H2-Stromspeicher, Dachpflanzpfanne, Holzalternative und „Kalkspeicher“ gewinnen DGNB Sustainability Challenge 2022
(18.7.2022) Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat im Rahmen des DGNB-Tags der Nachhaltigkeit am 8. Juli in Fellbach die Gewinner ihrer diesjährigen Sustainability Challenge bekanntgegeben. Insgesamt hatten sich in diesem Jahr mehr als 100 Projekte und Unternehmen bei der DGNB Sustainability Challenge beworben. Die Auswahl der Preistragenden bei der DGNB Sustainability Challenge lief in diesem Jahr anders ab als bislang: Die elfköpfige Jury bestimmte neben den Finalisten direkt auch die Gewinner in den Kategorien „Innovation“, „Start-up“ und „Forschung“.
Wasserstoffbasierter Stromspeicher als Innovation ausgezeichnet
Die Kategorie „Innovation“ entschied Home Power Solutions (HPS) aus Berlin für sich. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen für Picea, den weltweit ersten marktverfügbaren Stromspeicher auf Wasserstoff-Basis für Gebäude. Die an sonnenreichen Tagen erzielten Überschüsse einer PV-Anlage werden als grüner Wasserstoff gespeichert und in der dunklen Jahreszeit in Form von Strom und Wärme wieder zur Verfügung gestellt. Picea unterstützt so ganzjährig eine CO₂-freie Stromversorgung für Eigenheime.
Dachbegrünung für Schrägdacher
Preisträger in der Kategorie „Start-up“ ist mygreentop aus Plettenberg in Nordrhein-Westfalen. Das 2020 gegründete Unternehmen hat eine System zur Begrünung von Schrägdächern entwickelt. Die patentierte Aufdachpflanzpfanne ist sowohl bei Neubauten als auch auf bestehenden Dachflächen einsetzbar.
Die mit Sedum-Arten fertig bepflanzten Aufdachpflanzschalen von mygreentop können die bereits vorhandenen Dachpfannen ersetzen oder als Aufsatz nachgerüstet werden. Sie tragen zur Steigerung der Biodiversität, der Regenwasser-Rückhaltung, der Wärmedämmung im Winter und der Kühlung im Sommer genauso bei wie zur Filterung der Luft und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Forschungsprojekt NEWood überzeugt mit neuer Materialklasse mit Pilzmyzel
Der Jurypreis in der Kategorie „Forschung“ ging in diesem Jahr an ein Team vom Lehrstuhl für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie KIT. Es gewann mit seinem Projekt NEWood. Dabei handelt es sich um eine neue Klasse von biobasierten, ressourceneffizienten und CO₂-negativen Materialien. Da NEWood vergleichbare Eigenschaften wie MDF- und Spanplatten zeigt, dient es als Ersatz für Holz und Holzwerkstoffe. Die Holzalternative wird ausschließlich aus verfügbaren organischen Abfällen, einschließlich Holz- und landwirtschaftlichen Abfällen entwickelt und unter Verwendung von Pilzmyzel als natürlichem Bindemittel hergestellt.
Publikumspreis für Projekt „Kalkspeicher“ vom DLR
Ergänzend wurde über alle Kategorien hinweg ein Publikumspreis bestimmt, dessen Ergebnis sich aus zwei Bestandteilen zusammensetzte. Zum einen gab es in den letzten Wochen eine Online-Abstimmung. Zudem stimmte das Publikum beim DGNB-Tag der Nachhaltigkeit vor Ort für seine Favoriten ab. Dort präsentierten sich alle Finalisten nochmals in Kurzvorträgen und an einem eigenen Ausstellungsstand.
Den Publikumspreis konnte ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für sich entscheiden. Es wurde prämiert für seinen aus Kalk bestehenden saisonalen Strom-Wärme-Speicher. Basierend auf der chemischen Reaktion von gebranntem Kalk wurde in dem Projekt eine Prototypanlage für die saisonale Speicherung von Energie entwickelt. Mit überschüssigem, erneuerbarem Strom wird dabei gelöschter Kalk gebrannt, der diese Energie über Monate verlustfrei speichern kann. Bei Kontakt mit Wasser wird die Energie wieder freigesetzt. Diese kann beispielsweise zum Heizen von Gebäuden genutzt werden.
Große Themenvielfalt unter den Finalisten
Zu den übrigen Finalisten der DGNB Sustainability 2022 zählten in der Kategorie „Innovation“ noch Madaster Germany mit dem digitalen Gebäuderessourcenpass, die UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft mit der Klimaplatte MeshClimate sowie Fairventures Worldwide für die Entwicklung eines neuen nachhaltigen Holzbausystems aus Sengon-Leichtholz zum Einsatz in tropischen Klimazonen. Die weiteren Start-ups unter den Finalisten waren alcemy mit Software zur prädiktiven Qualitätsaussteuerung bei der Herstellung von Zement und Beton sowie TRIQBRIQ und ihr patentiertes, kreislauffähiges Massivholz-Bausystem. In der Kategorie „Forschung“ komplettierte das multidisziplinäre SenseLab der Technischen Universität München das Feld der Finalisten.
In der Kategorie „Forschung“ vergab die Jury der DGNB Sustainability Challenge zudem zwei Sonderpreise für studentische Projekte. Ausgezeichnet wurden zum einen zwei Masterstudentinnen der Bauhaus-Universität Weimar für ihr Projekt „Materialgeschichten“. Den zweiten Preis holte das interdisziplinär zusammengesetzte Team levelup von der Technischen Hochschule Rosenheim mit seinem Beitrag zum Solar Decathlon Europe 21/22.
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siehe zudem:
- nachhaltiges Bauen im Architektur-Magazin sowie Dachbegrünung im Dach-Magazin und Photovoltaik im alternative Energien-Magazin auf Baulinks
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