Bundesweite Studie „Wohnhochhaus Deutschland“: Die Mehrheit sieht's positiv
(11.10.2015) Das Wohnen im Hochhaus steht in Deutschland vor einer Renaissance - und in vielen wachsenden Städten wie Frankfurt, Berlin, München, Düsseldorf, Hamburg oder Ingolstadt entstehen bereits neue Wohntürme. Nun liegt eine erste repräsentative Analyse über die Einstellungen von Bürgern zu Hochhäusern vor. Für die Studie „Wohnhochhaus Deutschland“ von Sition Property Marketing und OC&C Strategy Consultants wurden 2.009 Bürgern und 16 Experten im August 2015 hinsichtlich Image, Nachfrage, gewünschten Standorten, Ausstattung, Nutzung und Umwelttechnik befragt.
„In Städten fehlen häufig Bauflächen und Wohnraum. Eine Lösung ist Verdichtung in die Höhe. Doch bislang wussten Planer, Entwickler und Investoren nicht, was die Menschen über neue Wohnhochhäuser denken - das ändert diese Analyse“, verspricht Matthias Kutzscher, Sition-Geschäftsführer und einer der Autoren der 128-seitigen Studie, die auf der Expo Real 2015 vorgestellt wurde.
Hochhaus erlebt zunehmendes Interesse und Imagewandel
Die Umfrage zeigt, dass man in Deutschland hochmobil ist: 52,2% der Bundesbürger werden demnach in den nächsten zehn Jahren umziehen. „Und das Wohnhochhaus ist für viele Umzugswillige eine interessante Perspektive“, bestätigt Studienautor Dr. Björn Reineke, Partner bei OC&C Strategy Consultants: So möchte gut jeder fünfte Befragte (21,3%), der bis 2025 einen Ortswechsel plant, künftig in einem Wohnhochhaus leben. Der Wert lässt erahnen, dass die Erfahrungen mit den Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahren in peripherer Lage, die oft mit eher schlechter Lebensqualität gleichgesetzt werden, verblassen. So würden mittlerweile 15,8% aller Deutschen laut der Umfrage auf jeden Fall bzw. wahrscheinlich in ein Hochhaus einziehen. Weitere 29,7% würden in einen Turm „eventuell“ leben wollen.
Und sollten in den nächsten Jahren wirklich mehr Hochhäuser gebaut werden, fänden das 8,9% der Deutschen sehr positiv, 16,5% positiv und weitere 31,5% eher positiv. „Ich glaube, das Image von Wohnhochhäusern ist im Wandel“, kommentiert Olaf Cunitz, Bürgermeister und Baudezernent in Frankfurt am Main, in der Studie.
Wer den Hochhausbau befürwortet, begründet sein Votum klar:
- Wohnungsknappheit nennen 36,7% als Grund.
- 25,1% führen die Entwicklung relativ viel Wohnraumes auf kleiner Fläche an.
- Und 21,8% erwarten, dass so preiswerter Lebensraum entsteht.
Bei der Frage, wo Wohnhochhäuser gebaut werden sollten, sind sich die Deutschen aber wenig einig:
- Eine Mehrheit von 44,8% gibt an, dass sie in die Innenstädte gehören.
- 33,4% plädieren für den Stadtrand.
- Und 28,1% meinen, neue Wohnhochhäuser sollten in den Vorstädten errichtet werden.
Vorbehalte bei Nachbarschaft – Skepsis beim Marktvolumen
Die durchaus große Zustimmung für den Bau von Hochhäusern ändert sich allerdings, wenn das Projekt in der unmittelbaren Nachbarschaft realisiert würde:
- 5,2% der Befragten würden das sehr gut finden.
- Weitere 12,2% entschieden sich in der Umfrage für „gut“.
- 41,8% der Deutschen finden dagegen, dass sie ein Hochhaus neben der eigenen Wohnung sehr schlecht oder schlecht finden würden.
„Ein Imagewandel bei Hochhäusern ist nur möglich, wenn sie städtebaulich gut eingebunden werden. Wir brauchen belebte und attraktive Erd- und Sockelgeschosse“, fordert daher die Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in der Studie.
Nach wie vor skeptisch sind die Deutschen bezüglich des Marktvolumens von Wohnhochhäusern: So glauben 20,4% der Bürger, dass in den nächsten Jahren sehr viele beziehungsweise viele neue Hochhäuser errichtet werden. 34,2% sind hingegen der Meinung, dass sehr wenige oder wenige in den Städten entstehen.
