PV-Anlagenbetreiber werden Nahstromversorger: Leitfaden erläutert neue Geschäftsmodelle
(25.6.2013; Intersolar-Bericht) Immer mehr Betreiber von Photovoltaik-Anlagen denÂken derzeit ernsthaft darüber nach, Solarstrom nicht nur verstärkt selbst zu nutzen, sondern auch an Nachbarn oder Mieter zu vermarkten. Steigende Stromtarife bei imÂmer weiter sinkenden Erzeugungskosten für Solarstrom befördern diesen Trend ebenÂso wie die im nächsten Jahr in Deutschland in Kraft tretende anteilige Förderkappung bei größeren Solarstromanlagen. Wer Solarstrom-Versorger werden will, muss jedoch einige Voraussetzungen erfüllen und die rechtlichen Rahmenbedingungen kennen. Der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) hat daher in Zusammenarbeit mit Fachanwälten einen neuen Wegweiser erstellt, der ab sofort über den Verband bezoÂgen werden kann.
„Betreiber von Solarstromanlagen werden zukünftig zu
Nahstromversorgern. Es wird immer attraktiver, Nachbarn oder
Mieter mit günstigem solaren Überschussstrom zu versorgen“,
prognostiziert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar.
Der Leitfaden „Photovoltaik - Stromlieferung und neue
Geschäftsmodelle“, der über die InÂternetseite des Verbandes
bezogen werden kann, erläutert eingehend das GeschäftsÂmodell der
solaren Direktvermarktung und bietet praktische Handreichungen wie
zum Beispiel einen von Experten geprüften
Muster-Stromliefervertrag und eine Muster-
Überschüssiger Solarstrom, gekappte Solarstromvergütung
Solarstrom vom Dach kostet aktuell nur noch rund 15 Cent pro Kilowattstunde. Der Verbraucherstromtarif schlägt hingegen mit 25 bis 30 Cent pro Kilowattstunde zu BuÂche, Tendenz weiter steigend. Da liegt es nahe, überschüssigen Solarstrom direkt an Abnehmer in der Nähe zu verkaufen. Neue Geschäftsmodelle wie der Stromverkauf an Nachbarn werden interessanter, weil die Einspeisevergütung für Solarstrom durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) monatlich sinkt. Zudem erhalten Photovoltaik-AnÂlagen mit einer Nennleistung von zehn bis 1.000 Kilowatt ab Januar 2014 nur noch für 90 Prozent des erzeugten Stroms eine EEG-Vergütung. Diese Regelung gilt auch für Solarstromanlagen, die seit dem 1. April 2012 in Betrieb gegangen sind. Von der derart gekappten Solarstromvergütung sind damit bereits rund 60.000 Solarstromanlagen mit einer installierten Leistung von rund drei Gigawatt betroffen. Für diese SolarstromanlaÂgen kann die wirtschaftliche Vermarktung des 10-Prozent-Anteils an Dritte ebenfalls eine Lösung sein.
Größere Anteile des selbst erzeugten Ökostroms
Neben der Vermarktung überschüssigen Solarstroms könnte es sich in naher Zukunft nach Einschätzung des BSW-Solar unter Umständen lohnen, auch größere Anteile des selbst erzeugten Ökostroms zu verkaufen. Denkbar sei auch die Versorgung von NachÂbargrundstücken über Direktleitungen oder Modelle, bei denen Dritte zum Beispiel auf dem Dach eines Mietwohnblocks eine größere Solarstromanlage errichten und den BeÂwohnern Solarstrom anbieten.
Bereits rund 1,3 Millionen Privatpersonen und Unternehmen erzeugen Sonnenstrom in Deutschland. Viele von ihnen könnten zukünftig zu Stromlieferanten werden. „Die Photovoltaik demokratisiert damit nicht nur die Stromerzeugung, sondern jetzt auch schrittweise die Stromversorgung“, so Körnig.
