BAK fordert Wiedereinstieg in den kostengünstigen und sozial integrierten Wohnungsbau
(27.9.2015) Die Bundesarchitektenkammer (BAK) hat in ihrer Vorstandssitzung am 18. September Stellung genommen zur aktuellen Diskussion über Wohnungsbau und fehlenden Wohnraum für Flüchtlinge. Der kostengünstige Wohnungsbau müsse demnach ergänzend zur Soforthilfe qualitätsvoll, dauerhaft, energieeffizient und damit nachhaltig sein, gleichwohl könne die weitere Erhöhung von Anforderungen - beispielsweise der Energieeinsparverordnung (ENEV) - verschoben werden.
Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, stellt entsprechend fest: „Es ist eine Tatsache, dass zu wenige kostengünstige Wohnungen zur Verfügung stehen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein ausreichendes Wohnungsangebot auch ein bedeutender Standortfaktor ist. Die bisherigen Wohnraumförderungsmittel greifen nicht, denn die Zinsen sind sehr niedrig.“
Neubaustandards überprüfen, Altbestand aktivieren
Deutschlands Architektenkammern berieten bereits Behörden, um für den Wohnungsbau hinderliche Standards zu prüfen. Auch bei der Aktivierung vorhandener Ressourcen wie leerstehender Bürobauten werde der Berufsstand seine Erfahrung und seinen Ideenreichtum zur Bewältigung der gesamtgesellschaftlichen Herkulesaufgabe einbringen.
Vorhandene rechtliche Spielräume nutzen
Die Architekten entwickelten darüber hinaus Lösungen für die Akutunterbringung. Wichtig sei, so Ettinger-Brinckmann, die Korrektur überzogener Anforderungen, die eine Nutzung von Bestandsgebäuden verhinderten. Eine „unabdingbare Voraussetzung für raschen, kostengünstigen Wohnungsbau ist auch eine adäquate personelle Ausstattung der Bauverwaltungen. Diese sollten darüber hinaus ihre vorhandenen rechtlichen Spielräume nutzen“, so die Kammerpräsidentin. Als ein Beispiel führte Ettinger-Brinckmann die vielerorts existierenden Stellplatzverordnungen an, die den Wohnungsbau unnötig verteuerten. Wohnungsbauförderung müsse künftigen gesellschaftlichen und ökonomischen Anforderungen Rechnung tragen.
Der BAK-Vorstand warnte andererseits ausdrücklich vor einer vorschnellen und pauschalen Absenkung sinnvoller Standards. Die Erarbeitung eines tragfähigen und langfristigen Konzepts zur Schaffung neuen Wohnraums sei dringend erforderlich.
An die Politik in Bund und Ländern richteten die Vertreter aller deutschen Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner ihren Appell, die Voraussetzungen für den Wiedereinstieg in einen kostengünstigen und sozial integrierten Wohnungsbau so schnell wie möglich zu schaffen.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bundesarchitektenkammer e.V. (Bundesgemeinschaft der Architektenkammern der Länder) (BAK)
- Architektenkammern
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siehe zudem:
- Baukonjunktur und Baubranche auf Baulinks