Baukostensenkungskommission zentrales Element beim Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen
(13.7.2014) Bund, Länder, Kommunen und Verbände wollen gemeinsam geeignete Maßnahmen zur Bewältigung aktueller wohnungspolitischer Herausforderungen ergreifen. Unter der Leitung von Bundesbauministerin Barbara Hendricks ist daher am 10.7. ein Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen in Berlin zusammengekommen.
Ziel des Bündnisses ist, den steigenden Wohnraumbedarf in bestimmten Regionen zu decken und gleichzeitig soziale, demografische und energetische Anforderungen zu berücksichtigen. Eine Baukostensenkungs-Kommission soll als zentraler Baustein dafür sorgen, dass dies mit angemessenen Kosten erreicht wird.
Bundesministerin Hendricks betonte: „Insbesondere in Ballungsräumen fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Wir brauchen mehr Neubau, eine starke soziale Wohnraumförderung und eine bessere Unterstützung einkommensschwächerer Haushalte bei den Wohnkosten. Dafür wollen wir angemessene und verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen schaffen und die wohnungspolitischen Instrumente sowie die baulichen Vorgaben besser aufeinander abstimmen. Gute Wohnverhältnisse und bezahlbare Mieten sind wesentliche Voraussetzungen für sozialen Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Fünf wesentliche Handlungsfelder werden im Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen bearbeitet:
- Der Neubau von Wohnungen sowie die Belebung des sozialen Wohnungsbaus,
- bezahlbare Mieten und die soziale Sicherung des Wohnens,
- Energieeffizienz und Klimaschutz im Gebäudebestand,
- demografische Entwicklung und das Wohnen im Alter sowie
- nachhaltiges und kostenbewusstes Planen und Bauen.
Vertreter aller föderalen Ebenen und zahlreiche Verbände rund um das Thema Wohnen und Bauen haben eine Vereinbarung unterzeichnet und damit beschlossen, das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen ins Leben zu rufen. Für den Herbst 2015 ist ein Nationaler Kongress geplant, bei dem eine Zwischenbilanz gezogen wird.
Immobilienbranche erwartet Bekenntnis weiterer Ministerien
Zum Auftakt des „Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen“ erklärten Rolf Buch, Präsidiumsmitglied des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) und Vorsitzender der Plattform Wohnen, sowie der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der Bauindustrie, Dipl.-Ing. Marcus Becker: „Der Auftakt ist geglückt, jetzt geht die Arbeit erst richtig los“. „Nun müssen wir uns auf konkrete Maßnahmen einigen und verhindern, dass das Bündnis als Tiger startet und als Bettvorleger landet“, betont Buch.
„Zentral war für uns deshalb die Beteiligung weiterer Ministerien. Bezahlbares Wohnen und Bauen kann nur seriös verhandelt werden, wenn auch das Finanzministerium von Anfang an eingebunden ist und über Anreize mitentscheidet. Gleiches gilt für das Wirtschaftsministerium, da Bezahlbarkeit stark abhängt von energetischen Standards. Erfolgreich wird das Bündnis nur sein, wenn auch die Leitungsebenen der Ministerien Verantwortung für die Ergebnisse übernehmen. Die Energiewende, die demografische Entwicklung und der Wunsch nach Wohnraum in unterschiedlichen Preisklassen machen einen interdisziplinären Ansatz unverzichtbar. Deshalb freut es uns, dass wir als ZIA mit dieser Forderung Gehör fanden“, schließt Buch.
„Auch die dezidierte Verankerung der Baukostensenkungskommission als Bestandteil des Bündnisses war unabdingbar“, ergänzt Dipl.-Ing. Marcus Becker. „Wer bezahlbares Bauen will, muss offen und ehrlich über Kosten reden. Wir sind überzeugt, dass nur mit dem Know-how und der technischen Kompetenz der Bauindustrie ein weiterer Anstieg der Investitionskosten im Mietwohnungsbau zu verhindern ist.“ Dabei sei Voraussetzung, dass alle Beteiligten ihren Beitrag leisten und zum Beispiel ...
- die EnEV mit Blick auf weitere Kostensteigerungen nicht verschärfen,
- Kommunen mehr und günstigeres Bauland ausweisen und auch
- die Investoren nicht mit Nebenaufgaben wie der Beteiligung an Baukosten für Kitas belasten sowie
- vermeintlich lieb gewonnene Standards in der Wohnungsausstattung auf den Prüfstand zu stellen.
