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Lage, Prognosen und Brennpunktthemen beim Heinze-Baukonjunktur-Meeting 2019

(13.10.2019) In diesem Jahr begrüßte die Heinze Marktforschung rund 120 Teilnehmer aus der Industrie zum traditionellen Baukonjunktur-Meeting in Hannover, Düsseldorf und Würzburg. Neben der aktuellen Entwicklung der deutschen Baukonjunktur und dazugehörigen Prognosen für das Folgejahr standen auch einige Brennpunktthemen auf der Agenda - darunter die Frage nach der Energiewende im Gebäudesektor, der sich Dr. Ralph Henger vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) widmete. Dr. Christian Kaiser, Leiter der Heinze Marktforschung, präsentierte in seinem Vortrag die Ergebnisse einer aktuellen Befragung privater Haushalte zum Thema Wohnwünsche der 50- bis 65-Jährigen im Alter.

Entwicklung der Eigenheime (in 1.000)

Wohnungsbau: Stagnation bei Eigenheimen, Mehrfamilienhäuser wieder im Aufwärtstrend

In seinem Vortrag zum Marktbericht 2019 ging Prof. Dr. Udo Mantau, INFRO, zunächst auf die Entwicklung im Wohnungsbau ein: Demnach nahmen die Auftragseingänge 2018 kräftig zu. Und auch 2019 sind die Zuwachsraten hoch und sollten sich am Ende des Jahres bei 5 bis 10% über den Vorjahreswerten einpendeln.

Trotz der vorteilhaften Rahmenbedingungen, darunter u.a. die Gewährung von Baukindergeld sowie Wohnungsbaukredite auf einem sehr niedrigen Niveau, sei allerdings eine Belebung bei den Eigenheimen nicht in Sicht. Der Eigenheimbau könnte mit ca. 110.000 genehmigten Wohneinheiten und 105.000 fertiggestellten Wohneinheiten seinen Zenit erreicht zu haben. Die Baukosten hingegen steigen weiterhin kräftig mit ca. 5%.

Der Mehrfamilienhausbau wiederum befindet sich aktuell in einer konjunkturellen Delle, die durch die späte Klärung diverser Rahmenbedingungen entstanden ist. So wurde beispielsweise der Gesetzentwurf zur Sonderabschreibung von Baukosten erst Ende Juni 2019 durch den Bundesrat genehmigt. Darüber hinaus kann der Bund den Ländern ab 2020 zweckgebundene Finanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau gewähren. Aufgrund dieser Entwicklungen scheint eine Stabilisierung im Mehrfamilienhausbau in der zweiten Jahreshälfte 2019 aufgrund von Nachholeffekten wahrscheinlich und plausibel. Für 2020 wird eine Fortsetzung dieses Aufwärtstrends erwartet, der einen Teil der entstandenen Zurückhaltung kompensiert.

Ebenfalls interessant: Das nominale Bauvolumen wächst zwischen 2018 und 2020 um 15 Prozent. Die Modernisierungsmaßnahmen werden dabei nicht zurückgedrängt wie zunächst vermutet, sondern wachsen ebenfalls kräftig weiter. Dies werde sich ab 2020 noch verstärken - erwartet Prof. Dr. Mantau.

Modernisierung und Neubau im Vergleich (Anteil Modernisierung im Jahr 2018: 68,1%)

Nichtwohnbau: Industrielle Betriebsgebäude führen den Konjunkturabschwung an

Im ersten Halbjahr 2019 sind die Auftragseingänge im Wirtschaftsbau noch um 13,7% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Trotz der konjunkturellen Eintrübung, die auch Deutschland erreicht hat, sollten bis Ende des Jahres weiterhin zweistellige Veränderungsraten im positiven Bereich möglich sein. Auch im öffentlichen Bau kann das Auftragsniveau der vorangegangenen zwei Jahre gehalten werden.

