Lieber aufs Land? Experten diskutieren digitale Strategien für ländliche Regionen
(13.10.2014) Wenn überall schnelles Internet verfügbar ist, welche Möglichkeiten ergeben sich dann für unser Land? Mit seiner Initiative „Smart Rural Areas“ setzt das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern einen neuen Forschungsschwerpunkt. Wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Digitalen Agenda der Bundesregierung hat das Fraunhofer-Institut am 10. Oktober zusammen mit anderen Experten im Rahmen des Collaboratory e.V. digitale Strategien für ländliche Regionen vorgestellt.
70 Prozent der Deutschen leben außerhalb von Großstädten!
In den Bereichen Politik und Verwaltung, Bildung, Gesundheit und Pflege, Energie, Wertschöpfung sowie Mobilität und Logistik hat eine 40-köpfige Expertengruppe Handlungsempfehlungen und Konzepte erarbeitet. Diese legen dar, wie die Chancen des digitalen Wandels für mehr Lebens- und Arbeitsqualität, Vielfalt und Nachhaltigkeit in ganz Deutschland genutzt werden können - auch außerhalb der Metropolen. Denn bei der Diskussion um Smart Cities wurde bisher häufig außer Acht gelassen, dass 70 Prozent der Deutschen außerhalb von Großstädten leben.
Voraussetzung ist zunächst eine flächendeckende Breitbandversorgung. Damit erreicht der digitale Wandel auch kleine und mittlere Städte sowie die ländlichen Regionen abseits der Ballungszentren, und es eröffnen sich neue Chancen für soziale und wirtschaftliche Entwicklungen.
Smart Country bzw. Smart Rural Areas
Professor Peter Liggesmeyer, Leiter des Fraunhofer IESE in Kaiserslautern und Präsident der Gesellschaft für Informatik GI, sprach sich als Keynote- Speaker dafür aus, das Potenzial smarter Konzepte für ländliche Gebiete - vor allem im Zusammenhang von Industrie 4.0 - nicht zu unterschätzen und rechtzeitig die Weichen zu stellen: „Smart Cities behandelt Fragestellungen, die sich aus dem weltweiten Trend zur Verstädterung ergeben. Übrig bleiben große, dünn besiedelte Landstriche mit ganz eigenen Problemen, die entsprechend intelligente Lösungen im Sinne von Smart Rural Areas erfordern. Diesen Herausforderungen müssen wir uns jetzt in Politik, Forschung undWirtschaft stellen.“
Dr. Mario Trapp, Leiter der Forschungsinitiative „Smart Rural Areas“ am Fraunhofer IESE, verantwortete innerhalb der Initiative „Smart Country“ die Thematik Mobilität und Logistik: Denn um das Leben in ländlichen Regionen lebenswert zu gestalten und eine Abwanderung zu stoppen, müssen wesentliche Grundbedürfnisse der Bürger erfüllt werden. Neben innovativen Konzepten, die z.B. das Pendeln vereinfachen, sollen smarte Logistikkonzepte es ermöglichen, dass auch in Zukunft eine kostengünstige und schnelle Lieferung bzw. Zustellung von Waren aller Art auch in dünn besiedelten Gebieten möglich sein wird.
Die Handlungsempfehlungen des Fraunhofer IESE lauten: Die Förderpolitik mit ihrem Fokus von Smart Cities sollte stärker auf Smart Country bzw. Smart Rural Areas ausgeweitet und Wirtschaftsunternehmen sollten für die Bedeutung und den Markt ländlicher Regionen sensibilisiert werden.
Weiterhin müssten die Kommunen selbst dabei eine offene und innovationsfördernde Haltung einnehmen. „Der Schlüssel für attraktive und smarte Konzepte im ländlichen Raum liegt in der Entwicklung neuer Bündelungsstrategien und im konsequenten Einsatz von Automatisierung und unterstützenden IKT-Lösungen. Es müssen offene, branchen- und firmenübergreifende Standards etabliert werden, die auch kleineren regionalen Unternehmen eine Partizipation ermöglichen“, so Dr. Trapp.
Diese Ideen weiter voranzutreiben und zu etablieren sei auch das Ziel der Forschungsinitiative „Smart Rural Areas“ am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern, das hierbei mit Partnern an zukunftsweisenden Projekten für das Leben abseits der Großstädte arbeiten wird.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- „Smart Country“ und „Smart Rural Areas“
- Collaboratory e.V.
- Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE
- BBSR-Studie: Wohnungsleerstände werden bis 2030 zunehmen (26.1.2015)
- Jahrbuch StadtRegion 2013/14 mit dem Schwerpunktthema „Urbane Peripherie“ (3.11.2014)
- Bewirkt räumliche Nähe in gemischten Quartieren auch soziale Nähe? (26.10.2014)
- Studie identifiziert fünf Megatrends bei sozialen Innovationen und ihren Marktpotenzialen (19.10.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Flächenverbrauch weiterhin hoch: BBSR entwickelt Szenario der Landnutzung für 2030 (27.9.2014)
- Tag der kommunalen Infrastruktur: „Kommunen als Rückgrat der Wirtschaft stärken“ (22.9.2014)
- „Urban Emotions“: Methoden, um Emotionen in die Stadtplanung einbeziehen zu können (15.9.2014)
- VDE, ZVEH und ZVEI: Smart Home und Smart City - dynamische Märkte mit Zukunft (4.9.2014)
- Kleinstädte in ländlichen Regionen: Welche Potenziale hat die Peripherie? (22.6.2014)
- VDE-Studie: Smart City bis spätestens 2030 (22.4.2014)
- Internet der Dinge lässt digitales Universum explodieren (22.4.2014)
- Smart-Home: Smart genug für den Massenmarkt? (10.2.2014)
- VDE: „Smart Home wird 2025 Standard sein“ (18.7.2013)
- Japan und Deutschland wollen gemeinsame Standards für Smart Cities setzen (7.4.2013)
- Ideenwettbewerb „Nachhaltige Gebäude für die Städte der Zukunft“ (3.2.2013)
- Unabhängiger Studienführer informiert über's Ingenieurstudium (12.6.2012)
- Morgenstadt: Impulse für eine lebenswerte Stadt der Zukunft (19.4.2012)
siehe zudem:
- Gebäudeleittechnik auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Gebäudeautomation, Haustechnik, Beleuchtung, Licht bei Baubuch / Amazon.de