Forschungsprojekt „Rapid Planning“: Hochdynamische Metropolen sinnvoll planen
(15.9.2014) In nahezu allen schnell wachsenden Metropolen der Schwellen- und Entwicklungsländer steht - unabhängig von der sozialen oder politischen Situation - die nachhaltige Stadtentwicklung vor ähnlichen Herausforderungen: Es fehlen verwertbare Planungsdaten. Zugleich sind jedoch rasche und effiziente Planungsabläufe erforderlich, die sich flexibel an das schnelle Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung anpassen lassen.
Hier setzt das Forschungsprojekt „Rapid Planning - nachhaltiges Infrastruktur-, Umwelt- und Ressourcenmanagement für hochdynamische Metropolregionen“ an, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über einen Zeitraum von fünf Jahren mit zwölf Millionen Euro gefördert wird. Zwölf Projektpartner aus Wissenschaft und Praxis entwickeln rasch umsetzbare Planungsmethoden für schnell wachsende Städte zur gegenseitigen Vernetzung der Sektoren ...
- Energie,
- Wasser,
- Abwasser,
- Abfall und
- urbane Landwirtschaft.
Die Arbeiten basieren auf praktischen Erfahrungen, die gewonnen werden in den Beispielstädten ...
- Kigali (Ruanda, siehe Google-Maps),
- Da Nang (Vietnam, siehe Google-Maps) und
- Assiut (Ägypten, siehe Google-Maps).
In diesen Städten sollen die neu entwickelten Planungsmethoden direkt erprobt und umgesetzt werden. Ein Teilprojekt unter Leitung der Frankfurt University of Applied Sciences bindet die Erfahrungen umweltgerechter Stadt- und Infrastrukturplanung in der deutschen Referenzstadt Frankfurt am Main in die Methodenentwicklung ein.
„Die städtische Infrastruktur kann mit dem raschen Wachstum von Städten wie Kigali nicht mithalten. Derartige Städte wachsen weitgehend informell, das heißt ohne formelle Planungsverfahren; entsprechend problematisch ist die Müllentsorgung, aber auch die Sicherstellung der Wasserversorgung oder das Abwassermanagement. Wir wollen Planungsmethoden für eine nachhaltige Stadtentwicklung in hochdynamischen Metropolregionen erforschen und entwickeln; dabei wird sorgfältig zu prüfen sein, mit welchen Methoden und Instrumenten eine umweltgerechte und vernetzte Infrastruktur plan- und machbar ist“, so Prof. Dr.-Ing. Michael Peterek von der Frankfurt University of Applied Sciences, der am Teilprojekt „Stadtplanung und Capacity Building“ forscht.
Die Wahl der deutschen Referenzstadt fiel auf Frankfurt am Main wegen ihrer Bedeutung als Finanz- und Wirtschaftsstandort und als europäisches Handelszentrum, aber auch wegen ihrer Bemühung um eine umweltgerechte Stadtentwicklung seit mehr als 20 Jahren, die beispielsweise an dem aktuell gesteckten Ziel „100 Prozent Klimaschutz bis zum Jahr 2050“ sichtbar wird. Projektpartner auf Stadtseite sind insbesondere das Energiereferat, das Umweltamt und das Stadtplanungsamt. Die Frankfurter Wissenschaftler des Projekts „Rapid Planning“ werden Programme in den Sektoren Wasser- und Energieversorgung, Abwasser, Abfall und urbane Landwirtschaft in Frankfurt auswerten und die Erkenntnisse in die Methodenentwicklung für die drei Beispielstädte einfließen lassen.
Im Fokus stehen dabei auch Aktivitäten des Erfahrungsaustauschs und gegenseitigen Lernens zwischen allen beteiligten Städten. Dazu werden Workshops und gemeinsame Fachexkursionen durchgeführt, Kurs- und Trainingsunterlagen erstellt und Sensibilisierungskampagnen - auch für eine breitere Öffentlichkeit - konzipiert; denn gerade das „Capacity Building“ ist eine wichtige Voraussetzung für eine Kompetenzerweiterung von Verwaltungen, Wissenschaft und Öffentlichkeit.
