„Barrierearme Stadt“: Kommunen brauchen 53 Mrd. Euro zum Abbau von Barrieren
(21.1.2013) Der demographische Wandel ist für deutsche Kommunen, kommunale Unternehmen und soziale Organisationen eine der großen Herausforderungen der Zukunft: Bis 2030 müssen sie 53 Mrd. Euro für den Abbau von Barrieren in der Infrastruktur investieren. Dies geht aus der Studie „Altengerechter Umbau der Infrastruktur: Investitionsbedarf der Städte und Gemeinden“ hervor, die das Deutsche Institut für Urbanistik im Auftrag der KfW erstellt hat und die erstmalig konkrete Investitionsbedarfe der Kommunen enthält. Besonders hoch ist der Bedarf in den Bereichen ...
- kommunale Wohngebäude (21,1 Mrd. Euro),
- öffentlicher Personennahverkehr (15 Mrd. Euro) sowie
- Straßen und Wohnumfeld (13,3 Mrd. Euro).
Zudem werden Mittel benötigt vor allem in den Bereichen ...
- Sportstätten (1,65 Mrd. Euro),
- Pflegeeinrichtungen (780 Mio. Euro),
- Gesundheit (730 Mio. Euro),
- Verwaltungsgebäude (610 Mio. Euro) und
- Kultureinrichtungen (140 Mio. Euro).
„Kommunen und kommunale Unternehmen stehen vor der besonderen Herausforderung, neben der Energiewende und ihren sonstigen Aufgaben auch den Abbau von Barrieren in der Infrastruktur zu meistern. Nur mit ausreichender Unterstützung können insbesondere finanziell schwache Kommunen gewährleisten, dass die älter werdende Bevölkerung weitgehend uneingeschränkt am öffentlichen Leben und an den Angeboten der Kommune teilnehmen kann“, erklärt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.
Alle Städte und Gemeinden, die an der Befragung teilgenommen haben, sehen Handlungsbedarf für das Zukunftsthema „demographischer Wandel“. Tatsächlich wird im Jahr 2030 bereits knapp ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein, rechtzeitige Investitionen sind daher unabdingbar. Vom demographischen Wandel sind im besonderen Maße ländliche Regionen betroffen. So wird in einer beachtlichen Zahl von Regionen der Anteil der Über-Sechzigjährigen zwischen 2005 und 2025 um mehr als 40% ansteigen - siehe auch folgende Grafiken aus dem Baulinks-Beitrag „BBSR-Bevölkerungsprognose 2030: Zahl der über 80-Jährigen steigt stark an“ vom 25.11.2012:
Besonders stark werden weiterhin ländliche Regionen Ostdeutschlands, Südniedersachsen, das Ruhrgebiet und das Saarland sowie Umlandregionen von Ballungsräumen altern. Nach Aussage von Kommunalvertretern ist bisher nur ein geringer Teil der Bereiche Gebäude (20%), Zugänge zum öffentlichen Personennahverkehr (63%) sowie Straßen und Wohnumfeld (50%) barrierefrei. Hauptgrund für dieses Defizit seien fehlende finanzielle Mittel.
KfW-Förderprogramm „Barrierearme Stadt“ seit 1. September 2012
Im Rahmen des Förderprogramms „Barrierearme Stadt“ bietet
die KfW den Kommunen sowie kommunalen und sozialen Unternehmen
seit 1. September 2012 besonders zinsverbilligte Darlehen an, um
Barrieren im öffentlichen Raum zu reduzieren. In ihrer
wohnwirtschaftlichen Förderung unterstützt die KfW bereits seit
2009 mit dem Programm „Altersgerecht Umbauen“ Maßnahmen in
Wohngebäuden und im Wohnumfeld für das komfortable barrierefreie
Wohnen mit zinsgünstigen Krediten - siehe u.a. Beitrag „KfW-Förderkreditprogramm
"Altersgerecht Umbauen" läuft weiter“ vom 23.11.
Hinweis: Für die Studie „Altengerechter Umbau der Infrastruktur: Investitionsbedarf der Städte und Gemeinden“ (Endbericht als PDF-Dokument) wurden Vertreter von 400 Städten und Gemeinden befragt. Der Rücklauf lag bei 32% (129 Antworten). Neben einer standardisierten, schriftlichen Befragung wurden Fokusgruppengespräche und leitfadengestützte Telefoninterviews durchgeführt. In die Telefoninterviews wurden auch Vertreter v on kommunalen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen einbezogen. Insgesamt wurden 31 Experten in die Gespräche und Interviews einbezogen. Ergänzend wurde eine umfangreiche Sekundäranalyse vorhandener Studien und Datenquellen durchgeführt.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Arbeitsgruppe „Altersgerechter Umbau im Quartier“ nimmt seine Arbeit auf (23.2.2015)
- Stadtentwicklungsbericht 2012: Großstädte gewinnen Einwohner (18.8.2013)
- KDA-Publikation zur Quartiersentwicklung, um die Lebensqualität Älterer zu erhöhen. (11.8.2013)
- „Wohnen im Alter“ im Themenheft „Informationen zur Raumentwicklung“ (16.6.2013)
- Studie: Mängel beim barrierefreien Bauen und Auswirkungen auf Verbraucher (9.6.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- In einem Jahr 40,9 Mio. Euro für das Förderprogramm Energetische Stadtsanierung (19.1.2013)
- Barrierefreies Bauen – Band 2: Beuth-Kommentar zur DIN 18040-2 (30.12.2012)
- Aufzugnotrufsystem für Menschen mit Hörbehinderung serienreif (4.12.2012)
- Berlin mit Access City Award der EU-Kommission ausgezeichnet (3.12.2012 im Bauletter)
- BBSR-Bevölkerungsprognose 2030: Zahl der über 80-Jährigen steigt stark an (25.11.2012)
- Maßnahmen zur Bewältigung von Notfallsituationen behinderter Menschen in Hochhäusern (8.10.2012)
- Neues RAL Gütezeichen „barrierefrei“ Maßstab für Architekten und Bauherrn (26.8.2012)
- Energetische Gebäudesanierungsprogramme für kommunale und soziale Infrastruktur (22.7.2012)
- Fachbuchvorstellung: Barrierefreies Bauen von öffentlichen Gebäuden (9.7.2012)
- Leitfaden barrierefreier Wohnungsbau (20.5.2012)
- Neue Förderstandards: "KfW-Effizienzhaus Denkmal" sowie "Altersgerechtes Haus" (2.1.2012)
- Buchbesprechnung „Wohnen: Neue Architektur für den demografischen Wandel“ (6.12.2011)
- VDI 6008: Lebensräume barrierefrei gestalten (15.8.2011)
- TÜV Rheinland Studie zum Wohnen im Alter (7.8.2011)
- VDE-Positionspapier zum Ambient Assisted Living (10.4.2010)
siehe zudem:
- Barrierefreiheit-Magazin, bodengleiche Duschen, Treppenlifte und taktile Blindenleitsysteme bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Fliesen, Estrich, Badezimmer, Wasser-/Sanitärinstallation und Wellness bei Baubuch / Amazon.de