Halbjahresbilanz 2013 am Bau mit 5% im Minus
(25.8.2013) Der Aufholprozess nach dem langen, kalten Winter und den Überschwemmungen in Teilen Deutschlands ist auch im Juni noch nicht in Fahrt gekommen - der Grund war weiterhin das Wetter: 21% aller im Rahmen des ifo-Konjunkturtests befragten Bauunternehmen meldeten eine Behinderung der Bautätigkeit aufgrund schlechter Witterung (im Vorjahr 2%). Im Resultat ergibt sich für das erste Halbjahr ein Umsatzminus von 5,0%. Andererseits habe sich laut ZDB die Auftragslage in allen Sparten im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um fast 5% verbessert.
Wohnungsbau solide drauf
Im Wohnungsbau ist weiter eine solide Auftragslage zu verzeichnen. Nach deutlichen Zuwächsen im April (+5,3%) und Mai (+8,4%) bestätigt auch der Juni (+11,5%) eine anhaltend hohe Nachfrage (kumulativ Januar bis Juni: +4,2%).
Der Blick auf die Baugenehmigungen im Wohnungsneubau zeigt, dass besonders starke Impulse weiterhin vom Mehrfamilienhausbau kommen. Hier wurden im 1. Halbjahr über 52.400 Wohnungen genehmigt, das waren gut 9.350 mehr als im Vorjahr (+21,7%). Ballungsräume als Zuzugsgebiete dürften hier die Zugpferde sein. Im Ein-und Zweifamilienhausbau wird das Vorjahresergebnis mit knapp 55.000 Wohneinheiten noch gut gehalten (+3,6%).
Der Umsatz erreicht per Juni ca. 13,3 Mrd. Euro und liegt damit um 4% unter dem Vorjahreswert. Die Erwartungen für die kommenden Monate bleiben positiv, weil neben den Frühindikatoren auch die Rahmenbedingungen (Arbeitsmarkt, Hypothekenzinsen) günstig bleiben.
Wirtschaftsbau mit zwiespältigen Frühindikatoren
Wie bereits in den Vormonaten kamen die Umsätze im Wirtschaftsbau im Juni nicht auf das Vorjahresniveau. Mit 13,7 Mrd. Euro wurden fast 800 Mio. Euro weniger in Rechnung gestellt als im Vorjahr (-5,3%). Dabei erreichen weder der Hochbau (-4,6%) noch der Tiefbau (-6,6%) auch nur annähernd das Vorjahresniveau. Das zu Jahresbeginn schwache Konjunkturumfeld hat sich hier niedergeschlagen.
Die Frühindikatoren zeigen im Wirtschaftshochbau ein zwiespältiges Bild: Zwar steigen die Auftragseingänge, was die von Forschungsinstituten erwartete Überwindung der Investitionszurückhaltung zu bestätigen scheint. Andererseits zeigen die Baugenehmigungen für die für den Wirtschaftshochbau typischen Gebäudetypen einen anhaltenden Rückstand zum Vorjahr auf: Fabrik- und Werkstattgebäude liegen um z.B. fast 20% hinter dem Vorjahreswert zurück. Insgesamt liegen die Auftragseingänge um 5% niedriger als im Vorjahr.
öffentlicher Bau lässt Talsohle (hoffentlich) hinter sich
Wie im Vormonat verlief die Umsatzentwicklung im Juni im öffentlichen Bau am besten. Mit gut +1% (im Hoch- wie auch im Tiefbau) setzt sich hier der positive Trend fort. Während zum Ende des ersten Quartals witterungsbedingt kumulativ noch ein Rückstand von 15,4% bestand, beträgt dieser jetzt nur noch knapp 6%. Dieser Rückstand rührt aus dem ersten Quartal. Mit 9,7 Mrd. Euro fehlen zum Vorjahresniveau noch ca. 0,6 Mrd. Euro.
Dass die Talsohle im öffentlichen Hochbau durchschritten ist, zeigen besonders deutlich die Baugenehmigungen mit einem kumulativen Plus von nahe 35%. Auch die Order der öffentlichen Hand haben im Hochbau im zweiten Quartal mit fast +17% deutlich zugelegt (kumuliert +3%). Die Order im Tiefbau liegen weiter bei ca. +2% kumulativ.
Für das zweite Halbjahr zeigt sich der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zuversichtlich - schließlich sei die Nachfrage nach Bauleistungen weiter ungebrochen: Die Bauunternehmen meldeten für den Juni ein Auftragsplus von nominal 11,0 % (real: +9,2%), für die ersten sechs Monate ergibt sich ein Plus von 2,1 % (real: +0,3%). Ob die Zeit aber ausreicht, um den Auftragsstau bis Ende des Jahres abzuarbeiten, und die Branche damit die Umsatzverluste ausgleichen kann, ist allerdings inzwischen fraglich. Hinzu kommt, dass die positive Auftragsentwicklung auch auf einige größere Projekte zurückzuführen ist, deren Durchführung und Abrechnung sich bis ins nächste Jahr hinziehen kann.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Baukonjunktur aktuell
- Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB)
- Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
- +5,6% mehr Aufträge im Bauhauptgewerbe im September 2013 im Vergleich zum Vorjahr (25.11.2013)
- ifo Architektenumfrage zu Beginn des 3. Quartals: Deutlich gesunkene Auftragseingänge (7.10.2013)
- BauInfoConsult: Architekten setzen auf's Mehrfamilienhaus-Segment (7.10.2013)
- 15,0% mehr Aufträge im Bauhauptgewerbe im Juli 2013 im Vergleich zum Vorjahr (27.9.2013)
- ifo Geschäftsklimaindex minimal gestiegen - nur nicht am Bau (24.9.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Euroconstruct: Belebung des Europäischen Wohnungsbaus nicht vor 2014/2015 (14.8.2013)
- Deloitte-Studie zur Bauindustrie analysiert die umsatzstärksten Unternehmen Europas (4.8.2013)
- ifo Konjunkturtest im Juli: Preiserwartungen in der Bauwirtschaft abermals trüber (30.7.2013)
- Internationale Bauleistung deutscher Baufirmen mit 32 Mrd. Euro auf Rekordniveau (30.7.2013)
- Baufertigstellungen 2012: 9,5% mehr Wohnungen, 7,1% m³ mehr Nichtwohngebäude (11.7.2013)
- ifo Architektenumfrage: Geschäftsklima zu Beginn des 2. Quartals 2013 nahe Allzeithoch (13.6.2013)
siehe zudem:
- Verbände, öffentliche Hand und Baupreise bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Bauwirtschaft, Immobilien sowie Architekt und Wirtschaft bei Amazon