Die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung ist vom Tisch
(16.12.2012) Wie bereits im Bauletter vom 12.12. berichtet, ist das über einjährige Vermittlungsverfahren zur steuerlichen Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden beendet. Betroffene Verbände zeigen sich enttäuscht, auch wenn man jetzt zumindest wisse, dass man auf die Möglichkeit der Abschreibung nicht mehr warten müsse. Ob allerdings die Entscheidung im Sinne der Planungsicherheit der Gebäudesanierung neue Impulse wird geben können, bleibt abzuwarten.
Bund
und Länder einigten sich am 12.12. darauf, sämtliche streitigen Teile zur steuerlichen
Förderung aus dem Gesetz zu streichen, da eine Verständigung trotz intensiver
Vermittlungsbemühungen nicht möglich war. Die von vielen Wohneigentümern
erhoffte steuerliche Förderung von Sanierungsmaßnahmen kann daher nicht in Kraft
treten. Die Bundesregierung kündigte aber in einer Protokollerklärung an, ab
2013 ein neues KfW-
Der Vermittlungsausschuss beschloss, lediglich eine Passage zum Energiewirtschaftsgesetz, die der Umsetzung der europäischen Elektrizitäts- und der Gasrichtlinie dient, im Gesetz zu belassen. Sie stellt sicher, dass so genannte Entflechtungsmaßnahmen der Netzbetreiber, die aufgrund von EU-Vorgaben notwendig sind, von der Grunderwerbsteuer befreit werden. Die Regelung war erst im Bundestag an das ursprüngliche Gesetzgebungsvorhaben zur Gebäudesanierung angefügt worden, hat mit dieser allerdings thematisch nichts zu tun. Bundestag und Bundesrat müssen den Änderungsvorschlag noch bestätigen. Beide Häuser befassen sich bereits in dieser Woche mit dem Gesetz, das wegen der umfangreichen inhaltlichen Streichungen einen neuen Titel erhält.
BDI: „Flächendeckende energetische Sanierung rückt damit in weite Ferne“
„Die Industrie hat große Hoffnung auf eine Einigung bei der energetischen Gebäudesanierung gesetzt. Das Scheitern im Vermittlungssauschuss ist enttäuschend. Eine flächendeckende energetische Sanierung der Gebäude in Deutschland rückt damit in weite Ferne. Das ist ein schwerer Rückschlag für die Ziele der Energiewende“ - so die Reaktion von Holger Lösch, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung.
Der BDI fordert seit
langem die Etablierung eines Fördersystems, um die enormen
Energieeffizienzpotenziale bei Gebäuden in Deutschland zu heben.
Derzeit entfallen über 40 Prozent des Energieverbrauchs in
Deutschland auf den Betrieb von Gebäuden. Damit ist dieser Bereich
maßgeblich entscheidend für das Gelingen der Energiewende. Lösch:
„Es ist besonders bedauerlich, dass sich Teile der Politik bei
einem so wichtigen, sinnvollen und notwendigen Vorhaben aus
offenbar wahltaktischen Gründen aus der Verantwortung stehlen.“
Verband Wohneigentum: „Zumindest gibt es jetzt eine eindeutige Regelung“
„Wir bedauern die Entscheidung des Vermittlungsausschusses, obwohl sie uns nicht überrascht“, sagte Hans Rauch, Präsident des Verbands Wohneigentum. „Gleichzeitig hoffen wir, dass das angekündigte neue KfW-Förderprogramm die Hauseigentümer bei der Durchführung energetischer Sanierungsmaßnahmen entlastet. ... Zumindest gibt es nach fast anderthalb Jahren politischem Verwirrspiels endlich eine eindeutige Regelung - wenn sie auch nicht im Sinne der Wohneigentümer ausfiel. Nun wissen sanierungswillige Eigenheimbesitzer, was sie erwarten oder eben nicht erwarten dürfen.“
Das von der Bundesregierung angekündigte neue KfW-Förderprogramm
in Höhe von 300 Millionen Euro jährlich begrüßt der Verband
Wohneigentum, es gleicht jedoch das Scheitern der steuerlichen
Förderung nicht aus. Eine KfW-Förderung ist deutlich komplizierter
zu erlangen als ein Steuernachlass. „Zielführend wäre, wenn das
neue KfW-
ZVSHK: „politische Ränkespiele“
„Eine gute Idee ist politischen Ränkespielen zum Opfer gefallen. Das ist ein Trauerspiel der Politik“, urteilt Elmar Esser, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), und ergänzt: „Energieeinsparung und Effizienzsteigerung im Heizungskeller sind wesentliche Schlüssel für das Gelingen der Energiewende.“ Statt den Anlagenbetreibern entsprechende steuerliche Anreize für eine Heizungsmodernisierung zu schaffen, habe die Politik mit der monatelangen Hängepartie im Vermittlungsausschuss die energetische Gebäudesanierung ausgebremst. „Dieses Versagen nur durch ein Aufstocken der KfW-Programme mit Bundesmitteln auszugleichen, reicht nicht aus“, betont der Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, und er bedauert, dass „unsere Betriebe könnten jeden dritten Arbeitstag einen neuen Kessel installieren könnten. Stattdessen müssen sie ihren Kunden zurzeit erklären, dass die Politik offenkundig das viel besungene Thema Energiewende ausschließlich auf den Strommarkt bezieht.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bundesrat
- EnergieSparRatgeber für Heizungssysteme vergleichen, ThermostatCheck, Modernisierungsratgeber, hydraulischer Abgleich-Check
- Förderratgeber von co2online
- Fördermitteldatenbank von fe.bis
- Merkel „wagt“ bei Viessmann, die steuerliche Förderung von Gebäudesanierungen anzusprechen (17.4.2017)
- ZDB: „Geplante steuerliche Förderung von Gebäudesanierungen ist ein Witz!“ (1.2.2015)
- Steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung im Koalitionsgespräch (19.11.2013)
- Gebäudesanierungsfahrplan der VdZ für die Energiewende: Anreize und Lenkung (19.3.2013)
- CSU strebt offenbar Wiederauflage der Eigenheimzulage an (15.2.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- 5. Deutsche Wärmekonferenz: „Fatale Blockade der Energiewende im Heizungskeller“ (2.12.2012)
- „B-Lösung“ für die CO₂-Gebäudesanierung ab 2014? (29.10.2012)
- ZDB: „Keine Klimawende ohne Gebäudesanierung“ (9.9.2012)
- BDH veröffentlicht neuen Leitfaden für Energieberater (12.8.2012)
- BBSR veröffentlicht Gutachten zur Novellierung der Energieeinsparverordnung (EnEV) (9.7.2012)
- Immer noch keine Einigung im Vermittlungsausschuss in Sachen Gebäudesanierung (28.6.2012)
- Steuerbonus für Gebäudesanierung soll noch in diesem Jahr kommen (23.4.2012)
- 27 Branchenverbände, IG BAU und Mieterbund fordern neue Wohnungsbaupolitik (19.4.2012)
- Pro "Bau-Euro" gehen 51 Cent an den Staat (7.11.2011)
- Steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierungen endlich im Vermittlungsausschuss (1.11.2011)
- KfW: Staatshaushalt profitiert bis zu fünffach von "Förder-Euros" (1.11.2011)
siehe zudem:
- Bestandsumbau (SanReMo), Bautrocknung, Dämmung, Fassadendämmung, Solarwärme, erneuerbare Energien bei BAULINKS.de
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