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„Akute Panikstörung des Umweltbundesamtes“

(28.2.2022) Nicht nur die Pelletbranche ist sauer auf das Umweltbundesamt, sondern auch der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und ein Bündnis aus 11 Verbänden der Forst-, Holz- und Energiewirtschaft.

Als Vertreter des deutschen Kamin-, Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks beklagt ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann, dass das „Bundesumweltamt die Republik alle Jahre wieder in Schrecken und Hysterie“ versetzen würde, indem die nachgeordnete Behörde des Bundesumweltministeriums „das Feinstaubmonster loslasse“. Zunächst auf die Presse, danach über die dadurch ausgelöste breite mediale Berichterstattung auf die Bevölkerung. Nach der Verteufelung des Dieselmotors wolle UBA-Präsident Messner jetzt aktuell dem Kaminfeuer den Garaus machen, mutmaßt Herr Bramann.

Zur Erinnerung: Das Umweltbundesamt (UBA) hat am 10. Februar seinen Bericht zu den Luftqualitätsgrenzwerten in Deutschland veröffentlicht. Demzufolge gab es 2021 keine Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte. Trotzdem zeigte sich UBA-Präsident Dirk Messner nicht zufrieden. Aus seiner Sicht sind die 20 Jahre alten Grenzwerte zu hoch und müssten überarbeitet werden, denn in den Städten würden zehntausende Menschen an den Folgen von Feinstaub sterben. Um die Luftreinheit zu verbessern, brachte Herr Messner u.a. einen Abschied vom privaten Heizen mit Holz ins Spiel.

„Kamine tödlicher als Autos“ titelten die Medien daraufhin. Und beim ZVSHK fragt man sich  „angesichts einer solchen Panikattake“, warum eine Bundesbehörde Holz so verteufelt - immerhin gelte Holz als Nummer Eins der nachwachsenden Rohstoffe in Deutschland und damit als unverzichtbarer Faktor für die von der Politik ausgerufene Wärmewende. Herr Bramann argumentiert, dass das UBA selbst den Anteil der Holzfeuerung an den Feinstaubemissionen in Deutschland mit 8,2% ausweise. Die Einzel­raumfeuerstätten - also Kaminöfen - machten dabei 6,5% aus. „Berechtigt ein solcher Anteil an den ,Luftschadstoffen auf Rekordtief‘ (UBA) wirklich dazu, a priori die Zielerreichung der Klimaneutralität im Wärmemarkt zu konterkarieren, die ohne eine energetische Biomassestrategie nicht zu realisieren ist, wie auch die Entscheider in den dafür relevanten Bundesministerien wissen,“ fragt Herr Bramann.


Nun lässt sich argumentieren, jedes vermeidbare Partikel bei einer Holzverbrennung sei eines zu viel. Dem stimmt auch der ZVSHK zu - ist aber zugleich davon überzeugt, dass sich der vergleichsweise geringe Anteil der Luftbelastung durch Kamine auch ohne Verbote schnell und effektiv weiter reduzieren lasse. Der Entwicklungsfortschritt bei Feuerstätten und Filtern ermögliche es längst, den Feinstaubausstoß durch Holzwärme massiv zu begrenzen. Das UBA könnte etwa der zuständigen Umweltministerin empfehlen, die Austauschverpflichtung für alte Öfen anders zu regeln. Die alten Öfen bollerten immer noch weiter und emittierten mehr Feinstaub als neue Öfen, weil hier immer noch Ausnahmeregelungen für Altanlagen griffen. Und warum fehlten bis heute gesetzliche und technische Vorgaben für aktive oder passive Filtertechnik (im Ofen oder im Schornstein)?

