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Erstes Mehrfamilienhaus mit „Passivhaus Plus“-Zertifikat steht in Innsbruck

(6.8.2015) Als weltweit erstes Mehrfamilienhaus wurde ein Gebäude der Wohnbauge­sellschaft „Neue Heimat Tirol“ mit einem „Passivhaus Plus“-Zertifikat ausgezeichnet.

Wohnanlage „Vögelebichl“ in Innsbruck; das vordere Gebäude ist das weltweit erste Mehrfamilienhaus mit dem Zertifikat „Passivhaus Plus“. Foto: Neue Heimat Tirol (Bild vergrößern)

„Die Frage, ob ein Wohngebäude vollständig, also das ganze Jahr über mit erneuerba­rer Energie versorgt werden kann, ist von der Neuen Heimat Tirol eindeutig beantwor­tet: Ja, es geht“, freut sich Prof. Dr. Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts. Grundlage dafür sei die Einhaltung des Passivhaus-Standards. Dadurch sei der Ener­giebedarf derart gering, dass die in der Region erneuerbar erzeugte Energie sogar im Winter ausreiche. „Die oft angeführte ‚Netto-Jahresbilanz‘ hilft bei der Suche nach einem praktikablen Konzept zur energetischen Bewertung von Gebäuden nicht weiter - denn bis heute ist es mit auch nur annähernd vertretbarem Aufwand nur begrenzt möglich, sommerliche Wärme- oder Stromüberschüsse für den Winter zu speichern“, betont Feist. Mit dem „Passivhaus Plus“ sei dieses Problem gelöst.

Die Wohnanlage „Vögelebichl“ in Innsbruck besteht aus zwei Neubauten, die durch ei­ne Tiefgarage miteinander verbunden sind - siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps (Grundstück aktuell noch ohne Bebauung). Der als „klassisches“ Passivhaus zertifizier­te südliche Baukörper verfügt über 10 Wohnungen. In dem als „Passivhaus Plus“ zer­tifizierten nördlichen Gebäude befinden sich auf vier Stockwerken insgesamt 16 Woh­nungen. Für das „Plus“ im Energiekonzept sorgen ...

  • eine Grundwasserwärmepumpe,
  • eine thermische Solaranlage und
  • eine Photovoltaik-Anlage.

Um auf der anderen Seite der Bilanz den Bedarf gering zu halten, kommen in beiden Gebäudeteilen die bekannten Grundprinzipien des Passivhaus-Standards zum Einsatz:

  • Komfortlüftung,
  • Dreischeibenverglasung,
  • sehr gute Wärmedämmung,
  • luftdichte Gebäudehülle und
  • wärmebrückenfreie Konstruktion.

Zur Erinnerung: Die Zertifizierungsklasse „Passivhaus Plus“ wurde im April 2015 mit einer neuen Version des Planungstools PHPP eingeführt. Die Obergrenze für den Ge­samtbedarf an erneuerbarer Primärenergie (PER) liegt hier bei 45 kWh/(m²a). Zugleich müssen, bezogen auf die überbaute Fläche, mindestens 60 kWh/(m²a) erneuerbare Energie erzeugt werden. Der Heizwärmebedarf darf, genau wie beim „Passivhaus Clas­sic“, maximal 15 kWh/(m²a) betragen - siehe auch folgende Grafik aus dem Baulinks-Beitrag „,Plus‘ und ,Premium‘: Passivhaus Institut definiert endlich Plusener­giehaus-Klassen“ vom 16.3.2015:

Als weltweit erstes „Passivhaus Plus“ wurde kürzlich ein Einfamilienhaus in Baden-Württemberg zertifiziert - siehe Baulinks-Beitrag „Weltweit erstes „Passivhaus Plus“ steht in der Nähe von Karlsruhe“ vom 19.7.2015.

„Mit dem ersten Mehrfamilienhaus als ‚Passivhaus Plus‘ ist nun ein weiterer wichtiger Schritt erreicht“, resümiert Feist. „Auf diese Weise werden in großem Maßstab erheb­liche Einsparungen an Energie möglich.“ Dies sei jedoch nicht der einzige Vorteil des Passivhaus-Standards. „Die Erfahrungen zeigen, dass sich Passivhäuser durch beson­ders gute Behaglichkeit und auch einen sehr guten Bautenschutz auszeichnen – und sie damit eine attraktive Zukunftsinvestition sind.“ In der Kombination mit der Erzeu­gung erneuerbarer Energie können zugleich die künftigen Anforderungen der EU an ein „Nearly Zero-Energy Building“ (NZEB) erfüllt werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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