Die Genehmigungen industrieller Betriebsgebäude lagen allerdings im ersten Halbjahr 2019 mit 3,2% unter dem Vorjahresniveau. Der Abschwung ist somit wie erwartet eingetroffen. Die Fertigstellungen folgen vorerst einem stabilem Seitwärtstrend. Eine ähnliche Entwicklung wird für 2020 prognostiziert: Die Genehmigungen fallen weiter, lediglich die Fertigstellungen industrieller Betriebsgebäude bleiben auf gleichem Niveau.

Ähnlich sieht es bei den wohnähnlichen Betriebsgebäuden aus - wie z.B. bei Büro- und Verwaltungsgebäuden oder Hotels und Gaststätten: 2019 hat der Abschwung bei den Genehmigungen wie erwartet eingesetzt - aufgrund der negativen Beschäftigungsentwicklung ohne Aussicht auf kurzfristige Besserung. Die Fertigstellungen in diesem Segment wachsen hingegen kraftvoll weiter.

Die erhoffte Trendwende im Bereich der landwirtschaftlichen Betriebsgebäude war nur von kurzer Dauer. Dieses Segment kann sich ebenfalls dem konjunkturellen Trend nicht entziehen, sowohl für Genehmigungen als auch Fertigstellungen wird ein Rückgang in 2020 um etwa sieben Prozent erwartet.

Entwicklung der industriellen, wohnähnlichen und landwirtschaftlichen Betriebsgebäude (in Mio. m3)

Energiewende im Gebäudesektor

Ist eine erfolgreiche Energiewende im Gebäudesektor noch möglich? Mit dieser Frage beschäftigte sich Dr. Ralph Henger vom IW Köln. Bis 2050 soll der Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein. Damit hat sich Deutschland mal wieder sehr ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt, die nur durch umfangreiche Sanierungen fast aller Wohnungen und Wirtschaftsimmobilien erreicht werden können. Doch tatsächlich bleiben derzeit Investitionen und Maßnahmen aus, die energetische Sanierung stockt, so dass die gesetzten Ziele in weite Ferne rücken.

Um doch noch die Energiewende erfolgreich einzuleiten, bedarf es laut Dr. Henger Mut für einen grundlegenden Politikwechsel. Dabei müssten vor allem die Themen Fördern und Fordern neu gedacht werden. Aktuell gibt es deutschlandweit etwa 3.350 verschiedene Förderprogramme. Hier sollte eine Vereinfachung angestrebt und um eine effektive steuerliche Förderung ergänzt werden. Das bisherige Steuerrecht beispielsweise mindert Anreize für Vermieter umfassende Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen.

Gebäuderelevanter Energieverbrauch – Ist-Zustand und Ziel

Unter „Fordern“ versteht Dr. Henger die Einführung einer CO₂-Bepreisung. Dadurch würden u.a. wichtige Investitionen angeregt, wie etwa der Austausch des Heizungssystems, um vermehrt Heizkosten einzusparen. Es bleibt abzuwarten, welche Wege die Bundesregierung in den kommenden Jahren einschlagen wird.

Zukünftige Wohnwünsche der 50-bis 65-Jährigen

Dr. Christian Kaiser, Leiter der Heinze Marktforschung, stellte während des Baukon­junk­tur-Meetings Ergebnisse aus einer aktuellen Befragung von privaten Haushalten vor. Die Vermutung liegt nah, dass ein Großteil der befragten 50- bis 65-Jährigen mit 70 Jahren aufgrund einer besseren Infrastruktur einen Umzug in Richtung Stadt anstreben könnte. Tatsächlich jedoch wünscht sich die große Mehrheit auch im Alter noch im gleichen oder ähnlichen regionalen Wohnumfeld zu leben. Fast die Hälfte der 50- bis 65-Jährigen möchte ihr jetziges Haus/Wohnung barrierefrei ausbauen, um dort auch später noch uneingeschränkt wohnen zu können.

Alle Ergebnisse dieser Haushaltsbefragung will die Heinze Marktforschung demnächst in einer ausführlichen Studie aufbereiten. Bei Interesse an dieser Studie wenden Sie sich per E-Mail an das Team der Heinze Marktforschung.

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