Rechtssichere Musterverträge
Der neue BSW-Leitfaden klärt über Rechte und Pflichten von Solarstrom-Lieferanten auf und informiert über wesentliche Rahmenbedingungen. Wichtige Themen sind RechÂnungsstellung, Steuern und Abgaben, vergüteter Überschussstrom und vieles mehr. Ferner erläutert der Leitfaden, was bei neuen Geschäftsmodellen, wie z.B. dem AnlaÂgenpachtmodell, zu beachten ist.
Der im Leitfaden enthaltene Mustervertrag deckt die gängigsten Lieferverhältnisse von Solarstromproduzenten und Stromkunden in der Nahstromversorgung ab. Drei VorausÂsetzungen müssen dabei erfüllt sein:
- Anlagenbetreiber und Stromverbraucher sind nicht identisch,
- die Stromlieferung erfolgt ohne die Nutzung des öffentlichen Stromnetzes und
- der Stromverbraucher ist Letztverbraucher oder Haushaltskunde.
Das können Privatpersonen, Mieter oder Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von maximal zehn Megawatt sein. Der Mustervertrag kann auch für die Belieferung größeÂrer Unternehmen oder andere Geschäftsmodelle (z.B. solares Grünstromprivileg) geÂnutzt werden. Wie der Vertrag dann angepasst werden muss, erklärt der Leitfaden ebenfalls.
Lieferumfang und Bestellung
Der 47-seitige Leitfaden und der Muster-Stromliefervertrag werden zusammen mit eiÂnem Mustervertrag für die Dachnutzung (auch einzeln käuflich zu erwerben) sowie einer Muster-Stromrechnung geliefert. Das Paket kann im Online-Shop des BSW-Solar für 289 Euro inklusive MwSt. erworben werden. Mitglieder des Bundesverbandes SoÂlarwirtschaft erhalten einen Rabatt von 25 Prozent; für sie kostet das Paket 216,75 Euro.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bundesverband Solarwirtschaft e.V.
- SolardachCheck und weitere EnergieSparRatgeber
- Förderratgeber von co2online
- Fördermitteldatenbank von fe.bis
- Leitfaden zum Eigenverbrauch von Solarstrom in Industrie und Gewerbe (13.2.2014)
- Solarstrom-Zubau hat sich 2013 mehr als halbiert (12.1.2014)
- EEG: 120 Milliarden Euro an Anlagenbetreiber (12.1.2014)
- Angebotscheck von BSB und Fraunhofer IRB für Photovoltaikanlagen (26.9.2013)
- Deutscher Energiewende-Index bleibt negativ (16.9.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Jeder zehnte Bundesbürger produziert bereits Solarenergie; starke Zuwächse in Übersee (25.6.2013)
- Intersolar 2013 mit den Schwerpunkten Eigenverbrauch und Netzintegration (25.6.2013)
- Intersolar Award 2013 für 8 Unternehmen (25.6.2013)
- Deutscher Energiewende-Index DEX im 2. Quartal 2013: Stimmung auf neuem Tiefststand (25.6.2013)
- TÜV: Risiken bei Solaranlagen, wenn das Wasser nach einem Hochwasser sinkt (11.6.2013)
- Exportinitiative Erneuerbare Energien (23.4.2013)
- Förderprogramm für Solarstromspeicher ab Mai 2013 (22.4.2013)
- Strompreise fallen auf Rekordtief - erstmals unter 4 Cent (12.4.2013)
- Studie: Sichere Stromversorgung auch bei hohen Anteilen Erneuerbarer Energien (3.4.2013)
- Deutschland exportierte auch 2012 mehr Strom als es importierte (3.4.2013)
- 1. Monitoring-Bericht „Energie der Zukunft“ über Stromversorgung und -preise (19.2.2013)
- Solarstudie zu Stromspeichersystemen vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (28.1.2013)
- Neu gegründeter Bundesverband Energiespeicher BVES plant „Energiespeicher Roadmap“ (28.1.2013)
- EU-Projekt „PV GRID“ zur besseren Integration von Solarstrom in Stromnetze (18.11.2012)
siehe zudem:
- alternative Energien-Markt, Stromversorgung, Photovoltaik sowie Smart Grids im Erneuerbare-Energien-Magazin von Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Photovoltaik und Solarthermie bei Amazon