegel mit RFID-Chips ausstatten.“
Poroton-Geschäftsführer Clemens Kuhlemann zog ein positives Fazit. Für ihn stehen vier zentrale Aspekte im Fokus: „Wir punkten am Markt mit robusten Systemen und einfacher Verarbeitung. Das gilt es auszubauen, damit Bauherren und Industrie auch künftig kostengünstiges Bauen für alle ermöglichen. Intensivieren werden wir unsere Aktivitäten bei Bildung und Nachwuchsförderung. Die Megaaufgabe Digitalisierung werden wir neben hervorragenden Produkten mit sinnvollen Services und Softwaretools unterstützen, um unseren Marktpartnern die Arbeit zu erleichtern.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Deutsche Poroton GmbH
- 50 Jahre Poroton (26.1.2017)
- Upcycling statt entsorgen: Leipfinger-Bader nutzt Erdaushübe für Ziegelproduktion (9.4.2018)
- Neuer Staatssekretär will sich für technologieoffene Energiewende einsetzen (26.3.2018)
- Mauerwerksbau bekommt mit dem DAfM Kompetenzpool und Forschungsmotor (4.2.2018)
- „Stadt und Ziegel“: Neues Magazin für modernen Wohnungsbau (21.1.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- 156 Seiten „Bauen mit Ziegel – bewährt und innovativ“ (16.10.2017)
- Mörtelpads und gefüllte Ziegelsteine in Engelsbrand im Einsatz (21.9.2017)
- Coriso: 10 Jahre gefüllte Mauersteine à la Unipor (20.9.2017)
- AMz-Broschüre über Schallschutz mit Ziegelmauerwerk (19.9.2017)
- Poroton S9-P: Neuer gefüllter Ziegel für mehr als sechs Geschosse (19.9.2017)
siehe zudem:
- Wandbaustoffe im Rohbau-Magazin bei Baulinks
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