Baugewerbe erwartet das 12. Rezessionsjahr in Folge
(27.10.2005) Anlässlich des Deutschen Baugewerbetages 2005 in Berlin nahm der Präsident des
Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Arndt Frauenrath, Stellung zur
weiteren Entwicklung in der Bauwirtschaft. "Alle bisher vorliegenden Daten des
Jahres 2005 weisen auf ein deutlich schwächeres

Frauenrath bemängelte, dass die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und die steigenden Sozialausgaben einer Ausweitung der öffentlichen Bauinvestitionen entgegen stehen. Die Möglichkeiten der neuen Bundesregierung, kurzfristig die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen wesentlich verbessern zu können, schätzte er eher gering ein. Dabei gäbe es genügend Bedarf für Baumaßnahmen.
Wohnungsbau
Trotz sehr guter Rahmenbedingungen übten sich die Menschen in Zurückhaltung. Frauenrath: "Die Einbrüche beim privaten Wohnungsbau belegen dieses leider eindrucksvoll. Die hohe Arbeitslosigkeit schürt auch bei denen Ängste, die einen Arbeitsplatz haben."
Frauenrath forderte daher von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen und eine Zukunftsperspektive für die Bürgerinnen und Bürger. "Nur dann werden sie in Eigentum investieren oder ihre Wohnungen und Häuser renovieren." In diesem Zusammenhang schlug er vor, eine Investitionsprämie Wohnungsbau einzuführen. Eine ersatzlose Streichung der Eigenheimzulage würde den "ohnehin lahmenden Wohnungsbau einmal mehr schwer belasten." Er prognostizierte ein deutliches Minus für die Staatseinnahmen, sollte die Eigenheimzulage ersatzlos gestrichen werden.
Frauenrath forderte weiter einen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf arbeitsintensive Bauleistungen sowie die Absetzbarkeit von Baurechnungen für Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen im privaten Wohnungsbau.
Wirtschaftsbau
Bei den gewerblichen Investitionen dominiert nach Einschätzung des ZDB die Ungewissheit über die Nachfrage nach Gütern und Leistungen. Höhere Nachfragen werden mit der Auslastung bestehender Kapazitäten befriedigt. Frauenrath: "Unser starker Export ist nur deshalb so stark, weil rund 40% seiner Wertschöpfung aus dem Ausland kommt. Aber wer im Ausland Arbeitsplätze schafft, der investiert nicht in Deutschland."
Öffentlicher Bau
Für den Bereich der Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen kritisierte der ZDB-Präsident, dass neu erschlossene Finanzquellen wie die LKW-Maut für die ohnehin vorzunehmenden Investitionen genutzt und nicht zusätzlich eingesetzt werden.
Einer PKW-Maut könne er daher nur zustimmen, "wenn zwei Dinge gewährleistet wären: Zum einen müssten diese Mittel zweckgebunden in den Straßenbau gehen; zum anderen dürften die Bürger dadurch nicht noch mehr belastet werden, d.h. sie müssten an anderer Stelle, z.B. bei der Mineralölsteuer entlastet werden."
Zu den zur Zeit diskutierten Vorschlägen für eine vollständige Privatisierung des Autobahnnetzes warnte Frauenrath vor einem "Monopolbetrieb Autobahn AG". Frauenrath: "Das Straßennetz insgesamt gehört den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes. Sie haben es mit ihren Steuern bereits bezahlt."
Die Unterstützung des Baugewerbes findet dagegen der Vorschlag, der in dieser Woche vom Verkehrsministerium bestätigt, aber von der zuständigen Länderkonferenz bereits zwei Wochen zuvor gemacht wurde, nämlich einen festen Anteil am Aufkommen der Mineralölsteuer zweckgebunden für den Straßenbau einzusetzen. Frauenrath: "Diesen Vorschlag haben wir bereits vor acht Jahren gemacht. Es freut uns wirklich, dass nach dieser langen Zeit unser damaliges Modell zum Tragen kommen könnte."
siehe auch:
- Baunachrichten vom Oktober 2005 aus dem Bereich Planen, Bauen und Betreiben von Immobilien (27.5.2011)
- Bauindustrie: "Baukonjunktur auf Stabilisierungskurs" (25.1.2006)
- Aufträge im Bauhauptgewerbe November 2005: Real + 8,2% zum Vorjahr (25.1.2006)
- Aussteller-Stimmen DEUBAU 2006 / STT (22.1.2006)
- Aufbruchstimmung auf der DEUBAU 2006 ausgemacht (22.1.2006)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Die Gebäudetechnik-Branche könnte aber von hohen Energiepreisen profitieren (26.10.2005)
- Wohnfläche wächst bis 2030 stetig weiter (24.10.2005)
- Aufträge im Bauhauptgewerbe August 2005: Real +7,5% zum August 2004 (19.10.2005)
- Allianz-Trendanalyse: Gute Perspektiven für Wohnimmobilien (12.10.2005)
- Bauindustrie: Baukonjunktur stabilisiert sich im Spätsommer 2005 (7.10.2005)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen Bauwirtschaft, Immobilien sowie Architekt und Wirtschaft bei Amazon
- Rechenmodelle für die Baukostenberechnung
- Fördermittel der Städte, Landkreise, Gemeinden, Energieversorger, Bundesländer und des Bundes
- Immobilienseiten, Hersteller-, Anbieter- und Industrie- und Verbraucher-Verbände auf Baulinks