Dann bliebe nur noch ein Verursacher unnötiger Feinstaubemissionen aus dem Kamin: Der Betreiber selbst. Hier würden Aufklärung und Kontrolle helfen. Aber auch hieran mangelt es. Insbesondere Verbraucher, die im Netz oder in Baumärkten kaufen, würden meist weder eine Fachberatung darüber erhalten, welche Feuerstätte aus energetischer Sicht für ihr Gebäude und Ansprüche geeignet ist, noch würden sie in die praktische Benutzung der Feuerstätte vom Fachmann eingewiesen (Stichwort: „Feuertaufe“). Die sei bislang nur obligatorisch, wenn die Verbraucher eine Feuerstätte vom Fachhandwerk bezöge. Helfen würde in dem Zusammenhang auch eine Meldepflicht über durch die Fehlbedienung der Feuerung geschädigte Kamine mit Schulungsverpflichtung.

Verbändebündnis fordert UBA zu differenzierter Darstellung der Holzenergie auf

In einem gemeinsamen Schreiben fordern zudem 11 Verbände der Forst-, Holz- und Energiewirtschaft den Präsidenten des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Dirk Messner, zu einer differenzierten Darstellung der Holzenergie auf und wehren sich gegen pauschale Angriffe auf die energetische Holznutzung: „Mit großer Besorgnis haben wir Ihre in der Pressekonferenz geäußerte Empfehlung aufgenommen, auf das Heizen mit Holz zu verzichten. Diese Empfehlung kommt einem Generalangriff auf die nachhaltige Holzwärme gleich“ heißt es in dem Schreiben. Die Verbände fordern „zukünftig eine differenzierte Darstellung und Kommunikation des Umweltbundesamtes zur modernen und effizienten energetischen Holznutzung ein, um weiteren Schaden für die energetische Holznutzung und das Vorankommen der Wärmewende zu vermeiden.“

In dem Schreiben weisen die Verbände ebenfalls darauf hin, dass das Gros der Feinstaubemissionen aus Holzfeuerungen aus dem Altbestand an Holzöfen und -heizungen stammten. Moderne und effiziente Holzfeuerungsanlagen würden dagegen Feinstaubemissionen um bis zu 90% reduzieren und die Energieeffizienz verdoppeln - das spare Ressourcen. „Unser gemeinsames Anliegen müsste deshalb sein, den Altbestand möglichst zügig gegen modernere und effizientere Anlagen auszutauschen“, so der Tenor des Schreibens.

Zugleich erinnerten die Verbände an die Bedeutung der Holzenergie für die Wärmewende: „Angesichts der enormen Herausforderung von gegenwärtig knapp 16 Prozent erneuerbarer Energien im Wärmebereich auf das von der Bundesregierung angestrebte - und von uns vollumfänglich unterstützte Ziel - von 50 Prozent erneuerbarer Wärme bis 2030 zu kommen, laufen verkürzte Empfehlungen Ihres Hauses gegen das Heizen mit Holz der Zielerreichung entgegen und verhindern effektiven Klimaschutz. (…) Das Ziel von 50 Prozent erneuerbarer Wärme wird ohne den Ausbau der Holzenergie nicht zu erreichen sein.“

Die Verfasser betonten des Weiteren, dass die nachhaltige und multifunktionale Waldbewirtschaftung in Deutschland nicht nur für die stoffliche Nutzung einen nachwachsenden Rohstoff liefere. Über Rest- und Abfallstoffe so wie anderweitig stofflich nicht verwertbare Holzsegmente falle Holz für die energetische Nutzung an: „Diese Holznutzung leistet einen klimaschonenden Beitrag für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem ganz im Sinne der deutschen Bioökonomiestrategie. (…) Die moderne Holzenergie ist nicht das Problem, sondern eine Lösung zur Defossilisierung des Wärmesektors im Bestand.“

Das Schreiben an den Präsidenten des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Dirk Messner, wird von folgenden Verbänden getragen:

  1. AGDW – Die Waldeigentümer,
  2. Bundesverband der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV),
  3. Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE),
  4. Bundesgütegemeinschaft Holzasche (BGH),
  5. Deutscher Energieholz- und Pelletverband (DEPV),
  6. Deutscher Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH),
  7. Familienbetriebe Land und Forst,
  8. Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik (HKI),
  9. Initiative Holzwärme,
  10. Verband der Holzwerkstoffindustrie (VHI) und
  11. Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie (BBE).

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