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Was machen mit Flüchtlingsbauten - Handbuch und Planungshilfe

(5.3.2017) Vorab: In Niedersachsen gibt/gab es rund 27.000 freie Wohnraumplätze für Flüchtlinge. Zu diesem Ergebnis kam Anfang 2017 eine landesweite NDR-Umfrage unter allen niedersächsischen Landkreisen, kreisfreien Städten sowie beim Land:

  • Demnach waren allein bei den niedersächsischen Kommunen im Oktober des vergangenen Jahres mindestens 11.000 Plätze in Flüchtlingsunterkünften nicht belegt.
  • Hinzu kamen rund 16.000 freie Plätze in Unterkünften zur Erstaufnahme des Landes.

Bei den Kommunen handelt es sich um Gemeinschaftsunterkünfte, Wohncontainer und angemietete Wohnungen für Einzelpersonen und Familien. Zum Teil stehen in einigen Landkreisen sogar ganze Wohncontaineranlagen oder andere Gemeinschaftsunterkünfte komplett leer. 

Dieses Containerdorf in der Nähe der Ortschaft Qaraoun an der syrischen Grenze besteht seit 2010 und entwickelt sich langsam zu einem eigenen Ortsteil. Foto © Wajiha Shihab

Da das Land Niedersachsen die Pauschale in Höhe von 10.000 Euro im Jahr nur für die Flüchtlinge zahlt, die auch tatsächlich in den Kommunen angekommen sind, entstehen in einigen Landkreisen hohe Vorhaltekosten. So standen zum Beispiel im Landkreis Harburg im Februar acht bezugsfertige Wohncontaineranlagen leer. Sechs weitere hat der Landkreis eingelagert. Hier belaufen sich die Vorhaltekosten nach Kreisangaben allein für 2016 auf 3,8 Mio. Euro.

Die Umfrage von „Hallo Niedersachsen“ und NDR1 Niedersachsen zeigt außerdem, dass zahlreiche Landkreise bis heute keine konkrete Auskunft dazu machen können, wie viel Geld sie bisher für das Vorhalten des Leerstandes ausgegeben haben. Viele Kommunen können zudem gar nicht beziffern, wie hoch die Kosten im Bereich Integration liegen. Allein die Unterbringung, Ausstattung und Verpflegung der Flüchtlinge können derzeit beziffert werden, zumindest für das Jahr 2015.

Das Flüchtlingslager Bar Elias an der syrischen Grenze mit dem Libanon-Gebirge im Hintergrund entwickelt sich zu einer dauerhaften Siedlung. Die hier lebenden Menschen sind größtenteils auf sich selbst gestellt. Foto © Wajiha Shihab

Architektur der Zuflucht: Von der Notunterkunft zum kostengünstigen Wohnungsbau

Seit dem großen Zuzug von Flüchtlingen nach Europa im Sommer 2015 ist ein altes Thema plötzlich wieder aktuell geworden, und es ist bis heute brisant geblieben: Wie baut man viele kostengünstige Wohnungen in kurzer Zeit, und wie integriert man die verschiedensten, neu ankommenden Bevölkerungsgruppen? Der hohe Planungs- und Handlungsdruck hat allerdings auch die Chance eröffnet, einen deutlichen Impuls für den Wohnungsbau überhaupt zu setzen.

Für die künftige Stadtentwicklung lernen

Das Handbuch „Flüchtlingsbauten“ setzt an dieser Stelle an: es zeigt bis heute umgesetzte Projekte und was man daraus für die künftige Stadtentwicklung lernen kann. Angelegt als Zusammenschau der bis jetzt vor allem in Deutschland gebauten und zum Teil genutzten Gebäude, berichtet es von den ersten Erfahrungen mit realisierten Projekten, stellt das Wesentliche aus konstruktiver Sicht zusammen und informiert über die Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik und Bauwirtschaft. Für das Verständnis des baulichen Kontextes auch in den Herkunftsländern führen die Autoren zudem in geschichtliche, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge ein.


Refugium aus Holz in Salzburg / Österreich (Architekt: Melanie Karbasch) Foto: © Melanie Karbasch

Über das Bauen hinaus

Langjährige Erfahrungen aus dem sozialen Wohnungsbau und praxisorientierte Lösungen in der Bestandssanierung werden dabei nicht außer Acht gelassen. An diesem Buch haben nicht nur Architekten, Stadtplaner, Juristen, Soziologen, Historiker und Landschaftsarchitekten mitgeschrieben, sondern auch Menschen mit orientalischem Hintergrund, die teilweise selbst Fluchterfahrung besitzen. Der deutsch-syrische Dichter Suleman Taufiq hat für dieses Buch eigens einen Beitrag verfasst.

Die Publikation versteht sich als ein praxisorientiertes Referenzwerk für Architekten, Projektentwickler sowie Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, die sich mit dem Bau und Betrieb von Unterkünften für Asylbewerber und Migranten auseinandersetzen. Das Buch zeigt, dass brauchbarer und dauerhaft guter Wohnungsbau nicht neu erfunden werden muss – vorhandenes Wissen und Erfahrungen müssen lediglich gebündelt werden. Den Fahrplan dafür liefert dieses Buch.

Die bibliographischen Angaben zum Buch:

  • Flüchtlingsbauten
    Architektur der Zuflucht: Von der Notunterkunft zum sozialen Wohnungsbau
  • Herausgeber: Lore Mühlbauer und Yasser Shretah
  • 225 × 280 mm, 304 Seiten, 300 Abbildungen, Hardcover mit Gummiband
  • ISBN 978-3-86922-532-6
  • erhältlich u.a. bei Amazon

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