BerlinerLuft sorgt für partikelarme Frischluft in neuer Tablettenfabrik von Boehringer Ingelheim
(26.8.2022) SOL heißt die neue Solids-Launch-Fabrik des weltweit agierenden Pharmaherstellers Boehringer Ingelheim. Darin stecken nicht nur 90 Mio. Euro Gesamtinvestitionsvolumen, sondern auch hochkomplexe Fertigungstechnologien für Medikamente. Ihr klarer Fokus: Launch und Innovation.
Die Tablettenfabrik steht am Hauptsitz in Ingelheim am Rhein, in der Nähe von Mainz. Seit Oktober 2021 werden dort alle Neueinführungen von Arzneimitteln in Tablettenform (Solida) für den globalen Markt hergestellt. Für partikelarme Luft in den Produktionsräumen sorgen sechs Lüftungsgeräte der BerlinerLuft Technik GmbH mit Sitz in Berlin. Diese wurden in Hygieneausführung geliefert und sind mit Wärmerückgewinnung ausgestattet.
Die Solids-Launch-Fabrik entstand auf einer Grundfläche von 2.800 m² und umfasst drei Etagen. Im Untergeschoss befinden sich Technik- und Lagerräume sowie Umkleiden; im Obergeschoss weitere Technik-, Büro- und Sozialräume. Im Erdgeschoss befindet sich die Produktion. Auf zwei Produktionslinien für kleinere und mittlere Chargengrößen kann für u.a. klinische Studien und die Markteinführung produziert werden.
SOL ist als Smart Factory konzipiert. Alle Maschinen und Anlagen sind digital vernetzt und nahezu alle Prozesse steuern sich selbst. „Durch das flexible und digital integrierte Konzept der neuen Tablettenfabrik und die enge Verzahnung mit der Entwicklung können wir unsere neuen Produkte schneller und effizienter auf den Markt bringen“, erklärt Dr. Anja Preißmann, Leiterin Human Pharma Supply Deutschland.
Partikelarme Luft für die Produktion
Für die Produktion neuer Arzneimittel braucht es nicht nur die Expertise der Spezialisten von Boehringer Ingelheim und smart arbeitende Maschinen, sondern auch ein hygienisch reines Produktionsumfeld. Sechs Lüftungsgeräte (Zu- und Abluft) der BerlinerLuft Technik GmbH haben deshalb für partikelarme Luft in den Produktionsräumen zu sorgen. Sie arbeiten mit einem Gesamtvolumenstrom von 324.000 m³/h. Zwei Zuluftanlagen mit je 67.500 m³/h Gesamtvolumenstrom liefern partikelarme Luft für den Reinraum. Eine kleinere Zuluftanlage mit 30.000 m³/h Gesamtvolumenstrom versorgt den unklassifizierten Bereich außerhalb des Reinraums, wie Büroräume oder Flur.
Darüber hinaus lieferte das Berliner Unternehmen auch 10.000 m² Lüftungskanäle und Formteile. „Es war eines unserer größten Projekte im Pharmabereich als Systemlieferant“, konstatiert Uwe Speidel, Gebietsverkaufsleiter Süd Klimatechnik bei der BerlinerLuft Technik GmbH.
Hoher Luftwechsel für hohe Luftqualität im Reinraum
„In der Pharmaindustrie ist das Thema ‚Luftqualität‘ essenziell. Je höher die Reinraumklasse, desto weniger Partikel dürfen in der Luft enthalten sein“, erinnert Hans-Peter Berg, Teilprojektleiter für TGA (SOL) und Gewerkeverantwortlicher für Raumlufttechnik bei Boehringer Ingelheim. Der Pharmahersteller fertigt in seiner Solids-Launch-Fabrik in der Reinheitsklasse ISO 8 bzw. Reinraumklasse D. Dementsprechende Anforderungen mussten auch die Lüftungsgeräte erfüllen.
Die Reinraumklasse D schreibt einen sechsfachen Mindestluftwechsel pro Stunde vor. „Im Betrieb fahren wir allerdings einen höheren Luftwechsel“, unterstreicht Herr Berg. In arbeitsfreier Zeit wird der Luftwechsel aber reduziert. „In der Solids-Launch-Fabrik arbeiten wir im Einschichtbetrieb in einer fünf-Tage-Woche. Sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuhause, senken wir den Luftwechsel ab. Das spart Strom sowie Kühl- und Heizenergie.“ Der Luftvolumenstrom jedes einzelnen Produktionsraumes lässt sich dazu über die Gebäudeleittechnik einstellen.
Lüftungsanlagen in Hygieneausführung
Die BerlinerLuft Technik GmbH hat die Zuluftanlagen für die Smart Factory bei Boehringer Ingelheim in Hygieneausführung gefertigt. Unter anderem Böden und Klappen sind dabei in Edelstahl ausgeführt. Außerdem arbeiten die Zuluftanlagen mit 100% Außenluft. „In der Pharmaindustrie ist das der Standard. Seit Covid-19 nimmt die Anfrage nach Lüftungsanlagen mit 100 Prozent Außenluftzufuhr auch in anderen Bereichen zu“, betont Herr Speidel.
RLT-Anlagen mit Wärmerückgewinnung
Eine weitere Anforderung an die Lüftungsanlagen war die Reduzierung des Energieverbrauchs durch ein Wärmerückgewinnungssystem. „Wir mussten einen Wirkungsgrad von größer oder gleich 70 Prozent erreichen - das war die Vorgabe von Boehringer Ingelheim. Klar, denn jedes Prozent Wirkungsgrad weniger kostet später viel Geld. Ein hoher Wirkungsgrad ist nicht nur kosten-, sondern auch umweltschonend“, so Uwe Speidel. Die Raumlufttechnischen Anlagen in der Solids-Launch-Factory sind daher mit dem hauseigenen EcoCond-System ausgestattet.
EcoCond und EcoCond+ sind Wärmerückgewinnungssysteme zum Heizen und Kühlen. Durch die Trennung der Luftströme sind auch im Störfall die Stoff- und Brandübertragung ausgeschlossen. Damit empfiehlt sich das System besonders für den Einsatz in Anlagen, in denen keine Keime, Gerüche, Feuchtigkeit, Schadstoffe und sonstige Kontaminationen übertragen werden dürfen. Das gilt ebenso für Umgebungen mit aggressiven Medien oder Prozessabwärme.
Weitere Informationen zu großen Lüftungsanlagen für partikelarme Frischluft können per E-Mail an BerlinerLuft. angefordert werden.
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siehe zudem:
- Lüftungstechnik im Raumlufttechnik-Magazin bei BAULINKS.de
- Literatur / Bücher über Lüftungstechnik und Klimatechnik bei Baubuch / Amazon.de