Leicht: Forschungspavillon der Uni Stuttgart aus robotisch gewickelter Karbonfaser
(27.1.2013) An der Universität Stuttgart wurde ein temporärer bionischer Versuchsbau aus faserbasiertem Verbundmaterial realisiert. Es handelt sich dabei um die erste Architektur, die ausschließlich aus robotisch gewickelter Karbon- und Glasfaser besteht. Forscher und Studierende des Instituts für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) der Universität Stuttgart haben dieses Projekt nach einer einjährigen Forschungs- und Entwicklungszeit in Zusammenarbeit mit Biologen der Universität Tübingen jetzt fertiggestellt.
Grundlage für das Projekt bildet die Entwicklung einer für das Bauwesen hoch innovativen Fertigungsmethode des robotischen Wickelns von Karbon- bzw. Glasfasern und die dazugehörigen computerbasierten Entwurfs- und Simulationsverfahren. Das Projekt untersucht die Übertragung biologischer Form- und Materialbildungsprinzipien der Außenskelette von Gliederfüßern am Beispiel des Amerikanischen Hummers als Ausgangspunkt für neue Konstruktionsformen in der Architektur.
Obwohl das Exoskelett des Hummers im Wesentlichen nur aus einem Material besteht, weist es aufgrund der Ausdifferenzierung der Faserlage und Faserorientierung sehr unterschiedliche, den jeweiligen Anforderungen angepasste Materialeigenschaften auf. Schwerpunkt des Entwurfs war es, die faserbasierte Struktur des biologischen Vorbilds mit faserverstärkten Kunststoffen technisch abzubilden.
Die Untersuchung und Abstraktion der bionischen Prinzipien des Hummers und die anschließende technische Umsetzung in einem robotisch gefertigten Glas- und Kohlefaserverbundsystem ermöglichen eine gänzlich neuartige und leistungsfähige Tragkonstruktion und Tektonik für die Architektur. Der semitransparente Pavillon, der die Strukturlogik aufgrund der räumlichen Anordnung von Karbon- und Glasfasern auf neuartige Weise erfassbar werden lässt, wiegt trotz seiner Spannweite von 8 Metern aufgrund der erzielten Laminatstärke von gerade einmal 4 Millimetern insgesamt weniger als ca. 320 kg Kilogramm. Die Integration neuester Entwurfs-, Simulations- und Fertigungsmethoden ermöglicht somit nicht nur die Entwicklung eines neuen Repertoires an architektonischen Möglichkeiten, sondern auch eine extrem leichte und materialeffiziente Konstruktion.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Institut für Computerbasiertes Entwerfen (ICD)
- Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE)
- Zollingerdach 2.0 (14.12.2016)
- Pavillon auf der Clerkenwell Design Week: Experimentell und wandelbar mit Equitone Linea (2.6.2015)
- VDI 6226 Blatt 1 für biologisch inspirierte Architektur, Ingenieurbauten und Produkte (30.3.2015)
- Gewinner des Wood Excellence Prize steht fest (16.11.2014)
- Steico erweitert Furnierschichtholz-Kapazitäten (20.8.2014)
- weitere Details...
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siehe zudem:
- Leichtbau und Bauforschung sowie Bau-IT auf Baulinks
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