ZDB: „ Geplante steuerliche Förderung von Gebäudesanierungen ist ein Witz!“
(1.2.2015) „Der unlängst bekannt gewordene Referentenentwurf zur steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung wird keine Sanierungsimpulse setzen können! Dazu sind die vorgeschlagenen Maßnahmen zu halbherzig. Entweder man macht es richtig, oder man macht es gar nicht,“ so das Fazit von Rainer König, Vorsitzender des Bundesverbandes Ausbau und Fassade im ZDB und ZDB-Vorstandsmitglied anlässlich der Jahresauftaktveranstaltung seines Verbandes heute in Stuttgart.
Zur Erinnerung: Gerade der Gebäudesektor spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der nationalen Klimaschutzziele, denn rund 40 Prozent des gesamten Energiebedarfes entfallen auf das Beheizen, die Warmwasserversorgung und die Beleuchtung von Gebäuden. Aber die jährliche Sanierungsquote liegt bei knapp einem Prozent und damit deutlich unter der Zielvorgabe von zwei Prozent, so dass nur richtige Anreize die sich hier - z. B. durch eine Fassadendämmung - bietenden Energieeinsparpotenziale aktivieren.
Die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung war in der letzten Legislaturperiode im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat gescheitert. Mit dem nationalen Energieplan von Vizekanzler Gabriel tauchte sie erneut in der politischen Diskussion auf - siehe auch Baulinks-Beitrag „Die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung ist vom Tisch“ vom 16.12.2012.
„Bei 10.000 Euro Investition, z.B. in die Fassadendämmung, soll der Investor 1.000 Euro als Steuerabzug ersetzt bekommen, dieses allerdings nicht auf einmal, sondern über zehn Jahre gestreckt, also 100 Euro Steuerersparnis pro Jahr. Das ist ein Witz - und kein ernst zu nehmender Vorschlag. Denn wenn der private Hausbesitzer die Zuschussvariante der KfW wählt, bekommt er dieselben 1.000 Euro, allerdings auf einmal und direkt ausgezahlt. Wer soll sich vor diesem Hintergrund für eine steuerliche Förderung entscheiden?“ so König weiter. „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier etwas gemacht wird, dessen Scheitern vorprogrammiert ist.“
Mind. 25% der Investitionssumme sollten absetzbar sein
Das in den letzten Jahren rückläufige Auftragsvolumen bei Fassadendämmungen wird vor diesem Hintergrund keine zusätzlichen Impulse erfahren, um die Modernisierungsquote zu beschleunigen. Der mit der steuerlichen Förderung verknüpfte Abbau des Handwerkerbonus zur Gegenfinanzierung wurde von König scharf kritisiert - siehe auch Beitrag „IG Bau: Kappung der Absetzbarkeit von Handwerksleistungen begünstigt Schwarzarbeit“ vom 7.12.2014. König forderte eine Erhöhung der jährlichen Abschreibung auf mindestens 25 Prozent, um einen tatsächlichen Anreiz zur energetischen Sanierung von Gebäuden zu schaffen sowie die Entkopplung vom Handwerkerbonus, um energetische Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden signifikant zu steigern.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Merkel „wagt“ bei Viessmann, die steuerliche Förderung von Gebäudesanierungen anzusprechen (17.4.2017)
- Höhere Afa, bessere Rahmenbedingungen, geförderte Gebäudesanierung ... fordert Bauwirtschaft (15.3.2015)
- Koalitionsausschuss stoppt wohl Steuerbonus für Gebäudesanierung (26.2.2015)
- ZDB: Afa verdoppeln, Baunebenkosten senken, Augenmaß bei der Ressourcenschonung! (23.2.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Studie zu WDVS-Recycling und -Verwertung: „Entsorgungsprobleme sind nicht zu erwarten.“ (30.1.2015)
- KfW verbessert ihr Förderprogramm „Energieeffizient Sanieren“ (5.1.2015)
- Bund und Länder einigen sich auf Steuerförderung für Sanierungsmaßnahmen (15.12.2014)
- IG Bau: Kappung der Absetzbarkeit von Handwerksleistungen begünstigt Schwarzarbeit (7.12.2014)
- Stimmen zum Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz nach dem Kabinettbeschluss (3.12.2014)
- Sto reagiert auf kritische Medienberichte zu WDVS mit Polystyrol-Dämmplatten (30.11.2014)
- Mehr als die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland ist älter als 40 Jahre (18.11.2014)
- Positionspapier: „Vorurteile gegen den Einsatz von Dämmstoffen sind unberechtigt“ (16.9.2014)
- Steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung im Koalitionsgespräch (19.11.2013)
siehe zudem:
- SanReMo-Magazin und Wärmedämm-Verbundsystem im Fassaden-Magazin von Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Wärmedämm-Verbundsystem bei Amazon