ifo Konjunkturtest 7/2010: Geschäftsklima in der Bauwirtschaft sichtlich verbessert
(28.7.2010) Die am ifo Konjunkturtest teilnehmenden Unternehmen des Bauhauptgewerbes bewerteten ihre aktuelle Geschäftssituation erheblich günstiger als im Vormonat - zumal die Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate nur unwesentlich weniger zuversichtlich als im Juni eingeschätzt werden.
- Deutlich weniger Testteilnehmer als im Vorjahr (27 nach 37%) meldeten Behinderungen der Bautätigkeit, überwiegend wegen Auftragsmangel.
- Die Geräteauslastung stieg um einen Prozentpunkt auf 70% (saison- und witterungsbereinigt); der Vorjahreswert wurde damit um 3 Prozentpunkte übertroffen.
- Die Reichweite der Auftragsbestände verringerte sich im Durchschnitt der Bausparten geringfügig auf 2,4 Monate (saison- und witterungsbereinigt); vor einem Jahr waren die Auftragspolster sogar noch etwas kleiner (2,3 Monate).
Die Firmenmeldungen lassen erkennen, dass die Preise im Juli leicht angehoben werden konnten. Nach Meinung der Testteilnehmer werden sie auch in den nächsten Monaten die Preise erhöhen können. Die Unternehmen beabsichtigen, in der nächsten Zeit ihren Personalbestand etwas aufzustocken.
Im Hochbau verbesserte ...
... sich das Geschäftsklima beträchtlich. Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage fielen in allen drei Teilsparten günstiger aus als im Vormonat; vor allem im gewerblichen Hochbau gab es so viele positive Urteile wie seit Jahren nicht mehr. Auch bezüglich der Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate wuchs die Zuversicht weiter.
- 26% der befragten Firmen klagten über Behinderungen der Bautätigkeit, fast ausschließlich wegen Auftragsmangel.
- Der Ausnutzungsgrad der Gerätekapazitäten verharrte bei 71% - vor einem Jahr wurden lediglich 67% erreicht.
- Im Durchschnitt der Hochbausparten reichten die Auftragspolster der
Unternehmen für 2,4 Monate; im Juli 2009 waren es nur 2,2 Monate. Die
Auftragsbestände ...
- verringerten sich im Wohnungsbau von 2,2 auf 2,1 Monate,
- stiegen im öffentlichen Hochbau von 2,2 auf 2,3 Monate und
- stagnierten im gewerblichen Hochbau bei 2,6 Monaten.
Nach den Firmenmeldungen zu schließen, konnten die Testfirmen häufiger die Preise anheben; in den nächsten Monaten dürften sich die Preiserhöhungsspielräume weiter vergrößern.
Im Tiefbau trübte ...
... sich das Geschäftsklima etwas ein. Die befragten Firmen beurteilten ihre aktuelle Lage zwar nur etwas weniger ungünstig als im Vormonat; die zukünftige Geschäftsentwicklung wurde dagegen deutlich skeptischer als im Juni eingeschätzt.
- Rund 30% der Testteilnehmer meldeten Beeinträchtigungen der Bautätigkeit, wobei nahezu jeder von diesen über Auftragsmangel klagte.
- Die Geräteauslastung konnte um einen Prozentpunkt - auf 68% - ausgeweitet werden. Der Maschinenpark war damit um 2 Prozentpunkte besser ausgelastet als vor einem Jahr.
- Die Reichweite der Auftragsbestände verkürzte sich sowohl im Straßenbau als auch im sonstigen Tiefbau um jeweils 0,1 Monate auf 2,4 bzw. 2,6 Monate. Im Durchschnitt der Tiefbausparten betrug die Reichweite - wie vor Jahresfrist - 2,6 Monate.
Den Testergebnissen zufolge waren die Preise im Juli geringfügig unter Druck. Für die nächsten Monate rechneten die Unternehmen ebenfalls mit leicht sinkenden Preisen.
