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Kathodischer Korrosionsschutz im Parkhaus Reichwalds Ecke in Siegen

(16.8.2016) Zentral in der Siegener Unterstadt und doch idyllisch an der Sieg gelegen steht das nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnete Parkhaus Reichwalds Ecke mit 428 Stellplätzen (siehe Google-Maps und Bing-Maps).

Siegen: Parkhaus Reichwalds Ecke
alle Fotos, falls nicht anders angegeben © Sika Deutschland GmbH

Eine Routinekontrolle brachte erhebliche Schädigungen des Betonbodens und der Be­tonflächen im Inneren des Parkhauses zutage: Während er äußerlich weitestgehend intakt war, griff salzhaltiges Tauwasser die Stahlbewehrungen massiv an - ein Fall von klassischer Chloridkorrosion. Zur Erinnerung: Das Eindringen von Tausalz und Wasser in die konstruktiven Elemente eines Bauwerks verursacht bereits nach relativ kurzer Zeit Flächen- bzw. Lochfraßkorrosion. Die Folge: Betonabplatzungen und Hohllagen, die nicht nur unschön aussehen, sondern aufgrund des verringerten Bewehrungsquer­schnitts die Standsicherheit gefährden.

Zunächst stand ein Abriss des Parkhauses zur Diskussion. Der Aufsichtsrat der Kom­munalen Entwicklungsgesellschaft Siegen mbH (KEG) entschied sich jedoch aus Kos­tengründen sowie aufgrund fehlender Standortalternativen stattdessen für eine Kom­plettsanierung der sechs Parkdecks und der Spindel für 3,35 Mio. Euro bei laufendem Betrieb. Den Auftrag hierzu erhielt die Koch GmbH aus Kreuztal als Generalunterneh­mer. 

Neben dem Hauptproblem Chloridkorrosion waren außerdem die Fugenbereiche und da­mit auch die Unterzüge schadhaft. Der Sockelbereich der Spindel zeigte großflächige Abplatzungen und die Fugenmassen enthielten giftige polycyclische aromatische Koh­lenwasserstoffe (PAK).

Aufwändige Analytik für ein optimales Instandsetzungskonzept

Den Instandsetzungsarbeiten ging eine aufwändige Analyse der Schäden durch mo­derne Prüfverfahren voraus: Dazu wurden rund 2.000 Chloridproben aus unterschied­lichen Tiefen entnommen und zur Ermittlung tausalzbelasteter Bereiche ausgewertet. Außerdem wurden ca. 150.000 Messstellen im Zuge der Potenzialfeldmessung zur Or­tung von Korrosionsherden ausgewertet; gemessen wurden die Betonüberdeckung und die Karbonatisierung.

Für eine wirtschaftliche und sinnvolle Instandsetzung der großflächig korrodierten Be­wehrungen wurde ein Teil des schadhaften Betons abgetragen – ziemlich genau 1.000 Tonnen. Das war für den hohen Sicherheitsstandard unvermeidbar. Ein massiver Ein­griff in das Bauwerk in Form eines großräumigen Betonabtrags in den chloridbelasteten Bereichen mit bereits fortgeschrittenem Querschnittsverlust der Bewehrung war nach der Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Stahlbetonbauteilen sowie den ZTV ING und der deutschen Restnorm DIN V 18026 erforderlich.


Foto © Koch GmbH

Den abgetragenen Beton der Schadstellen am Boden reprofilierte man mit dem vorkon­fektionierten PCC-Werktrockenmörtel SikaTop ES-104/108 (Bild oben). Auch alle Pro­dukte und Systemlösungen zur Instandsetzung der Decken, Böden und Wände lieferte die Sika Deutschland GmbH.

Kathodischer Korrosionsschutz für eine wirtschaftliche Betonbodensanierung

zusätzlich zum Abtragen der schadhaften Bereiche und anschließendem Betonersatz musste man den Großteil der 40.000 Quadratmeter Stahlbeton aufgrund überhöhter Chloridwerte sanieren - konkret mit Hilfe von Kathodischem Korrosionsschutz (KKS), der das Fortschreiten der Korrosion dauerhaft verhindern soll. Dies erfolgt durch das Anlegen einer Fremdspannung über speziell mischmetalloxidbeschichtete Titannetz­anoden, die in ausreichend leitfähige Mörtel als Elektrode eingebettet werden. So ent­steht eine Potenzialverschiebung, die eine weitere Korrosion auf vernachlässigbare Raten verringert bzw. vollständig verhindert.

Für den kathodischen Korrosionsschutz stellt Sika passende Mörtelprodukte zur Verfü­gung: SikaTop ES-104 und SikaTop ES-108. Nach Einbau des KKS-Systems und Über­prüfung der Funktionstüchtigkeit ist darauf folgend eine Beschichtung mit jedem Sika CarDeck System möglich.

Im Siegener Parkhaus Reichwals Ecke wurden allein für die Installation des KKS für den Boden insgesamt 25 Kilometer Schlitze in den Beton gesägt, ebenso viel Tita­nnetzanodenbänder verlegt sowie ca. 20 Kilometer Mess-, Spannungsversorgungs- und Steuerverkabelung:

Die Montage in den Schlitzen ermöglicht die Erhaltung der Durchfahrtshöhe. Vorab wurde jeder Meter akribisch auf eine mögliche Kurzschlussgefahr gescannt. Der opti­male Abstand der Bänder zueinander wird durch die Bewehrungsdichte, die Beweh­rungsoberfläche und den daraus resultierenden erforderlichen Schutzstrombedarf vorgegeben.

Bei dieser sehr umfassenden Parkhaussanierung, die insgesamt 19 Monate gedauert hat, waren mehr als 30 Firmen mit rund 25.000 Arbeitsstunden beteiligt. Besonders wichtig war es, die Gewässerschutzvorschriften für die unter dem Parkhaus fließende Sieg einzuhalten.


Einbau der Fugenbandagen über den Fertigteilfugen.

Weitere Informationen zu Parkhaussanierungen können per E-Mail an Sika angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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