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"Liechtensteinpreis für nachhaltiges Bauen und Sanieren" vergeben

(13.3.2011) Der alpenweite Architekturpreis für nachhaltiges Bauen und Sanieren, "Konstruktiv", wurde am 8.3. an drei Architekten bzw. Bauherren verliehen. Das Fürstentum Liechtenstein prämierte sie mit insgesamt 50.000 Euro für ihr Bauen mit Sinn und Sinnlichkeit. Drei weitere Projekte wurden mit einer Anerkennung ausgezeichnet.

Gemeindehaus, Raggal/A
Gemeindehaus, Raggal/A (Foto: Adolf Bereuter) 

Die Umweltminister der Alpenstaaten und der EU haben 2009 in Evian/F über einen "Aktionsplan zum Klimawandel in den Alpen" verhandelt. Als Beitrag dazu schrieb das Fürstentum Liechtenstein den Architekturpreis "Konstruktiv" aus - eine von ganz wenigen und die wohl konkreteste Umsetzung des Aktionsplans von staatlicher Seite. Am 8.3. wurde der Architekturpreis im Rahmen der XI. Alpenkonferenz in Slowenien verliehen. Beim "Liechtensteinpreis für nachhaltiges Bauen und Sanieren", kurz "Konstruktiv" geht es um ästhetisches und energieeffizientes Bauen. "Die drei preisgekrönten und die drei ausgezeichneten Bauten und Anlagen sind alpenweit ein Beispiel, wie sich sorgsamer Umgang mit der Umwelt und schönes Leben vereinen lassen. Dieses Postulat wird und muss das Bauen in den Alpen prägen", so Renate Müssner, liechtensteinische Ministerin für Umwelt, Raum, Land- und Waldwirtschaft. Denn die privaten Haushalte der Alpenländer verbrauchen gleich viel Energie wie der gesamte Verkehr, vor allem zum Heizen.

Hinter "Konstruktiv" stecken aber nicht nur Energiekennzahlen. Es geht um einen umfassenden Begriff von Nachhaltigkeit, also um die Wahl ökologischer Baustoffe, die gute Erschließung durch den öffentlichen Verkehr und um soziale Aspekte. "Etliche der ausgezeichneten Projekte zeigen, dass ein ur-architektonisches Vermögen gut angelegt ist im nachhaltigen Bauen: Die Neugier für den Ort - den Ort nicht nur als Anker sondern auch als Summe topografischer und klimatischer Gegebenheiten aus Sonne, Wind und Wetter, auf den ein(e) ArchitektIn, die sich um nachhaltiges Bauen und Sanieren kümmert, zu antworten versteht", so Köbi Gantenbein, Jurypräsident. Ein solches Projekt, das ökonomische, funktionale und ästhetische Aspekte vereint, ist das Gemeindehaus in Raggal/A. Ausschlaggebend war für die JurorInnen, wie der Holzbau strenge, fast puristische Schönheit mit einer hohen Energieeffizienz verbindet.

Gebaut hat das prämierte Objekt (Bild oben und Bild rechts oben; siehe auch Google-Maps) der österreichische Architekt Johannes Kaufmann. Fragen ihn seine Auftraggeber, welches Holz er braucht, antwortet er gerne mit einer Gegenfrage: "Welches Holz steht denn im Gemeindewald?" Denn nachhaltiges Bauen heißt auch Förderung der regionalen Wirtschaft. Weißtannen und Fichten liefert der kommunale Wald Raggals. Die Verarbeitung beschäftigt Waldarbeiter, Schreiner und Zimmerleute aus dem Tal. Das kubistische Gemeindehaus fügt sich bescheiden in den Hang ein. Dort, wo am Vormittag die Sonne durch die großen Fenster scheint, sind die Gemeindebüros untergebracht. Hackschnitzel machen per Fernwärmeleitung nicht nur die Ämter sondern auch Kirche, Schule und einige Privathäuser warm.

Gasthof Krone, Hittisau/A (Foto: Adolf Bereuter) 

Den zweiten Preis vergab die Jury an den Gasthof Krone in Hittisau, wie Raggal ebenfalls in Vorarlberg/A (Bild oben; siehe auch Google-Maps). Mehrmals wurde das 170-jährige Holzblockhaus bereits umgebaut. An der umfassenden Revitalisierung 2006 arbeiteten 29 Handwerksbetriebe zusammen: Das verwendete Holz kam von nebenan, die Tischler auch. Traditionell alpine Formsprachen verschmelzen hier mit "wälderischer" Moderne. Die Wärme für Haus und Wasser kommt aus dem nahen Biomasse-Heizkraftwerk. Der dritte Preis geht an die neue Passivhauswohnanlage Im Bächli im Schweizerischen Teufen (Bild rechts unten; siehe auch Google-Maps).

Die Jury aus Helmuth Dietrich (Träger des österreichischen Staatspreises für Architektur und Nachhaltigkeit), Dominique Gauzin-Müller (Jurymitglied beim Global award for sustainable architecture), Giancarlo Allen (nationaler Sekretär der Italienischen Vereinigung für natürliche Architektur ANAB) unter Vorsitz des Schweizer Architekturjournalisten Köbi Gantenbein (Chefredakteur der Architekturzeitschrift "Hochparterre") sprach für drei weitere Projekte eine Anerkennung aus:

  • Neubau des Produktions- und Logistikgebäudes Hilti P4 plus in Thüringen/A,
  • Sanierung der Borgata Paraloup/I und
  • Neubau Passivhauswohnanlage Samer Mösel in Salzburg/A.

201 Projekte aus sieben Alpenstaaten wurden für den Wettbewerb eingereicht. Die Jury lud 25 Bauherren bzw. Architekten ein, sich in einer zweiten Runde ausführlich mit Berichten zur ökologischen, ökonomischen, sozialen und baukünstlerischen Güte zu bewerben. Sie besuchte vor Ort vier Gebäude aus der Schweiz, 15 aus Österreich (davon zehn aus Vorarlberg), je zwei aus Italien und Liechtenstein, je eines aus Deutschland und Frankreich. Diese nominierten Projekte werden in einer Ausstellung gezeigt, die in Slowenien eröffnet wird und dann auf Wanderschaft geht. Die Schweizer Architekturzeitschrift "Hochparterre" dokumentiert außerdem in einem Sonderheft den Wettbewerb und seine Gewinner und zeigt Gleichheiten und Unterschiede in den Kultur-, Bau- und Lebensräumen zwischen Nizza und Ljubljana.

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