Polyurethan-Hartschaum (PU) von der „HBCD-Krise“ nicht betroffen
(23.10.2016) In Deutschland wird zur Zeit intensiv über gefährliche
Polystyrol-Abfälle diskutiert, weil der Artikel 1 der
Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) geändert wurde, wovon auch Polystyrol-Dämmstoffe
betroffen sind, die das Flammschutzmittel HBCD (Hexabromcyclododecan) enthalten
und deren HBCD-Gehalt mindestens dem HBCD-Grenzwert von 1.000 mg/kg entspricht.
Diese Abfälle müssen demnach gesondert behandelt werden - d.h. getrennt erfasst
und mit entsprechenden Nachweisen belegt werden (zur Erinnerung siehe
Baulinks-Beitrag „Entsorgung
von Polystyrol-Dämmstoffen sorgt nach der AVV-Novellierung für Ärger“ vom
3.10.
Betroffen von dieser Abfall-Regelung sind Dämmstoff-Abfälle aus Polystyrol-Hartschaum (EPS und XPS), die das Flammschutzmittel HBCD enthalten. Die Praxis der letzten Tage zeigt jedoch, dass viele Entsorgungsfirmen, Bauhöfe und Müllverbrennungsanlagen auch die Annahme der Verschnittreste von anderen Dämmstoffen erschweren bzw. generell ablehnen. Mangelnde Aufklärung über den Sachverhalt und keine Differenzierung der Schaumkunststoffabfälle sind mögliche Ursachen und verschärfen das Entsorgungsproblem.
Aus diesem aktuellen Anlass weist der IVPU Industrieverband Polyurethan-Hartschaum e.V. darauf hin, dass ...
- Dämmstoffe aus PU-Hartschaum kein HBCD oder andere als SVHC-klassifizierte Stoffe enthalten und dass
- PU-Dämmstoffabfälle nicht als gefährlich eingestuft sind.
Polyurethan-Hartschaum muss demzufolge nicht getrennt gesammelt werden.
Er kann zusammen mit dem Hausmüll oder dem gemischten Bau- und
Abbruchabfall thermisch verwertet werden. Es besteht keine
rechtliche Grundlage, die Annahme von PU-
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Recycling oder Nicht-Recycling von mit Dämmmaterial gefüllten Ziegeln (25.6.2014)
- BASF hat erste Styrodur-Anlage komplett auf neues Flammschutzmittel umgestellt (20.6.2014)
siehe zudem:
- Dämmstoffe im Baustoff-Magazin und Wärmedämm-Verbundsystem im Fassaden-Magazin sowie Baustoff-Recycling von Baulinks
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