Wo im Haushalt bleibt der Strom? Jede vierte Kilowattstunde nehmen sich Computer, TV & Co.
(7.6.2016) Die Geräte der Informations- und Unterhaltungselektronik verursachen fast ein Viertel (23,4%) des privaten Stromverbrauchs - dies ist eines der zentralen Ergebnisse der empirischen Erhebung „Wo im Haushalt bleibt der Strom?“ der EnergieAgentur.NRW, die dazu laut eigenen Angaben die Verbrauchsprofile von über 522.000 Ein- bis Fünf-Personen-Haushalten ausgewertet hat. Die anonymisierte Analyse der Daten aus dem „Stromcheck für Haushalte“ zeigt außerdem erwartungsgemäß: Single-Haushalte haben ein anderes Stromverbrauchsprofil als Paar- und Familien-Haushalte.
Tom Küster von der EnergieAgentur.NRW bilanziert: "PC, Notebook und Monitor, Drucker, Router und Telefon, TV-Gerät, HiFi-Anlage, DVD-Player und Radios: Die Vielzahl dieser Geräte schlägt auch bei der Stromrechnung deutlich zu Buche - in einem Single-Haushalt mit durchschnittlich 166 Euro und in einem Vier-Personen-Haushalt bereits mit 319 Euro pro Jahr.“
Kostentreiber Nr. 1: die elektrische Warmwasserbereitung
Bei den Stromverbrauchsprofilen lohnt ein differenzierter Blick, da es ein Ausstattungsmerkmal gibt, das alle Haushalte unabhängig von ihrer Größe in zwei Gruppen teilt: die elektrische Warmwasserbereitung. Sie ist besonders stromintensiv und führt die „Verbrauchsparade“ bei den betroffenen Haushalten (38,4% der untersuchten Stichprobe) deutlich an. Im Mittel aller betroffenen Ein- bis Fünf-Personen-Haushalte kommt die elektrische Warmwasserbereitung auf einen Verbrauchsanteil von 27,1%:
Mit großem Abstand folgen Arbeitszimmer (10,1%), Kochen (9,7%), TV/Audio (9,5%), Kühlen (8,5%), Beleuchtung (7,3%) und Trocknen (4,7%).
Ein- bis Fünf-Personen-Haushalte ohne elektrische Warmwasserbereitung haben einen deutlich geringeren Jahresstromverbrauch: „Eine fünfköpfige Familie ohne elektrischen Durchlauferhitzer verbraucht pro Jahr durchschnittlich fast 2.000 Kilowattstunden weniger als eine ebenso große Familie mit Durchlauferhitzer; bei einem Strompreis von 29 Cent/kWh entspricht diese Differenz 580 Euro jährlich. Bei Paar-Haushalten macht der Unterschied im Schnitt rund 280 Euro pro Jahr aus", rechnet Küster vor.
Bei den Haushalten ohne elektrische Warmwasserbereitung führen Büro (14,0%) und TV-/Audiobereich (12,8%) die „Verbrauchsparade“ an. Küster konstatiert: „In den Haushalten ohne elektrische Warmwasserbereitung kommen das private Arbeitszimmer und die TV-/Audiogeräte somit auf einen Verbrauchsanteil von durchschnittlich sogar 26,8 Prozent:“
Mitentscheidend: die Haushaltsgröße
Die EnergieAgentur.NRW hat die 522.000 Datensätze nicht nur nach Verbrauchsbereichen und elektrischer Warmwasserbereitung, sondern auch nach fünf Haushaltsgrößen differenziert. Das führte zu dem Ergebnis, dass unterschiedliche Haushaltsgrößen auch spezifische Verbrauchsprofile haben. So machen beispielsweise in Single-Haushalten allein die sechs Bereiche Büro (14,2%), Kühlen (14,0%), Warmwasser und Kochen (jeweils 13,5%), TV/Audio (11,5%) und Licht (9,2%) mit fast 76% über drei Viertel des Stromverbrauchs aus; demnach haben das Arbeitszimmer und der TV-/Audiobereich bei Singles einen Verbrauchsanteil von zusammen 25,7 %. In Vier-Personen-Haushalten dagegen kommen die genannten sechs Bereiche auf nur knapp 61% des Gesamtverbrauchs:
Die EnergieAgentur.NRW hat die Daten mit Hilfe des Online-Tools „Stromcheck für Haushalte“ erhoben. Dieser Check ist ein interaktives Befragungstool, das insgesamt 15 Verbrauchsbereiche im Privathaushalt berücksichtigt. Für jeden Bereich fragt der Stromcheck individuelle Ausstattung und persönliche Nutzungsgewohnheiten ab. Als Ergebnis liefert er - im Sinne eines „Nachbarschaftsvergleichs“ - eine Gegenüberstellung der individuellen Teilverbräuche mit entsprechenden Vergleichswerten.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- EnergieAgentur.NRW
- StromCheck und weitere EnergieSparRatgeber
- Wie verteilt sich der Stromverbrauch in einem Privathaushalt, und wie lässt er sich senken? (31.1.2019)
- Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch liegt 2016 bei rund 32% (20.12.2016)
- Energieverbrauch 2016 insgesamt: mehr Erdgas und Erneuerbare, weniger Kohle und Kernkraft (20.12.2016)
- Ostdeutsche liegen beim Stromverbrauch ganz weit vorne (24.10.2016)
- Musik vom Smartphone via Bluetooth in die gebäudeintegrierte Musikanlage streamen (16.6.2016)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- „Stromspiegel für Deutschland“ ermöglicht das Benchmarken des eigenen Stromverbrauchs (7.6.2016)
- Energieverbrauch 2015 mit leichtem Zuwachs: Erdgas und Erneuerbare legen zu (22.3.2016)
- „Solarstrom lohnt sich 2016 mehr denn je“ (10.1.2016)
- Ernüchternde Zwischenbilanz bei einem Passivhaus-Modellprojekt in Wiesbaden (19.10.2015)
- Fast ein Drittel des verbrauchten Stroms stammt aus erneuerbaren Energien (22.12.2015)
- Grid-supportive buildings: netzdienliche / netzreaktive Gebäude (7.10.2015)
- Stromspiegel liefert Vergleichswerte und motiviert zum Stromsparen (4.1.2015)
- Private Haushalte verbrauchen immer weniger Energie (21.12.2012)
- Geräte verbrauchen im Stand-by insgesamt mehr Strom als während ihrer Betriebszeit (4.3.2012)
- Forsa-Umfrage: Die Deutschen sparen Energie an der falschen Stelle (8.3.2009)
siehe zudem:
- Strom-/Energieverbrauch, Energieversorgung, Elektroinstallation und Gebäudeleittechnik im Haustechnik-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Elektroinstallation und Haustechnik bei Baubuch / Amazon.de