5 Jahre Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
(19.6.2012, Consense-Bericht) Ideen werden zu einer Erfolgsgeschichte genau dann, wenn Zeitpunkt und beteiligte Personen stimmen. So hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in ihrem Gründungsjahr 2007 wohl auch den richtigen Moment getroffen: Experten der Bau- und Immobilienbranche diskutierten zu diesem Zeitpunkt die Rahmenbedingungen für mehr Nachhaltigkeit in Architektur und Technik. Sie suchten eine Antwort auf die Frage, was nachhaltiges Bauen wirklich bedeutet und welche Bestandteile mit berücksichtigt werden müssten. In Deutschland fehlte dazu eine Plattform, in der Wissen und Kompetenz gebündelt und weiterentwickelt werden konnte - eine einmalige Chance, mit der Gründung der DGNB diese Lücke zu schließen. Wichtiger Bestandteil der Arbeit: die Entwicklung eines deutschen Zertifizierungssystems, das - auf die Erkenntnisse der bestehenden angelsächsischen Zertifikaten aufbauend - eine umfassende Beleuchtung von Gebäuden ermöglicht: das DGNB Zertifikat.
Gründung mit starken Partnern - beeindruckendes Engagement im Ehrenamt
Die Idee war gezündet und die Umsetzung ließ nicht lange auf sich warten: 16 Gründungsmitglieder, darunter u.a. Behnisch Architekten, Sauerbruch Hutton, die Gesellschaft für ökologische Bautechnik Berlin sowie PE International, Hines Immobilien GmbH und die Universität Stuttgart, riefen die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen im Juni 2007 ins Leben. Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung im Januar 2008 waren es 121 Organisationen - Architekten, Ingenieure, Wissenschaftler, Industrieunternehmen und Investoren -, die als Gründungsmitglieder der Non-Profit-Organisation Pate standen. Die Mitgliederzahl stieg zügig an, bereits im Frühjahr 2009 lag sie bei über 500; heute zählt die DGNB mehr als 1.100 Mitglieder. Rund 500 Experten aus den Mitgliedsunternehmen sind ehrenamtlich für die DGNB aktiv und tragen dazu bei, das DGNB System weiterzuentwickeln und zu verbreiten.
Bauen mit System – Grundlagen der DGNB
Prof. Manfred Hegger
„In Deutschland gibt es schon lange eine große Kompetenz im nachhaltigen Bauen“, betont DGNB Präsident Prof. Manfred Hegger. „Durch diese Expertise war schnell klar, dass eine Fokussierung nur auf die ökologische und energetische Seite zu kurz greift. Wirklich nachhaltige Gebäude sollten darüber hinaus auch nutzungsfreundlich sein, sich rechnen, von ihren Benutzern geliebt werden und als Innovationstreiber fungieren, sonst springen wir zu kurz“ ist sich Hegger sicher.
„Es war überaus beeindruckend, mit welcher Sachorientierung, Disziplin und Kompetenz unsere Experten ehrenamtlich ans Werk gingen“, erinnert sich der Gründungspräsident Prof. Alexander Rudolphi. „Innerhalb des ersten Jahres waren die Grundlagen entwickelt und bereits 18 Monate nach der Gründung der DGNB vergaben wir auf der BAU 2009 die ersten Zertifikate - ein wahnsinniges Tempo“ so Rudolphi. „Unser besonderer Gewinn war es, dass sowohl Bau- und Immobilienwirtschaft als auch Forschungseinrichtungen von Anfang an am selben Tisch saßen. Das garantierte unserem Zertifizierungssystem und der Anpassung auf die unterschiedlichen Nutzungsarten fachlich höchstes Niveau und außerordentliche Praxistauglichkeit“, berichtet Rudolphi.
Seit ihrer Gründung hat die DGNB in hoher Schlagzahl 13 Nutzungsprofile entwickelt. Über 750 Projekte wurden weltweit mit dem DGNB Zertifikat ausgezeichnet oder sind zur Zertifizierung angemeldet. Der Marktanteil für die Zertifizierung nachhaltiger Gebäude und Stadtquartiere beträgt in Deutschland inzwischen beachtliche 90 Prozent.
Wissen in die Breite tragen
Die DGNB legte von Anfang an großen Wert darauf, der breiten Fachöffentlichkeit das Wissen über nachhaltiges Bauen zur Verfügung zu stellen. Ab 2008 schulte sie Auditoren und Consultants, die als Schnittstelle bei der Zertifizierung fungieren. Bis jetzt wurden über 600 Auditoren, Consultants und Registered Professionals mit fundiertem Expertenwissen zum nachhaltigen Bauen oder der DGNB Zertifizierung ausgebildet. Zahlreiche Seminare informieren zudem die Fachöffentlichkeit über Spezialthemen des nachhaltigen Bauens.
Internationales Engagement
Nachhaltiges Handeln gelingt nur im internationalen Kontext. Die DGNB hat ihre Aktivitäten von Beginn auf den internationalen Markt ausgerichtet und sich weltweit vernetzt. Seit ihrer Gründung ist sie Mitglied im World Green Building Council (WGBC) und ist mittlerweile in zentralen Gremien, wie dem Board of Directors, dem Council Development Committee und dem Rating Tool Committee, vertreten.
Dr. Christine Lemaitre
„Für die Zukunft werden wir uns noch stärker dem internationalen Markt zuwenden“, sagt die Geschäftsführerin der DGNB, Dr. Christine Lemaitre. „Mit dem DGNB System und unserem weltweiten Partnernetzwerk haben wir die optimale Basis, um ländertypische Rahmenbedingungen wie Klima oder Baukultur mit international vergleichbaren Standards des nachhaltigen Bauens in Einklang zu bringen. Das ist gerade für den wirtschaftlichen Erfolg von großer Bedeutung.“
Bauen für die Zukunft – Handeln in der Gegenwart
„Auf lange Sicht sollte es uns gelingen, CO₂-neutral zu wirtschaften und das Bauen zunehmend in Materialkreisläufen zu organisieren“, beschreibt der Präsident, Prof. Manfred Hegger, die Zukunftsvorstellung der DGNB. Eine ganz zentrale Investition, um diese Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu bewältigen, ist die Implementierung der Kompetenz zum nachhaltigen Bauen in die Hochschulausbildung. „Für die kommende Generation der Bau- und Immobilienexperten wird das nachhaltige Bauen ganz selbstverständlich sein. Dafür sind jetzt die Grundlagen an unseren Hochschulen zu schaffen“, betont Hegger.
Die DGNB ist inzwischen mit über 40 Hochschulen in ganz Deutschland im Kontakt, um für die Studierenden attraktive Ausbildungsmodelle für das nachhaltige Bauen zu entwickeln. Bis Ende des Jahres sollen die Konzepte vor allem für Architekten und Bauingenieure feststehen. „Ein spannendes Vorhaben, denn hier schaffen wir nicht nur Zukunft, sondern auch den wichtigen Brückenschlag zwischen Praxis und Hochschulausbildung“ freut sich DGNB Präsident Hegger.
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siehe zudem:
- nachhaltiges Bauen, Ökobilanz sowie Immobilien bei Baulinks
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