Baugewerbe forder Erhöhung der AfA im Wohnungsneubau
Anlässlich des Auftaktgesprächs mit Bundesbauministerin Barbara Hendricks sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB): „Bezahlbarer Wohnraum kann für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen zu den heutigen Bedingungen kaum noch gebaut werden. Dies gilt besonders für die Ballungsräume, die weiter einen hohen Zuzugsdruck erleben. Bei vielen Kostentreibern, wie z.B. der Grunderwerbsteuer, ist aber der Gesetzgeber gefordert.“
Um mehr privates Kapital für Immobilieninvestitionen besonders im Mietwohnungsbau zu mobilisieren, fordert das deutsche Baugewerbe die Erhöhung der AfA im Wohnungsneubau von 2% auf 4% sowie die Einführung einer steuerlichen Förderung von Investitionen in die energetische Gebäudesanierung, da sich steuerliche Anreize auch in der Vergangenheit als hoch wirksam erwiesen haben.
Haus & Grund sieht viele Diskussionsthemen
„Das von der Großen Koalition im Koalitionsvertrag angestrebte Bündnis für Wohnen muss ein ergebnisoffener Dialog sein“, betonte Haus & Grund-Präsident Rolf Kornemann beim ersten Treffen verschiedener wohnungswirtschaftlicher Akteure mit Bundesbauministerin Barbara Hendricks. Als Vertreter der privaten Haus- und Wohnungseigentümer unterstrich Kornemann, dass der Wohnungsmarkt nur gemeinsam weiterentwickelt werden könne. „Es ist jedoch nicht akzeptabel, wenn das Bauministerium die Teilnehmer im Vorfeld auf seine Vorstellungen festlegen möchte.“
Laut Kornemann kann das Bündnis für Wohnen eine Plattform sein, um die richtigen Weichenstellungen vorzubereiten. Die ersten Gespräche hätten allerdings auch gezeigt, dass die Positionen aller Beteiligter in den kommenden Wochen noch in intensiven Gesprächen zu einem Kompromiss geformt werden müssten, um im Herbst tatsächlich mit einem Bündnis für Wohnen starten zu können.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bundesbauministerium (c/o BMUB)
- Stellungnahme zum EuGH-Urteil C-588/21 P über den Zugang der Öffentlichkeit zu harmonisierten Normen (12.3.2024)
- Deutsches Normungspanel 2023: Energiewende braucht Normen und Standards (10.7.2023)
- Teilnehmer am Wohngipfel und seine Kosten (8.5.2019)
- Kosten-Nutzen-Analysen und Kostenfolgenabschätzungen bei Normierungsprozessen (10.2.2019)
- Reaktionen auf die abgeschlossenen Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD (12.1.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Kaufnebenkosten steigen bei Erhöhung der Grunderwerbsteuer auf bis zu 15% (13.7.2014)
- Betriebskostenspiegel für Deutschland für das Abrechnungsjahr 2012 (6.7.2014)
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- LBS-Umfrage bei Instituten: „Wohnungsbaubedarf bleibt hoch“ (6.7.2014)
- Schon wieder ein historisches Allzeittief: Immobilienkredite unter 2 Prozent (6.7.2014)
- Gefährdet die Mietpreisbremse den Mietwohnungsmarkt? (29.5.2014)
- GdW zum „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“: Bisher Erreichtes im Gebäudesektor nicht entwerten! (27.5.2014)
- „Markt für Wohnimmobilien 2014“: Wohnungsmarkt auf Normalisierungskurs (12.5.2014)
- Steuern rauf = Wohnungsbau runter? (13.10.2013)
- 5. IT-Kostenstruktur-Benchmark der Bauindustrie nicht ohne Mobile-IT und BIM (4.8.2013)
- Höhere Notarkosten ab August 2013 (22.7.2013)
- Die Grunderwerbsteuer steigt und steigt (15.7.2013)
siehe zudem:
- Baupolitik, Baufinanzierung, Immobilien und Baurecht auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Baufinanzierung, Baukosten, Baubeschreibung, Bauvertrag, Baurecht bei Baubuch / Amazon.de