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Die 50 besten Einfamilienhäuser des Jahres 2012 auf einen Callwey-Blick

(8.10.2012) Drei Viertel der Deutschen betrachten ein frei­stehendes Einfamilienhaus als persönlich erstrebenswerte Wohnform, aber nicht mal fünf Prozent dieser Häuser werden von freien Architekten gebaut. Insofern präsentiert das Buch „Häuser des Jahres - Die besten Einfamilienhäuser 2012“ die gerade­zu künstlerische Ambition einer erlesenen Bauherr­schaft. Andererseits ist der Bau eines individuellen Traum­hau­ses nicht nur eine Frage des guten Geschmacks, sondern auch des Geldbeutels. Wer nur ein umzäuntes Gehäuse braucht, das nach der Schuldentilgung ihm gehört, legt auf Bau- Wohnkul­tur keinen besonderen Wert. Er erledigt damit nur einen Pos­ten in seiner betriebswirtschaftlichen Lebensplanung. Und so sieht das Haus dann oft aus.

Völlig unabhängig davon ist die Typologie „Einfamilienhaus“ seit einiger Zeit in die Kritik geraten. Meist steht es in städtebaulich fragwürdigen (Zer-)Siedlungen, in denen klei­ne Grundstücke gerade noch erschwinglich sind. Dafür werden täglich weite Verkehrs­wege zum Arbeitsplatz oder zur Versorgung der Kinder in Kauf genommen. Dazu kommt die nur aufwändig zu erreichende energie- und ressourcenschonende Ausstattung - es scheint, als gehörte das Wohnen im Einfamilienhaus zu den lustvollen, unvernünftigen Lastern aus einer anderen Zeit wie fettes Essen, Kettenrauchen und maßloses Trin­ken.

Dass dem nicht so sein muss, zeigt die Auswahl der 50 besten Häuser des diesjährigen Wettbewerbs. Wenn der größte Teil einer Gesellschaft eine konkrete Vorstellung von seinem persönlichen Habitat besitzt, hilft keine propädeutische Mission, um das Woh­nen in einer städtischen Blockrandbebauung zu propagieren. Sondern die Auseinander­setzung mit eben diesen Erwartungen für ein privates Zuhause. Sicher demonstrieren die gezeigten Beispiele überwiegend den Glücksfall einer anspruchsvollen Architektur, aber gleichzeitig sind es Modelle, die zu einer Überprüfung eigener Wohnvorstellungen taugen. Vor allem sollten sie dazu dienen, in einem Architekten den Anwalt für ihre konkrete Umsetzung zu sehen.

Drei Einfamilienhäuser in Luzern von Daniele Marques
Erster Preis für Daniele Marques und seine Drei Einfamilienhäusern in Luzern. 

Einfamilienhäuser besetzen in der Werkliste eines Architekturbüros überwiegend eine marginale Position. Hier lassen sich alle Leistungsphasen abarbeiten, im direkten Kon­takt mit einer konkreten Bauherrschaft - für ein vergleichsweise bescheidenes Hono­rar. Solche Aufgaben sind maßgeschneiderte Sonderanfertigungen, die im besten Fall einmal zu den Inkunabeln der Baugeschichte gehören werden. Insofern lässt sich das Kompendium auch als eine Art Echolot lesen, das den Stand der privaten, zeitgenössi­schen Wohnarchitektur erkundet. Und das unterscheidet die prämierte Auswahl in diesem Jahr von der vorherigen. Sie zeigt eine Fülle an Möglichkeiten, wie sich das wunderbare, einmalige, altmodische, verfluchte Wohnen in den eigenen Vier Wänden realisieren lässt, fernab gepflegter Klischees und Ressentiments. Im Einfamilienhaus muss heute keine Familie mehr wohnen, es muss nicht auf der grünen Wiese stehen und keine hermetische Vereinzelung hinterm Gartenzaun demonstrieren. Im besten Fall umschreibt die Architektur hilfsweise, worin noch niemand war: Heimat.

Fakten zum Wettbewerb

Zum zweiten Mal lobte der Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäu­ser“ aus. Die überzeugend besetzte Jury erkor im April 2012 aus 223 Einreichungen 50 Projekte und benannte aus diesen einen Preisträger, einen Sonderpreis, vier Auszeich­nungen sowie vier Anerkennungen. Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situation und auf konse­quente Ausführung gelegt. Das Buch zum Wettbewerb präsentiert diese 50 besten Häuser mit zahlreichen Fotos, Lage- und Architektenplänen und aussagekräftigen Pro­jektbeschreibungen aus der Feder von Wolfgang Bachmann, Herausgeber des Archi­tektur-Magazins Baumeister. Und Wolfgang Pehnt, Jury-Mitglied, steuert „Unmaßgeb­liche Anmerkungen“ als Einleitung bei.

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis gewann der Schweizer Architekt Daniele Marques aus Luzern mit seinen Drei Einfamilienhäusern in Luzern. Das Besondere dabei ist, dass die Bebauung trotz kompakter Dichte ein denkbar hohes Maß an Wohnkomfort und Eleganz bietet.

Eine Sonderauszeichnung sprach die Jury 2B architectes aus Lausanne zu für die Urbane Villa. Sie vereinigt vier Einheiten in einem einzigen Baukörper. Darin erkannte die Jury einen inno­vativen Beitrag zur Frage der innerstädtischen Verdichtung.

Auszeichnungen erhielten:

  • Katrin und Otto Brugger, Bartolomäberg, für die Sanierung eines Bauernhauses in Bartolomäberg;
  • L3P Architekten (Regensberg) für Zwei Minergiehäuser in Oberweningen;
  • Denzer & Poensgen, Nettersheim-Marmagen, für die Erweiterung eines Wohnhauses in Wuppertal;
  • E2A Eckert Eckert Architekten, Zürich, für ein Privathaus am Zürichsee.

Anerkennungen gingen an:

Die genannten zehn Arbeiten präsentiert das Deutsche Architekturmuseum (Frankfurt am Main) vom 4. bis 28. Oktober 2012 in einer Ausstellung.

Die bibliographischen Angaben zum Buch:

siehe auch für zusätzliche Informationen:

ausgewählte weitere Meldungen:

siehe zudem:


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