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Zementindustrie fordert Belebung von Bauinvestitionen

(9.5.2005) Die deutsche Zementindustrie sieht sich zunehmend durch hohe Brennstoff- und Strompreise belastet, die zu erheblichen Kostensteigerungen bei der energieintensiven Zementproduktion führen, so Hans Bauer, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (BDZ), anlässlich der Jahrespressekonferenz der Branche in Berlin. Während sich in fast allen europäischen Ländern die Industriestrompreise deutlich unter deutschem Preisniveau bewegten, stellten sie am Standort Deutschland einen immer schwerer zu verkraftenden Kostenfaktor dar. Die deutsche Zementindustrie setze sich daher gemeinsam mit anderen stromintensiven Branchen bei der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes für eine umfassende Öffnung des Strommarktes und vor allem der Stromnetze ein.

Als "gefährlichen Konstruktionsfehler" kritisierte Bauer zudem die isolierte Einführung des Emissionshandels in der Europäischen Union, der zu drastischen Wettbewerbsverzerrungen vor allem gegenüber außereuropäischen Produktionsstandorten führen werde. Eine mögliche Verlagerung von Produktionskapazitäten und die Deckung des Inlandsbedarfs über Importe wären aus Sicht der Zementindustrie allerdings klimapolitisch kontraproduktiv und wirtschaftspolitisch nicht sinnvoll. "Wir haben nicht vor, diesen Markt mit seinen Chancen und Perspektiven abzuschreiben", so Bauer. Immerhin sei Deutschland noch immer der drittgrößte Zementmarkt in Europa.

Im Jahr 2004 musste die deutsche Zementindustrie eine erneute Abnahme des inländischen Zementverbrauchs verkraften, der mit 28,8 Mio. Tonnen um 3,6 Prozent unter dem Verbrauch des Vorjahres 2003 lag. Dabei konnte der verringerte Inlandsabsatz (um minus 4,3 Prozent auf 27,5 Mio. Tonnen) durch verstärkten Export von Zement und Klinker ausgeglichen werden, der um rund 27 Prozent auf 5,9 Mio. Tonnen stieg. Für das laufende Jahr 2005 erwartet der BDZ vor dem Hintergrund ungünstiger Prognosen für die Bauwirtschaft erneut eine Abnahme des Zementverbrauchs in Deutschland um etwa 4 Prozent.

Der Umsatz der Zementindustrie ist im Jahr 2004 erstmals seit 1998 wieder gestiegen. Allerdings liegt er trotz des Anstiegs um 4,3 Prozent im Jahresvergleich noch immer um gut 40 Prozent unter dem Wert von vor sieben Jahren. Daran konnten auch die mittlerweile wieder etwas höheren Zementpreise nichts ändern, in die nicht zuletzt die höheren Energiekosten eingegangen sind.

Die anhaltend rückläufige Marktentwicklung, mit der Folge einer Konsolidierung der Branche sowie des Abbaus von Überkapazitäten, haben auch zu einer Abnahme der Beschäftigung geführt: Die Zahl der Mitarbeiter in den 23 Unternehmen mit ihren insgesamt 59 Werken sank Ende 2004 auf 7.721. Die Zahl der Arbeitnehmer in der Branche ist damit in den letzten zehn Jahren um rund 40 Prozent zurückgegangen.

Aktuelle Lage und Perspektiven von Zementbranche und Bauwirtschaft lassen sich nach den Worten Bauers nur durch eine nachhaltige Belebung der Bauinvestitionen im Wohnungsbau und im Infrastrukturausbau verbessern. Neben besseren Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau sieht der BDZ Zukunftschancen für die Erholung der Baukonjunktur vor allem in der Forcierung von Investitionen für Ausbau und Sanierung der Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund sei es dringlicher denn je, PPP-Projekte im Verkehrswegebereich verstärkt voranzutreiben - so wie dies inzwischen mit größerem Erfolg im
Bereich des öffentlichen Hochbaus umgesetzt wird. Daher sollten künftig alle Verkehrsprojekte auf privatwirtschaftliche Realisierbarkeit hin überprüft werden. Hierzu müsse insbesondere der Anwendungsbereich des Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetzes (F-Modelle) auf Autobahnstrecken erweitert werden.

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