„Als Endprodukt sollen Planungsverfahren für eine umweltgerechte Infrastrukturentwicklung in schnell wachsenden Städten und Kommunen erarbeitet werden, wobei existierende Instrumente in den Beispielstädten erfasst und um nachhaltige und vernetzte Stadtentwicklungsziele erweitert werden. Die ‚Rapid Planning‘-Methode richtet sich an Planungsbüros, Verwaltung, Forschung und Ausbildungsinstitute“, fasst Peterek die Ziele zusammen. „Dabei wird es beispielsweise um Fragen gehen, wie die Städte den Müll nicht einfach entsorgen, sondern ihn zu Energie umwandeln können, die wiederum in die Stadt fließt. Oder wie organische Abfallstoffe eine städtische Landwirtschaft fördern können, die wiederum zur Stabilisierung der Nahrungsmittelversorgung der städtischen Bevölkerung beitragen kann.“
Das BMBF-Projekt wird in 15 Arbeitspaketen durchgeführt:
- Von der Analyse spezifischer räumlicher Daten und Strukturen auf urbaner und regionaler Ebene
- über die Methodenentwicklung im Bereich der städtischen Infrastruktur
- bis zur Einbindung von Stakeholdern aus Stadtverwaltungen, öffentlichen Organisationen, Forschungseinrichtungen und dem Privatsektor.
„Rapid Planning- Werkzeugkasten“
Die Übertragbarkeit der Methoden auf andere Städte ist ebenfalls ein Ziel, um die neuen Ansätze einer integrierten Planung auch für andere Kommunen nutzbar zu machen. Die Projektpartner wollen einen „Rapid Planning- Werkzeugkasten“ erstellen, in dem Ergebnisse, Erfahrungen und Lösungsvorschläge zusammengetragen werden. Langfristig soll über die „Rapid Planning“-Methoden ein Umdenken und neues Handeln im Hinblick auf Ressourcen-effizientes Planen in den beteiligten Stadtverwaltungen initiiert werden.
Am Projekt sind folgende Partner beteiligt:
- AT-Verband – Verband zur Förderung angepasster, sozial- und umweltverträglicher Technologien e.V. (Projektkoordinator),
- UN-Habitat (United Nations Human Settlements Programme),
- IZES - Institut für ZukunftsEnergieSysteme gGmbH,
- ifak - Institut für Automation und Kommunikation Magdeburg,
- Eberhard Karls Universität Tübingen,
- Frankfurt University of Applied Sciences,
- Universität Stuttgart,
- Technische Universität Berlin,
- Brandenburgische Technische Universität Cottbus,
- Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften,
- Institut für Umweltwirtschaftsanalysen Heidelberg e.V.,
- ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH.
Das Projekt ist aus Erkenntnissen des im Jahr 2013 abgeschlossenen BMBF-Forschungsprogramms „Future Megacities“ entstanden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Universitätsallianz Ruhr will erste Adresse für Metropolenforschung werden (25.6.2017)
- Gutachten zur Planungsbeschleunigung von Infrastrukturvorhaben (1.5.2017)
- Kontrovers: „Die Architektur der Theorie: Fünf Positionen zum Bauen und Denken“ (7.10.2014)
- Tag der kommunalen Infrastruktur: „Kommunen als Rückgrat der Wirtschaft stärken“ (22.9.2014)
- Weltweit größtes, detailreiches BIM-Modell umfasst 2,4 km² rund um den Eiffelturm (14.7.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- „Urban Emotions“: Methoden, um Emotionen in die Stadtplanung einbeziehen zu können (15.9.2014)
- World Urbanization Prospects: 2050 werden zwei von drei Erdenbürgern in Städten leben (13.7.2014)
- Jede Menge Geodaten und Metadaten online (16.2.2014)
- Metropolitan Solutions: Stadtverkehr muss neu gedacht werden (12.1.2014)
- Technologien für das „Jahrhundert der Städte“ vorgestellt vom Fraunhofer IBP (14.4.2013)
- Morgenstadt: Impulse für eine lebenswerte Stadt der Zukunft (19.4.2012)
- 3D-Planungstool für die Stadt der Zukunft (3.6.2012)
siehe zudem:
- Stadtplanung, öffentliche Hand sowie nachhaltiges Bauen im Architektur-Magazin sowie GIS im Bau IT-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Bauwirtschaft, Immobilien sowie Architekt und Wirtschaft bei Amazon