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Fünf Projekte im Rennen um den Internationalen Hochhaus Preis 2018


Statuette Internationaler Hochhaus Preis von Thomas Demand (Bild vergrößern)

(27.8.2018) Der Internationale Hochhaus Preis (IHP) 2018 geht in die entscheidende Runde: Die international besetzte Jury hat fünf Hochhäuser als Finalisten ausgewählt.
Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro und einer Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand dotiert. Verliehen wird der Preis am 1. November 2018 von der Stadt Frankfurt am Main zusammen mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank in der Frankfurter Paulskirche.

Die diesjährigen fünf Finalisten wurden unter 36 Nominierten aus 15 Ländern ausgewählt:

Der IHP richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden.

Im Fokus der Jury-Diskussion stand dem Vernehmen nach die Frage: „Was gibt das Gebäude zurück?“ Juryvorsitzender Kai-Uwe Bergmann von BIG - Bjarke Ingels Group (Gewinner des IHP 2016) erklärte diesen Aspekt zum wichtigsten Bewertungskriterium für die Projekte. Auf dem Weg zur Entscheidung wurden zudem u.a. die Einbindung ins Stadtgefüge und ins urbane Leben, die übergreifende Aussage, die skulpturalen Qualitäten, das statische Konzept, die Nutzungsmischung sowie die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Gestaltung analysiert.

Das Ergebnis ist die Shortlist mit fünf Finalisten, die stellvertretend für die enorme Bandbreite aller nominierten Gebäude stehen. Das mexikanische, das nahöstliche und die drei asiatischen Projekte finden eine jeweils einzigartige Interpretation ihrer Typologie – sei es ein agiler Büroturm (Torre Reforma), ein gestapelter Wohnturm (Beirut Terraces), ein mischgenutzter Hochhausgarten (Oasia Hotel Downtown), ein lokal verwurzeltes Ensemble (Chaoyang Park Plaza) oder ein Hotel in Gestalt einer verpixelten Skulptur (MahaNakhon).

MahaNakhon (Bangkok/Thailand)

Als eines von zwei nominierten Projekten des Buro Ole Scheeren hat es MahaNakhon (siehe Google-Maps) unter die Finalisten geschafft. Ole Scheeren begann die Arbeit am höchsten Gebäude Thailands noch beim Office for Metropolitan Architecture (OMA), vollendete sie dann aber im eigenen Büro. Der Turm mit seiner charakteristischen Pixelfassade ist ein neues Wahrzeichen Bangkoks und zugleich Sinnbild für den Aufschwung der Metropole und die damit einhergehende Globalisierung.

Foto © Hufton + Crow 

Jury-Mitglied Jette Cathrin Hopp erkennt „eine interessante Variation einer ansonsten klassischen Typologie durch die Fragmentierung und Verpixelung, die Teile des blockhaften Gesamtbildes auflösen.“

Beirut Terraces (Beirut/Libanon)

Beirut Terraces (Beirut/Libanon)
Foto © Iwan Baan (Bild vergrößern)
  

Mit ihrem skulpturalen Projekt Beirut Terraces (Google-Maps) ästhetisieren Herzog & de Meuron das Thema Wohnen im mediterranen Klima wie in Libanons Hauptstadt Beirut. Die weißen und gegeneinander verschobenen Geschossplatten verwischen den Übergang zwischen innen und außen, und das Leben im Freien wird auf einzigartige Weise kultiviert. Dies lobt auch Ulrike Lauber: „Gestapelt, versetzt und verschoben schaffen die Wohnebenen einen grenzenlosen Übergang von innen nach außen, schützen vor direkter Sonne und bieten Aufenthaltsqualität sowie Ausblicke.“

Peter Cachola Schmal sieht eine Verbindung zur bildenden Kunst: „Andere haben zuvor bereits solch skulpturale Formen ersonnen, wie der Künstler Thomas Demand, als er 2003 die Skulptur für den Internationalen Hochhaus Preis entwarf.“

Torre Reforma (Mexiko-Stadt)

Torre Reforma (Mexiko-Stadt)
Foto © Alfonso Merchand (Bild vergrößern)
    

Der Torre Reforma (Google-Maps; rechts im Bild rechts) von L. Benjamín Romano ist ein klassisches Bürogebäude. Dabei ist allerdings nur die Art der Nutzung konventionell. Die in Mexiko-Stadt herrschende Erdbebenproblematik erfordert ein kluges Tragwerkskonzept, das dem 246 Meter hohen Büroturm letztendlich sein signifikantes Erscheinungsbild verleiht. Sean Anderson sah im Torre Reforma „das perfekte Zeugnis dafür, wie innovativ und beeindruckend Architektur in Mexiko heute ist.“

Ina Hartwig äußerte sich begeistert über Mexikos höchstes Gebäude: „Trotz seiner enormen Höhe besitzt der Torre Reforma eine Leichtigkeit, begründet in seiner aufgebrochenen Betonstruktur. Seine spitz zulaufende Form und die zurücktretenden Glasflächen imponieren, ohne aufdringlich zu sein.“

Chaoyang Park Plaza (Peking/China)

Für Jury-Mitglied Thomas Schmengler hebt der Komplex Chaoyang Park Plaza in Peking (Google-Maps) von MAD Architects scheinbare Widersprüche auf, weil er „genauso unkonventionell wie auch harmonisch“ ist.

Foto © Hufton + Crow 

Das unter den Nominierten einzige Projekt in China, das auch von einem chinesischen Büro entworfen wurde, ist von traditioneller Landschaftsmalerei inspiriert. Das Ensemble hebt sich durch seine dunklen Glasfassaden sowie die amorphen Formen deutlich von der umliegenden repetitiven Bebauung ab und verkörpert somit einen interessanten, identitätsstiftenden Ansatz zur Entwicklung einer eigenen chinesischen Architektursprache der Gegenwart.

Oasia Hotel Downtown (Singapur)

WOHA setzen ihren Weg des begrünten Hochhauses mit dem Oasia Hotel Downtown (Google-Maps) konsequent fort und reduzieren es auf ein bepflanztes Exoskelett, das beeindruckende Freiräume umschließt. Geschützt vor Sonne und Regen schaffen sie naturnahe Oasen mit hoher Aufenthaltsqualität inmitten des stark verdichteten Stadtzentrums von Singapur – beispielhaft für Metropolen und Megacitys in den Tropen.

Foto © K. Kopter 

Für Kai-Uwe Bergmann schreibt dieses Projekt die Reise WOHAs fort, „auf der sie die Grenzen zwischen Natur und Architektur verwischen. Die gesamte Fassade wird zum Gerüst für die Vegetation und schafft so einen beruhigenden und Schatten spendenden Schleier.“ Knut Stockhusen ergänzt: „Dies ist ein absolut einzigartiger Ansatz für ein kernloses Exoskelett, der vollkommene Freiheit bei der Nutzung, volle Funktionalität und Freiräume im zentralen Bereich ermöglicht.“

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