Bayern bringt Online-Vergabe von Bauleistungen auf den Weg
(1.2.2003) Die Hochbauverwaltung des Freistaats Bayern will ab September 2003 Vergabeverfahren für Bauaufträge nach der "Verdingungsordnung für Bauleistungen" (VOB) elektronisch über das Internet abwickeln, kündigt Innenminister Dr. Günther Beckstein an: Die "Digitale Vergabe" im Baubereich soll laut Beckstein "damit bundesweit erstmalig zum Einsatz" kommen ((siehe dazu aber auch weitere Meldungen am Ende des Beitrages)). Der bayerische Innenminister erwartet allemal, dass "die neue Lösung für die digitale Ausschreibung und Vergabe die Arbeitsabläufe bei Vergabeverfahren erheblich vereinfacht und verkürzt".
Die Bayerische Hochbauverwaltung bearbeitet im Zusammenhang mit der Ausschreibung und Vergabe von Bauvorhaben des Freistaates jährlich zirka 20.000 Leistungsverzeichnisse. Diese sind oft jeweils mehrere hundert Seiten dick. In Zukunft laden Baufirmen die Vergabeunterlagen in digitaler Form vom T-Systems-Rechenzentrum über das Internet auf ihre Rechner am Arbeitsplatz im Unternehmen und bearbeiten die Leistungsverzeichnisse mit ihren Kalkulationsprogrammen. Kleine und mittlere Firmen können dies auch ohne Kalkulationsprogramm tun und dennoch die Vorteile des neuen Verfahrens uneingeschränkt nutzen. Ihre verbindlichen Angebote senden die Firmen dann per Internet an das Rechenzentrum zurück, wobei sie die Dateien mit Hilfe einer persönlich auf sie ausgestellten Chipkarte digital unterschreiben und verschlüsseln. Das zuständige Hochbauamt ruft zum Eröffnungstermin alle digitalen Angebote vom Rechenzentrum ab. Bei diesem Arbeitsablauf werden die oft voluminösen Ausdrucke auf Papier nicht mehr benötigt. Das herkömmliche Verfahren bleibt dennoch daneben erhalten, damit Firmen nicht benachteiligt werden, die noch keinen Anschluss an das Internet haben. Die Anwender des digitalen Vergabeprozesses profitieren über einen verbesserten Service durch einfachere und einheitlichere Arbeitsabläufe. Die ständige Protokollierung des elektronischen Ablaufs macht die Verfahren transparent und nachvollziehbar. Der Zugriff ist nur von autorisierten Anwendern möglich.
Die "Digitale Vergabe" ermöglicht den durchgängigen Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung in allen Schritten des Vergabeverfahrens. Die Arbeitsabläufe werden dadurch einfacher und schneller. Damit sollen sich Kosteneinsparungen nicht nur in der Verwaltung sondern auch bei den Baufirmen erzielen lassen. Für letztere ergeben sich geringe einmalige Kosten für die Einrichtung eines Zugangs zum Rechenzentrum sowie die Hardware-Ausstattung am Arbeitsplatz (z.B. Chipkarte mit Lesegerät). Eine Gebühr für die Nutzung des Systems wird nicht erhoben. Der Freistaat Bayern investiert in die Bereitstellung und Pflege der Software, die Einführung des Systems sowie den zunächst 2-jährigen Betrieb im Rechenzentrum rund 650.000 Euro. Der Auftrag für das digitale Vergabesystem umfasst eine ganzheitliche Lösung. T-Systems betreibt die Lösung und stellt im Rechenzentrum die Softwarelösung bereit. Das Rechenzentrum ist mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen geschützt. Neben besonderen Sicherheitsstandards (BS7799) sorgt ein zweistufiges Firewall-Konzept, spezielle Datensicherung, Überwachung und die digitale Signatur für den sicheren Betrieb.
Die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern hat sich bereits seit 1997 mit der digitalen Vergabe befasst und schon mit einem früheren Pilotprojekt bundesweite Beachtung gefunden. Mit dem jetzt laufenden Projekt "Digitale Vergabe" fördert die Oberste Baubehörde nun innovative Anwendungen und Technologien, die weit über den Bereich der elektronischen Datenverarbeitung hinausreichen. Es revolutioniert die Arbeitsweise der Bauwirtschaft und stellt die Kommunikation zwischen Bauämtern und Baufirmen im Rahmen von Vergabeverfahren nach VOB auf eine moderne elektronische Basis. Diesem Projekt kommt deshalb innerhalb der Initiative "E-Government" der Bayerischen Staatsregierung eine besondere Bedeutung zu. Mit dem Signaturgesetz und der Änderung der VOB im Juni 2000 wurden die rechtlichen Voraussetzungen für die Digitale Vergabe geschaffen.
Übrigens: Nachdem verschiedene Firmen mit der rechtsverbindlichen elektronischen Signatur die schwierigste Vorgabe erfolgreich in Datenverarbeitungsverfahren umgesetzt hatten, veröffentlichte die Oberste Baubehörde im Mai 2002 eine europaweite Bekanntmachung für ein Nichtoffenes Verfahren mit Teilnahmewettbewerb nach der "Verdingungsordnung für Leistungen" (VOL). Acht Bewerber erfüllten die Voraussetzungen für eine Teilnahme am Verfahren. T-Systems setzte sich als Generalunternehmer letztlich durch und wurde am 23.12.2002 von der obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern beauftragt, das internetbasierte Verfahren zur Abwicklung der digitalen Vergabe von Bauleistungen bereit zu stellen und zu betreiben. Die Software zur Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung namens AVA-Online sowie ihre Schulung und Support bringt der Subunternehmer Ventasoft GmbH ein.
siehe auch:
- ZDB: Pläne der Bundesregierung zur Neugestaltung des Vergaberechts abwegig. (15.5.2004)
- Bauindustrie kritisiert Eckpunkte zur Verschlankung des Vergaberechts (15.5.2004)
- Bayern startet die Online-Vergabe von Bauleistungen nach VOB (30.9.2003)
- E-Government: Vergabeinformationssystem (VIS) des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (3.9.2003)
- Nürnberger Bodenrichtwertkarte im Internet (22.8.2003)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- MediaKomm Esslingen startet virtuelles Bauamt (22.7.2002)
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- Startschuss zur Nutzung der elektronischen Signatur im Online-Baugenehmigungsverfahren (8.2.2002)
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- Kommunen sparen Steuergelder im Internet / Studie untersucht Wege zur Beschaffung der Behörden (21.6.2001)
- Startschuss
für Leitprojekt zur elektronischen Vergabe (5.6.2001)
- Branchenstudie: Kerngeschäftsoptimierung durch Projektmanagement im Bauhauptgewerbe (17.5.2002)
ergänzende AEC.WEB-Meldungen