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Aktuelle Fraunhofer-Studie zur Solarstromförderung

(20.2.2010; aktualisiert am 6.5. und 9.7.2010) Die vom Bundesumweltministerium vorgeschlagene Absenkung der Solarförderung ist unangemessen hoch und gefährdet die Solarproduktion in Deutschland. Dies liest der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zu allererst aus einer von ihm in Auftrag gegeben Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) heraus und fordert die Bundesregierung auf, die Kürzungsvorschläge zu überarbeiten. Nur mit einer moderaten Reduktion der Solarstromförderung sei es möglich, den Solarindustriestandort Deutschland zu erhalten und weiter auszubauen.

Die Wissenschaftler des renommierten Freiburger Fraunhofer ISE haben in ihrer am 17. Februar 2010 veröffentlichten Studie untersucht, in welchem Umfang eine zusätzliche Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom angemessen wäre. Bereits zum Jahreswechsel waren die Fördersätze gemäß den Vorgaben des Erneuerbare-Energien Gesetzes (EEG) um bis zu elf Prozent reduziert worden. Nach Vorstellungen des Bundesumweltministers sollen sie zum 1. Juni 2010 und zum Anfang 2011 erneut im jeweils zweistelligen Prozentbereich gesenkt werden, allein in diesem Sommer um 15 Prozent.

"Unsere Berechnungen zeigen, dass für Solarstrom-Anlagen bis 30 Kilowatt Spitzenleistung eine einmalige zusätzliche Absenkung von sechs Prozent und für Anlagen bis 100 Kilowatt von zehn Prozent angemessen wäre", sagt ISE-Institutsleiter Prof. Eicke Weber. "Die Vorschläge des Umweltministers liegen weit darüber und würden den solaren Produktionsstandort Deutschland massiv gefährden."


Deckblatt Berechnung Stromgestehungskosten (Quelle: Fraunhofer IISE)

Die zentralen Aussagen der Studie sind:

  1. Im Jahr 2009 sind die PV-Anlagenpreise für Anlagen bis 100 kWp um 25,6%, die Vergütung im Januar 2010 jedoch nur um 9% bis 11% gesunken. Deshalb sei eine zusätzliche einmalige Absenkung im Jahr 2010 möglich.
     
  2. Die starke Preissenkung im Jahr 2009 kompensiert teilweise die Preisstagnation und -steigerung in den Jahren 2005 und 2006 sowie geringere Preissenkungen im Jahr 2008. Bei der Preisentwicklung müsse deshalb eine Langfristbetrachtung angestellt werden.
     
  3. Die Prognos AG hat vorgeschlagen, die PV-Vergütung um 16% bis 17% abzusenken. Die Rendite-Berechnungen der Prognos AG weisen jedoch zu geringe Stromgestehungskosten und zu geringe Anlagenpreise auf.
     
  4. Die in dieser Studie durchgeführten Berechnungen zeigen, dass für PV-Anlagen bis 30 kWp eine einmalige zusätzliche Absenkung von 6% und für Anlagen bis 100 kWp von 10% angemessen wäre.
     
  5. Auch bei einer stärkeren Absenkung wäre mit einem weiteren Marktwachstum zu rechnen, da davon auszugehen ist, dass die asiatischen Hersteller aufgrund der weltweiten Überkapazitäten ihre Preise ungeachtet der realen Produktionskosten auf einen Wert senken würden, der die Investition weiterhin attraktiv macht und die Nachfrage anregt.
     
  6. Eine stärkere Absenkung würde mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass die PV-Produktion in Deutschland reduziert würde, da sie trotz Effizienzsteigerung nicht mehr wirtschaftlich darstellbar wäre. Dies würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Arbeitsplatzabbau in Deutschland führen.
     
  7. Eine angemessene, an der realen Kostenreduktion orientierte Absenkung der Vergütung ist eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Voraussetzung, um die PV-Produktion in Deutschland zu erhalten. Die deutschen Hersteller sind gegenüber den asiatischen Herstellern nur dann konkurrenzfähig, wenn sie die technologische Führung innehaben, was einen deutlichen Ausbau der Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen und die Erhöhung der Forschungsförderung voraussetzt.

Übrigens: Bis zum Jahr 2020 will die Solarbranche bis zu zehn Prozent des deutschen Strombedarfs aus Solarstromanlagen decken, ab 2013 zu Preisen unterhalb der Verbraucher-Stromtarife. Zu den bereits 60.000 Beschäftigten in der deutschen Photovoltaikbranche werden nach Prognosen des BSW-Solar in den nächsten zehn Jahren weitere 40.000 Jobs hinzukommen.

Update vom 6.5.2010: Bundestag beschließt Kürzung der Solarförderung

Nach monatelangem Ringen hat der Bundestag am 6. Mai die Kürzung der Solarförderung beschlossen. Durch die Änderung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) wird die Förderung von Solaranlagen auf Dächern um 16 Prozent und auf Freiflächen um 15 Prozent gekappt. Beides soll am 1. Juli in Kraft treten. Der Bundesrat ist nicht zustimmungspflichtig. Er wird sich aber Anfang Juni mit den Regelungen befassen. Ein möglicher Einspruch mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit gilt als ausgeschlossen - siehe ganzen Beitrag vom 6.5.2010.

Update vom 9.7.2010: EEG-Novelle nun auch im Bundesrat beschlossen

Nach dem Kompromiss im Vermittlungsausschuss hat nun auch der Bundesrat der deutlich schnelleren Absenkung der Solarstromförderung zugestimmt. Die am 9.7. beschlossene EEG-Novelle sieht bis zum 1.1.2012 in vier Schritten eine Rückführung der Solarstromförderung um bis zu 50 Prozentpunkte vor - siehe dazu auch den entsprechenden Beitrag vom 9.7.2010.

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