Exkurs: Bauwirtschaft (Ost)
In den neuen Bundesländern veränderte sich das Geschäftsklima im Berichtsmonat so gut wie nicht. Im Hochbau verbesserten sich sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für das nächste halbe Jahr. Im Tiefbau fielen die Lageurteile etwas günstiger aus als im Vormonat; die Geschäftserwartungen waren allerdings von merklich größerer Skepsis gekennzeichnet.
- Die Kapazitätsauslastung erreichte - wie bereits im Vormonat - 72%. Sie war damit nur etwas höher als vor einem Jahr (71%).
- Bei rund 30% der Testteilnehmer kam es zu Behinderungen der Bautätigkeit, schwerpunktmäßig wegen Auftragsmangel.
- Die Reichweite der Auftragsbestände verkürzte sich im Hochbau von 1,9 auf 1,8 Monate und im Tiefbau von 2,5 auf 2,4 Monate. Dabei erhöhten sich lediglich im öffentlichen Hochbau die Auftragsreserven (2,1 nach 1,9 Monaten).
Die Unternehmen konnten höhere Preise durchsetzen; für die nächsten Monate gingen sie von weiteren Preisanhebungen aus.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- „Wo stehen wir?“ - Roto zur Markt- und Unternehmensentwicklung (14.10.2010)
- Fenster-/Baumarkt in Südeuropa ... und Rotos Sicht darauf (14.10.2010)
- ifo Konjunkturtest: Baupreise ziehen weiter an, aber... (29.8.2010)
- Produktion im Baugewerbe im Euroraum um 2,7 Prozent gestiegen (18.8.2010)
- Zahlen zum Wohnungsmarkt vom BMVBS (Stand: Januar 2010) (13.8.2010)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Euroconstruct: Europäische Bauwirtschaft weiter rückläufig (29.7.2010)
- Konjunkturumfrage 2010 der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau (25.7.2010)
- FM-Branchenreport 2010 in der Druckversion erschienen (25.7.2010)
- Sanitärbranche: Keine Krise im Inland (19.7.2010)
- -6,3%: Produktion im Baugewerbe im Euroraum (19.7.2010)
- Auftragserteilung aus Konjunkturpaketen ebbt ab (18.7.2010)
- Preisstabilität prägt Wohnungsmarkt (11.7.2010)
- Baupreisindex Mai 2010: Wohngebäude +1,0% gegenüber Vorjahr (11.7.2010)
- Ergebnisse des VBI-BDB-Bürokostenvergleichs liegen vor (1.7.2010)
- ifo Architektenumfrage: gutes Geschäftsklima bei freischaffenden Architekten (1.7.2010)
- Ziegelindustrie: seit 15 Jahren sinkender Markt (27.6.2010)
- Dachdeckerhandwerk: 2009 mit blauem Auge davongekommen (27.6.2010)
- ZDB erwartet stabile Umsatzentwicklung 2010 und deutlichen Einbruch 2011 (23.6.2010)
- Roland Berger Studie: Lage der Baustoff- und Bauzulieferindustrie (23.6.2010)
- 9,6% weniger Wohnungen als 2008, 73% weniger als 1995 (8.6.2010)
- Studie erwartet Konsolidierung öffentlicher Haushalte durch "Konjunkturpaket Wohnungsbau" (7.6.2010)
- In der Baubranche wächst nach einem gutem Jahresstart die Zuversicht (30.5.2010)
- Bauwirtschaft blickt positiv auf 2010; Sorge bereitet 2011 (9.5.2010)
- Keine Krise beim Sanitär Heizung Klima-Handwerk (2.5.2010)
- Euroconstruct prognostiziert Erholung der Baukonjunktur ab 2011 (2.5.2010)
- Sekundäreffekte zerren an der Sicherung der Währungsstabilität (10.4.2010)
- OC&C-Studie: Der deutsche Hochbau erholt sich nur langsam (1.4.2010)
- Transportbeton-Produktion sinkt auf Niveau des Jahres 1970 (7.3.2010)
siehe zudem:
- Verbände, öffentliche Hand und Baupreise auf Baulinks
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