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Virtuelle Rathäuser bleiben vorerst Zukunftsmusik

(27.4.2001) Am 1. Mai ist es so weit: Das Gesetz zur Regelung der elektronischen Unterschrift tritt in Kraft, im Sommer folgen die notwendigen Änderungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Damit fällt das letzte Hindernis auf dem Weg zum virtuellen Rathaus. Mit der digitalen Unterschrift könnten die Bürger Amtsgeschäfte vom heimischen Computer aus erledigen. Aber: Deutsche Behörden sind noch nicht in der Lage, ihre Dienste umfassend im Internet anzubieten. Es fehlen Finanzierungskonzepte und Einführungsstrategien. Bürgerwünsche sind weitestgehend unbekannt. Ein Know-how-Austausch der Kommunen untereinander findet nicht statt. Während sich in der Wirtschaft der elektronische Service durchsetzt, gerät die Verwaltung ins Hintertreffen. Die Folge: Es droht ein Imageverlust beim Bürger. Dies ergab eine Analyse der Mummert + Partner Unternehmensberatung und der Experten vom Z_punkt Büro für Zukunftsgestaltung.

Mehr als zwei Drittel der Oberbürgermeister der größten deutschen Städte geben an, Modernisierung und stärkere Kundenorientierung sei ihr Hauptziel für die nächsten Jahre. Trotz des guten Willens fehlen präzise Konzepte. Nur 47 Prozent der 100 größten Städte Deutschlands haben ein schriftliches Konzept für elektronischen Bürgerservice. Außerdem: 89 Prozent wissen nicht, was die Bürger von einem Behördenportal erwarten. Umgekehrt wissen die Bürger nicht, für welche Verwaltungsabläufe ihnen die digitale Signatur wirklich nutzt.

Das Potenzial, mit der elektronischen Unterschrift organisatorische Abläufe zu beschleunigen, ist hoch. Doch noch schrecken Behörden vor den Kosten für die digitale Signatur zurück und hemmen somit die Einführung des E-Governments. Ein weiteres Problem: Es fehlt an kompletten Software-Lösungen für die Ämter. Die Komponenten liegen zwar vor, müssen aber noch zu einer rundum sicheren Behörden- Anwendung verbunden werden.

Die Verwaltung verpasst nicht nur eine Chance auf Kostensenkung - sie riskiert auch einen Imageverlust beim Bürger. Während die Wirtschaft dem Kunden mit elektronischem Service entgegenkommt, gelten Behörden weiterhin als unbeweglich. Dadurch verspielen die Städte auch Standortvorteile, die sie beispielsweise durch zügige elektronische Genehmigungsverfahren für Unternehmen erzielen könnten.

Gute Vorbilder gibt es genug. Die Zukunftsforscher von Z_punkt in Essen haben nachahmenswerte E-Government-Lösungen untersucht. In Österreich gibt es mit dem "@mtshelfer" bereits die landesweit normierte Auskunftsmöglichkeit in Verwaltungsfragen. Die Niederlande bauen mit "Behördenschalter 2000" einen Verwaltungsservice auf, der öffentliche Leistungen an einem einzigen "virtuellen Schalter" anbietet. Erst im Backoffice werden die Dienste von verschiedenen Behörden weiterbearbeitet. Auch einige deutsche Behördenangebote sind wegweisend. Ein Beispiel: die Stadt Aalen, die mit ihrer "lokalen Agenda 21" Bürgerbeteiligung vereinfacht und Information sowie Diskussion in Foren ermöglicht. Im Allgemeinen schneiden öffentliche Dienstleister aus Österreich und der Schweiz beim Internet-Kundenservice besser ab als die Deutschen. Dies ergab eine Mummert + Partner-Studie zum Service im Web.

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