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Gebäudehülle aus Sandwichelementen mit Textilbeton

  • Weltgrößte Branchenanwendung eröffnet neue Dimension für ökologisches Bauen

(19.11.2009) Es handelt sich um die international bislang größte bautechnische Anwendung von textilbewehrtem Beton: Die Außenfassade des Innotex-Neubaus vom Institut für Textiltechnik an der RWTH Aachen (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps). Dazu haben Wissenschaftler dieses Kompetenzzentrums für Textilstrukturen und Medizintextilien gemeinsam mit deutschen und französischen Partnern eine Materialkombination aus textilbewehrtem Spezialbeton und Hartschaum entwickelt.

Die 590 m² umfassende Gebäudehülle des neuen Instituts für Textiltechnik in Aachen ist mit 216 hellgrauen Sandwichelementen verkleidet, die in der Regel 3 x 1 m groß sind. Die einzelnen Platten bestehen aus einem isolierenden, tragfähigen PUR-Hartschaumkern und einer lediglich 15 mm dicken, beidseitige Deckschicht aus Feinbeton. Statt Stahlarmierungen wurden textile Gewirke in die Umhüllung eingearbeitet. Sie verleihen dem druckbelastbaren Mantel die erforderliche Zug- und Biegefestigkeit.

Dank dieser Sandwichkonstruktion wurde für die Aachener Fassade 80 Prozent weniger Beton benötigt als bei traditioneller Bauweise. Entsprechend sanken die bei der Produktion anfallende CO₂-Emission, das Gewicht der Bauteile sowie der sonst ganz erhebliche Transport- und Montageaufwand. Die textilbewehrten Leichtelemente sind auch nicht von Korrosion bedroht und erlauben selbst filigrane Bauteile mit hoher Wärmedämmwirkung in frei wählbaren Formaten. Türen und Fenster können beliebig integriert, einzelne Frontelemente auch jederzeit leicht ausgetauscht werden, denn die Platten werden mit einfachen Hebezeugen und Befestigungssystemen in ein von außen unsichtbares Trägersystem aus Stahl eingehängt.

"Der neue Materialverbund eröffnet für Architekten, Planungsbüros und Bauindustrie völlig neue Optionen", erklärt Thomas Gries, Leiter des RWTH-Instituts für Textiltechnik. Die Sandwichelemente seien zunächst zwar für Anwendungen bei Industrie- und Verwaltungsgebäuden konzipiert, eine Weiterentwicklung für den Wohnungsbau jedoch durchaus möglich - "nicht zuletzt dank der nahezu grenzenlosen Variabilität bei Struktur und Farbe der hochwertig wirkenden Oberflächen". Zunächst sei jedoch ein Folgeprojekt in Vorbereitung, das dem Verbundstoff als Serienprodukt volle wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit mit herkömmlichen Baumaterialien sichern soll.

"Mit dieser zukunftsorientierten Entwicklung wird deutlich, dass die deutsche Textilwirtschaft längst den Sprung von der Old Economy hin zum international führenden High Tech-Anbieter vollzogen hat", kommentiert Klaus Huneke, Vorsitzender des Forschungskuratoriums Textil e.V., den von der EU geförderten Entwicklungserfolg.

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