Wohnen, Arbeiten, Einkaufen: hybride Nutzung kommt an
Eine besondere Anziehungskraft für Bürger haben Hochhauskonzepte, die verschiedene Nutzungen kombinieren. 48,0% der Deutschen finden Gebäude, in denen außer Wohnungen auch Ladenlokale, Büros, Kindertagesstätten oder Ärzte untergebracht sind, sehr gut oder gut. Nur 11,1% der Befragten lehnen eine „hybride“ Nutzung ab.
Auch die Umwidmung von Bürotürmen in Wohnhochhäuser wird von vielen Deutschen begrüßt: 48,9% sagen, dass sie das sehr gut oder gut finden. Lediglich 8% lehnen diese Form der Revitalisierung ab.
Eine hohe Akzeptanz hat ebenso das Mehrgenerationen-Wohnhochhaus. 47,0% der Deutschen können sich sehr gut oder gut vorstellen, im Alter in einem Hochhaus mit unterschiedlichen Generationen zu leben.
Menschen wollen informiert und „mitgenommen“ werden
Richtig ist zwar, dass viele Menschen in die Städte drängen, gleichzeitig sind Flächen rar. Aber wie sollte die Politik darauf reagieren? Die Deutschen haben gewählt:
- 71,5% empfehlen Mobilitätssysteme wie „Park and Ride“,
- die Umnutzung von Bürogebäuden (68,6 %) und mit gleicher Wertung die Förderung des Wohnens im Umland.
- Die Genehmigung neuer Wohnhochhäuser erhält mit einem Zuspruch von 43,1% einen geringeren Zustimmungswert, 16,2% lehnen diese Lösung gänzlich ab.
Information und Beteiligung: Für beides sprechen sich Bürger bei einem möglichen Bau neuer Wohnhochhäuser aus:
- 85,7% der Befragten wünschen sich von kommunalen Entscheidern intensive Information.
- 79,8% würden gern in die Planung einbezogen werden.
- Jeweils 69,6% Prozent wünschen sich öffentliche Expertengespräche und würden die Kommune auffordern, Vorgaben zur Objektnutzung zu machen.
- Und 63,4% würden von ihren Kommunen erwarten, dass sie die Gebäudehöhen begrenzen.
Die Studie „Wohnhochhaus Deutschland“ kann zum Preis von 250 Euro (zzgl. MwSt.) per E-Mail an Sition bestellt werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Die Zahl mehrgeschossiger Fertighäuser nimmt zu (6.12.2021)
- BauInfoConsult erwartet Comeback der Hochhäuser (6.12.2021)
- Internationaler Hochhaus Preis 2018 geht nach Mexiko-Stadt (4.11.2018)
- Lakhta Center in St. Petersburg: Mit 462 Metern der derzeit höchste Wolkenkratzer Europas (6.9.2018)
- Technische Herausforderungen für Glasfassaden bei Mega-Hochhäusern (6.9.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Leitfaden: Soziale Faktoren nachhaltiger Architektur (11.10.2015)
- DGNB startet Pilotphase zur Bewertung der baukulturellen Qualität (4.10.2015)
- Erstmals steht der Emporis Skyscraper Award-Gewinner in China (30.9.2015)
- „Bauen und Wohnen in Gemeinschaft“ - Buch zur DAM-Ausstellung (14.9.2015)
- Erstes Mehrfamilienhaus mit „Passivhaus Plus“-Zertifikat steht in Innsbruck (6.8.2015)
- Baufritz meldet 25% Zuwachs bei seinen Mehrfamilienhäusern in Holzbauweise (12.7.2015)
- Sustainable Cities Index: Die nachhaltigsten Städte sind europäisch - allen voran: Frankfurt (9.2.2015)
- Internationaler Hochhaus Preis 2014 geht an begrünte Wohnhochhäuser Bosco Verticale (19.11.2014)
- Bewirkt räumliche Nähe in gemischten Quartieren auch soziale Nähe? (26.10.2014)
- „Evacuator“ als letzter Ausweg aus brennenden und bis zu 300 m hohen Gebäuden (5.9.2014)
- Pflanzen erobern die (Hochhaus)Architektur (30.6.2013)
siehe zudem:
- Wolkenkratzer, Architektur, Stadtplanung, nachhaltiges Bauen sowie Ökobilanz bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen nachhaltiges Bauen, Corporate Architecture und Baustoffe bei Amazon